Serpil Midyatli zu Top 26: Der Fachkräftemangel in Kitas spitzt sich immer weiter zu
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 12. Dezember 2019Serpil Midyatli: Der Fachkräftemangel in Kitas spitzt sich immer weiter zu TOP 26: Erzieherische und sozialpädagogische Ausbildungen attraktiver gestalten und Ausbildungsvergütung einführen (Drs. 19/1856)„Heute möchte ich einen, für mich mit einer der wichtigsten, Punkte ansprechen, die während des gesamten Dialogs zur Kita-Reform von der Landesregierung ausgeblendet wurde: Das sind die fehlenden Fachkräfte. Meiner Auffassung nach braucht es neben der Kita-Reform auch eine Neuausrichtung der Erzieherausbildung. Denn uns fehlt im ganzen Land gut ausgebildetes Personal. Wir haben bereits jetzt schon einen Fachkräftemangel. Das führt mittlerweile dazu, dass sich Erzieherinnen in andere Arbeitsfelder wegbewerben und sich damit der Druck auf die Fachkräfte in den Kitas erhöht. Zum anderen bekomme ich aber von Trägern und auch von BürgermeisterInnen die Rückmeldungen: Wir können nicht bauen und anbauen, das Geld ist da, aber das Personal fehlt. Und um eines Vorweg zunehmen, es wird mit mir keine Absenkung der Qualität nach dem DQR6 geben. Ich halte nichts von einer Deprofessionalisierung der Erzieherausbildung. Daher lehne ich die dreijährige Schmalspurausbildung, genannt Staatlich geprüfter Fachassistent für frühe Bildung und Erziehung, entschieden ab. Dieses wird nämlich auf der Kultusministerkonferenz gerade diskutiert. Nur auf Druck der Gewerkschaften ist die Vorlage erstmal von der Tagesordnung genommen. Unsere Ausbildung ist eine europaweit anerkannte Ausbildung. Sie können überall in Europa arbeiten, unser Abschluss ist mit einem Bachelor in anderen Ländern gleichgesetzt. Mir geht es darum, dass wir endlich zu einer Ausbildungsvergütung kommen müssen für die Erzieherinnen wie auch für die SPA`s. Aus zweierlei Sicht zum einem, weil es ungerecht ist, eine in der Regel 5-jährige Ausbildung zu starten, dabei erfüllen Sie einen gesetzlichen Auftrag in der KITA, ohne auch nur einen Cent dabei zu verdienen. Das zeigt wie hoch ihr Idealismus und wie wichtig Ihnen ihre Ausbildung ist. Dafür bewundere ich Sie, gerecht aber ist das nicht. Zum anderen aber, weil wir in allen Bereichen mittlerweile einen Bedarf an Fachkräften haben, der sich noch weiter zuspitzen wird in den nächsten Jahren, weil viele Kolleginnen in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Hier müssen, wir uns als Politiker im Grunde genommen sofort um die Rahmenbedingungen kümmern. Eine davon wäre, das PIA-Modell in eine Regelausbildung umzuwandeln. Die Praxisintegrierte Ausbildung ist eine Erfolg. Mir sagen die Schulen: „Bitte mehr davon“. Denn zurzeit haben wir die Situation, dass junge Menschen in der Ausbildung zur Erzieherin mit Vergütung und die Parallelklasse ohne Vergütung sind. Dieses führt bereits jetzt zu Unmut auf den Fluren in der Schule. Als Sozialdemokratin ist es mir wichtig auch weiterhin einen niedrigschwelligen Zugang zu ermöglichen. Auch wenn es schon Kreise und Städte gibt, die nur Erzieherinnen einstellen, sollte die SPA-Ausbildung erhalten bleiben. Aber auch hier gilt, diese Ausbildung gehört vergütet und vor allem aber müssen wir andere neue Formen des Aufstiegs mit dem Job ermöglichen. Denn heute gilt, einmal SPA immer SPA. Außer sie hängen eine dreijährige Ausbildung ran, ohne Bezahlung, egal wie lange sie schon Berufserfahrung haben. Die Rückmeldung aus den Schulen, die ich erhalten habe, mit denen ich natürlich auch im intensiven Gespräch bin, lautet Räume haben wir, 1 brauchen aber weiteres Personal, dann können wir auch mehr ausbilden. Wir werden mit dem Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz auch weiteres Personal brauchen. Daher lohnt der Blick auch an die Fachhochschulen, meine Rückmeldung aus der FH Kiel ist, es gibt 1000 Bewerberinnen auf gerade mal 12 -150 Studienplätze, dieses ist mit Blick auf den Bedarf den haben, nicht hinnehmbar. Hier brauchen wir dringend einen Ausbau der Plätze. Das sage ich sehr deutlich auch als Frau, dass wir die Care-Berufe insgesamt deutlich aufwerten und hier erkennen müssen, dass es sich um eine große wichtige Gesellschaftsaufgabe handelt. Wir leben und arbeiten in anderen Familienmodellen, haben ein anderes Partnerschaftliches Miteinander. Unsere Gesellschaft verändert sich im Moment enorm, nicht nur durch die vielen Transformationsprozesse. Nein wir wollen ein anderes Selbstverständnis von früher Bildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür müssen wir auch unsere Ausbildungen und auch die Bedarfe anpassen.“ 2