Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Christlichen Verein: Beratung für geflüchtete Männer dient der Gleichstellung der Geschlechter und ist ein Beitrag zur Prävention von Gewalt
Nr. 10 / 11. November 2019Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Christlichen Verein: Beratung für geflüchtete Männer dient der Gleichstellung der Geschlechter und ist ein Beitrag zur Prävention von GewaltAuf dem Fachtag „Von Mann zu Mann – Männerberatung für Geflüchtete“, der am 12. November im Kieler Landeshaus vom Flüchtlingsbeauftragten des Landes, KAST und dem Christliche Verein zur Förderung Sozialer Initiativen e. V. veranstaltet wird, betrachten Expert*innen die aktuelle Lebenssituation geflüchteter Männer und zeigen Wege zum Empowerment und zur Integration auf. Drei Geflüchtete berichten von ihren sehr unterschiedlichen Beratungsanliegen.„Für viele zugewanderte Männer wird das eigene Rollen- und Identitätsverständnis durch die Migration in Frage gestellt. In den fachlich spezialisierten Beratungsangeboten, u. a. Deutschkursen, beruflichen Integrationsmaßnahmen und Migrationsberatung gibt es für sie keinen Raum, diese Erfahrung individuell zu reflektieren“, sagt Katja Kuhlmann, pädagogische Leiterin des Christlichen Vereins zur Förderung Sozialer Initiativen in Kiel e. V. (CV e. V.). Zudem seien die psychosozialen Belastungsfaktoren – u. a. Armut, Traumatisierung, unsicherer Aufenthalt, Isolation und Perspektivlosigkeit – dieser Zielgruppe besonders hoch.Um geflüchtete Männer in psychosozialen Krisen zielgruppengerechter unterstützen zu können, hat der Christliche Verein im Rahmen seines Betreuungsauftrags durch die Stadt Kiel im Stadtteil Gaarden ein interkulturelles, gendergerechtes Männerberatungsangebot geschaffen.Die Erfahrungen von geflüchteten Männern sind ebenso vielfältig wie individuell. Die komplexen Anforderungen an sie, sich in einem neuen Land zurecht zu finden, führen häufig zu einer Überforderung. Dies erlebt auch Emad Soltanpoor, Männerberater des CV, in der Beratungspraxis. Er berichtet: „Das alte, bisher gelebte Männlichkeits- und Vaterbild, beispielsweise als Versorger und Beschützer, funktioniert nicht mehr. Männer erleben Identitätskonflikte, die sie nicht allein bewältigen können und die ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit auslösen. Wir unterstützen sie darin, sich neue Modelle zu erschließen.“ 2Torsten Döhring, stellvertretender Landesbeauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen, kritisiert, dass in der Öffentlichkeit oft ein sehr negatives Bild von geflüchteten Männern gezeichnet würde, das Stigmatisierung und rechtspopulistische Hetze begünstige. „Es ist wichtig, die Vielfalt der Menschen, die nach Deutschland kommen, in den Blick und ernst zu nehmen. Männerberatung spielt eine wichtige Rolle, insofern sie auch Partnerschaften und ganzen Familien zugutekommt“, so Döhring.Ein Ausspielen des Beratungsbedarfs von Frauen gegen das der Männer und andersherum lehnen die Veranstaltenden ab. Stattdessen soll der Fachtag den Impuls geben, ergänzend zu einer besser ausgestatteten Beratungsstruktur für Frauen, Kinder und Familien auch eine dringend notwendige Beratungsstruktur für Männer zu schaffen.