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24.01.20
10:14 Uhr
B 90/Grüne

Marlies Fritzen zur Wildnis in Schleswig-Holstein

Presseinformation

Rede zu Protokoll gegeben Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 36 – Wildnis in Schleswig-Holstein Pressesprecherin Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin der Claudia Jacob Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Marlies Fritzen: 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
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Nr. 025.20 / 24.01.2020
Je wilder, desto lieber
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es. (Robert Walser)
Zwei Drittel der Bundesbürger*innen mögen Natur umso lieber, je wilder sie ist. Das sagt uns die Naturbewusstseinstudie von 2013. Aber wohin mit dieser Liebe, wenn Straßen und Siedlungen den Weg versperren, wenn Äcker und Weiden sich in geomet- rischen Mustern über das Land legen? Wenn es einfach kaum noch Wildnis gibt in Deutschland?
Jahrhundertelang, bis zum Beginn der Industrialisierung, blieben etwa ein Drittel der Landflächen ungenutzt. Sich selbst überlassen, konnten sich natürliche Prozesse ohne bzw. weitgehend ohne menschliches Zutun entwickeln. 2007 schrieb die nationale Bio- diversitätsstrategie einen Anteil von 2 Prozent Wildnis ins Pflichtenheft. Zu erreichen genau in diesem Jahr 2020. Tatsächlich sind wird mit einem Flächenanteil von gerade einmal 0,6 Prozent weit davon entfernt.
Naturschutz durch Nichtstun – darum geht es beim Wildniskonzept. Das hört sich doch verlockend an. Wir könnten viel Geld sparen, wenn wir das zur Maxime im Naturschutz machen. Das wollen wir aber gar nicht. Erstens kommt das natürlich in unserer dicht besiedelten und stark genutzten Landschaft nur auf kleiner Fläche in Frage. Und zwei- tens wäre es auch nicht zielführend für viele Arten und Lebensräume, die wir schützen und entwickeln wollen, weil die gerade auf angepasste Nutzung oder Pflege angewie- sen sind.

Seite 1 von 2 Aber da, wo es geht, wollen wir der Natur ihren Lauf lassen. Worum geht es? Wildnis sichert die biologische Vielfalt. Manche Arten kommen nur in naturnahen ungestörten Lebensräumen vor. Ihr Überleben zu sichern ist unsere Verantwortung. Wildnis schützt unser Klima. Moore und Wälder binden Treibhausgase. Wildnis schützt uns selbst. Flussauen mildern die Folgen von Hochwassern und Überschwemmungen. Wildnis ist unsere Lebensgrundlage. Sie liefert uns Sauerstoff, sauberes Wasser und unsere Nah- rung. Wildnis ist unsere Chance. Tiere und Pflanzen entwickeln in Zeiten des Klima- wandels Überlebensstrategien, von denen auch unsere Nutzpflanzen und -tiere profitie- ren. Wildnis macht gesund. Viele Medikamente werden aus natürlichen Stoffen entwi- ckelt.
Es ist nicht ganz einfach, in unserem Bundesland, in dem 70 Prozent der Fläche land- wirtschaftlich genutzt werden, wo täglich eine mehrere Fußballfeld-große Fläche für Straßen und Siedlungen versiegelt wird, geeignete Gebiete in den fachlich gebotenen Mindestgrößen zu finden.
Das zeigt dieser Bericht. Um überhaupt voran zu kommen, ist es vertretbar und realis- tisch, dass auch geeignete Gebiete von geringerer Größe einbezogen werden. Wichtig wird jetzt sein, diese Gebiete rechtlich abzusichern. Das heißt in der Regel, das Eigen- tum in öffentliche Hand oder die von gemeinnützigen Naturschutzstiftungen zu überfüh- ren.
Zwei Pluspunkte möchte ich am Ende noch besonders hervorheben: Mit dem National- park Wattenmeer haben wir ein riesiges einmaliges und streng geschütztes Gebiet von Welterbestatus. Seine Landflächen tragen wesentlich zum Erreichen unseres Wildnis- ziels bei.
Hinzu kommen die Naturwälder, die wir als eines der ersten Bundesländer umfänglich umgesetzt haben. Auch hier mit Kompromissen bezüglich der Flächengröße aber im- merhin. Hier wie dort kommen wir jedenfalls dem Wunsch von zwei Drittel der Bevölke- rung schon nach: je wilder, desto lieber.
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