Mitreißend, humorvoll, nachdenklich - Liedermacher und Autor Stephan Krawczyk begeistert rund 200 Gäste im Landeshaus
Nr. 197 / 24. Oktober 2019Mitreißend, humorvoll, nachdenklich – Liedermacher und Autor Stephan Krawczyk begeistert rund 200 Gäste im LandeshausVolles (Landes-)Haus: Die Konzertlesung von Liedermacher und Autor Stephan Krawczyk zog bereits im Vorfeld so viele Interessierte an, dass die Veranstaltung in einen der großen Konferenzsäle des Landtages verlegt werden musste. Und tatsächlich begeisterte und bewegte Krawczyk die rund 200 Gäste mit seinen autobiographischen Texten und Liedern aus der Vorwendezeit und von heute so, dass es nach dem etwa zweistündigen Programm großen Applaus und teilweise Standing Ovations gab.Der Abend werde eine „Rückschau auf ein Kapitel deutscher Geschichte und Bestandsaufnahme unserer deutschen Gegenwart zugleich“ – so kündigte Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff- Weber die Konzertlesung von Stephan Krawczyk in ihrer Eröffnungsrede an. Der Künstler habe auf seine ganz eigene Art Widerstand geleistet, betonte Eickhoff-Weber: „Ihr friedliches Werkzeug gegen Unrecht und Unfreiheit waren und sind die Musik und das Wort, das gesungene Wort, das Lied.“ Als ein Mensch, der das Leben in beiden deutschen Staaten und in beiden politischen Systemen kenne, schärfe er bis heute den Blick für Fragen, die immer aktuell seien. Auch sein Engagement, jungen Menschen die Geschichte der deutschen Teilung und Wiedervereinigung nahezubringen, hob die Vizelandtagspräsidentin hervor. „30 Jahre Mauerfall – das bedeutet eine ganze Generation, die das geteilte Deutschland nicht miterlebt hat. Deshalb ist es so wichtig, ihnen unsere gemeinsame Vergangenheit zu vermitteln.“Rund zwei Stunden erzählte, las und sang der Liedermacher und Autor Stephan Krawczyk mithilfe von Gitarre, Bandoneon und Maultrommel von dem Land, das 33 Jahre lang seine Heimat war. Mal ironisch-humorvoll, mal nachdenklich und ernsthaft ließ der Künstler das Publikum an seinem Blick auf die Welt in der Vergangenheit wie heute teilhaben. Mit Liedern wie „Heute“ oder „Der Clown“ plädierte er immer wieder dafür, den Blick nicht auf Negatives zu richten, sondern „vor allem auf die Schönheit der Welt. Wir sollten uns freuen über das, was ist – und das Heute gestalten“, sagte Krawczyk. Große Heiterkeit rief neben bissigen Liedern unter anderem auch eine Episode seines Buches „Der Narr“ hervor, in der er mit viel Selbstironie über den Erwerb und Transport eines Heizlüfters, in der DDR Mangelware, berichtet. 2Im Anschluss an sein Programm führten Krawczyk und Hermann Bernd, Leiter des ZDF- Landesstudios Schleswig-Holstein, ein sehr persönliches Gespräch über die Erinnerungen an die Zeit vor und nach der Wende. Dabei sprach der Musiker und Autor auch über seine Erfahrungen im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Krawczyk berichtete davon, wie man durch die Verhaftung und Behandlung im Gefängnis in ein „Bündel Angst“ verwandelt wurde; aber auch von einem „schmerzhaften Verlust meiner Wurzeln“, nachdem er aus seinem Heimatland in die Bundesrepublik Deutschland ausgewiesen worden war.Nach einer anschließenden Zugabe des Künstlers konnten die Gäste noch die anlässlich des 30- jährigen Mauerfalls im Landtag gezeigte Ausstellung „Gewalt hinter Gittern“ besuchen. Die Wanderausstellung der Gedenkstätten Berlin-Hohenschönhausen und Bautzen klärt über Gefangenenmisshandlungen in DDR-Gefängnissen auf. Die Ausstellung ist bis zum 3. November in der Halle im ersten Stock des Landeshauses zu sehen.Krawczyk, geboren 1955 in Weida, machte in der DDR als Musiker Karriere. 1985 trat er aus der SED aus, wegen seiner kritischen Texte wurde ihm die Zulassung als Berufsmusiker entzogen. Ende der 1980er Jahre wurde Krawczyk mit seinen Liedern zu einem der bedeutendsten DDR- Oppositionellen, wurde im Januar 1988 verhaftet, im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen isoliert und schließlich in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben.Zu Beginn dieses Monats, am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit, verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Stephan Krawczyk als einem der Akteure der friedlichen Revolution das Bundesverdienstkreuz.