Parlamentspräsident Schlie eröffnet Landtagssitzung mit Gedenken an das Kriegsende vor 75 Jahren
Nr. 62 / 8. Mai 2020Parlamentspräsident Schlie eröffnet Landtagssitzung mit Gedenken an das Kriegsende vor 75 JahrenDer 8. Mai markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. „Dieser Tag war und ist ein ‚Tag der Befreiung‘, daran gibt es nicht den leisesten Zweifel“, erklärte Landtags- präsident Klaus Schlie. Er eröffnete die Plenarsitzung heute (Freitag) mit einer Rede anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus, die mit einer Gedenkminute der Abgeordneten für die Opfer des Zweiten Weltkrieges endete.„Dieser Tag hat eine entscheidende Bedeutung nicht allein für unsere Vergangenheit, sondern für unsere Gegenwart und Zukunft“, hob der Parlamentspräsident hervor. Der 8. Mai sei eine Verpflichtung: zur Wachsamkeit gegenüber allem, was die Demokratie und die Freiheitsordnung bedrohe, und zur Wehrhaftigkeit gegen alles, was die demokratisch-freiheitliche Gesellschaft infrage stelle. „Er verpflichtet uns auf die Grundwerte unserer Verfassung, allen voran der Menschenwürde, die immer und allen Menschen gegenüber unverrückbare Richtlinie unseres Handelns sein muss“, erklärte Schlie nachdrücklich, „und dazu, die demokratische Ordnung für ein gemeinsames Europa in engster Zusammenarbeit mit allen europäischen Partnern weiterzuentwickeln.“ Gegenüber den Opfern der NS-Verbrechen und deren Nachfahren sei er eine Verpflichtung, das Geschehene niemals zu vergessen und alles dafür zu tun, dass sich die von Deutschen begangenen Menschheitsverbrechen niemals wiederholten.Die ursprünglich im Anschluss an die Plenartagung geplante zentrale Gedenkstunde des Landes Schleswig-Holstein hatten der Landtag und die Landesregierung aufgrund des Coronavirus abgesagt. Ministerpräsident Daniel Günther erinnerte an das historische Datum im Mai 1945: „Millionen ermordete Juden, getötete Soldaten und Zivilisten – das war die bittere Bilanz zum Kriegsende. Auch Schleswig-Holstein litt unter der Kriegszerstörung und wurde anschließend mit dem Schicksal hunderttausender Vertriebener konfrontiert“, so Günther. „Diese Geschichte ist Teil unserer Identität. Auch 75 Jahre nach dem Tag der Befreiung ermöglichen uns die Erinnerungen an den Nationalsozialismus ein Mitgefühl für alle, die heute weltweit unter autoritären Regimen 2leiden. Die Erinnerung ist uns eine Mahnung und lässt uns wachsam bleiben für zunehmenden Extremismus und Rassismus.“ Für ihn gehe der Tag ebenfalls mit einem Auftrag einher, sagte der Ministerpräsident: „Mir ist es wichtig, am 8. Mai daran zu erinnern, auf welchem moralischen Fundament unser politisches Handeln aufbaut. Dass wir eine Identität mit Geschichte haben, die uns auch heute noch verpflichtet.“In seiner Gedenkrede im Plenarsaal des Landeshauses rief Schlie zudem in Erinnerung, dass der Schleswig-Holsteinische Landtag bereits im Februar 1946 erstmals zusammenkommen durfte. „Der Tag der Befreiung und der Tag des demokratischen Neuanfangs unseres Landes gehören untrennbar zusammen.“Hinsichtlich der aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie sei es einmal mehr notwendig, den Blick auf die Vergangenheit zu richten, unterstrich der Parlamentspräsident. Solidarität, Mitmenschlichkeit, der Schutz aller Menschen in der Gesellschaft, der Optimismus und der Wille, gemeinsam auch größte Herausforderungen zu meistern – „all das sind allgemeingültige Lehren, die vor allem wir Deutsche aus dem 8. Mai 1945 gezogen haben und die uns auch heute, am 8. Mai 2020, Leitlinien für unser Handeln sein müssen.“