Bundespräsident besucht Integrationsprojekt des Landesbeauftragten für politische Bildung
Nr. 57 / 8. März 2019 Sperrfrist: heute, 11 UhrBundespräsident besucht Integrationsprojekt des Landesbeauftragten für politische BildungAnlässlich des Besuches von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier heute (Freitag) in Neumünster erklärte der Landesbeauftragte für politische Bildung in Schleswig-Holstein, Christian Meyer-Heidemann: „Es ist eine große Ehre, dass der Bundespräsident meiner Einladung nach Neumünster gefolgt ist.“ Der Bundespräsident ist Schirmherr des Ideenwettbewerbs „Demokratie ganz nah“, der Ideen der aufsuchenden politischen Bildungsarbeit auszeichnet. „Daher freut es mich besonders, dass der Bundespräsident sich vor Ort einen Eindruck von unserer Bildungsarbeit verschaffen möchte“, unterstrich Meyer-Heidemann.Nach einem Fachgespräch zum Thema „Grundgesetz und Integration – neue Ansätze der politischen Bildung“ wird Bundespräsident Steinmeier das Integrationsprojekt „New Ways for Newcomers“ besuchen. „Mit ‚New Ways for Newcomers‘ bauen wir Brücken für eine gelingende Integration“, sagte der Landesbeauftragte. „Wir übersetzen die Werte unserer Verfassung ganz praktisch – für ein im Alltag gelebtes Grundgesetz. Wir machen deutlich, welche Chancen das Grundgesetz als rechtlich verbindliche Basis einer freien und demokratischen Gesellschaft bietet.“ In den Kursen, so Meyer-Heidemann, werde nicht nur Wissen vermittelt, „sondern gleichzeitig eine respektvolle Streit- und Dialogkultur zwischen den Teilnehmenden eingeübt.“ In Neumünster sei dabei ganz bewusst ein neuer Weg eingeschlagen worden: „In Form eines ‚aufsuchenden‘ Projekts politischer Bildung kommen wir zu den Menschen, die wir mit herkömmlichen Formaten nicht erreichen würden.“Idun Hübner von der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten (ZBBS) ergänzte: „Es ist wichtig, dass Geflüchtete, egal wo sie herkommen, die Möglichkeit bekommen, so schnell wie möglich einerseits das politische System Deutschlands und die Demokratie kennenzulernen sowie andererseits Zugang zu Sprache und Bildung zu haben. Denn nur wenn alle gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung, Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe haben, kann Integration erfolgreich sein.“ 2Als Mitglied der Geschäftsführung der ZBBS setzte sich Idun Hübner dafür ein, „dass die Vielfalt der Kulturen in Deutschland als eine Bereicherung erlebt wird“, wie sie erläuterte. „Unsere kulturellen Projekte haben die Förderung der Selbstorganisation, das Empowerment der Geflüchteten und Migranten sowie die Öffnung der Mehrheitsgesellschaft zum Ziel. Wir tragen dazu bei, dass Geflüchtete und Migranten ihr Leben selbstverantwortlich gestalten können und die Anforderungen, die Gesellschaft, Arbeit und Alltag an sie stellen, bewältigen können“, betonte Hübner.Ehsan Abri ist Projektleiter und Initiator von „New Ways for Newcomers“. Er freue sich über die große öffentliche Aufmerksamkeit, die das Projekt durch den Besuch des Bundespräsidenten erfährt – und wünsche sich eine Ausweitung und Verstetigung des Projekts, wie er hervorhob. „Nur weil die geflüchteten Menschen, die aus Diktaturen hierhergekommen sind, nie demokratische Regeln und Werte kennenlernen durften, bedeutet das nicht, dass sie diese hier nicht noch erlernen können“, so Abri. Er verwies beispielhaft auf den langen Weg der Gleichberechtigung von Frauen in Deutschland und Europa. Dieser könne „ein Vorbild sein für den Kampf der Frauen im Nahen Osten, den diese noch zu kämpfen haben.“Hintergrund:Das Projekt „New Ways for Newcomers“ ist ein Projekt der politischen Bildung von Geflüchteten für Geflüchtete. Der Landesbeauftragte für politische Bildung veranstaltet es in Kooperation mit der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten e.V. Initiator und Projektleiter ist Ehsan Abri, der 2013 aus dem Iran über Ungarn nach Deutschland geflohen ist.Seit 2016 haben circa 500 Teilnehmer die Kurse von „New Ways for Newcomers“ besucht. Der Landesbeauftragte für politische Bildung hat das Projekt, dessen Ziel die gesellschaftliche Integration von Geflüchteten durch die Vermittlung von Wissen und Werten der deutschen Gesellschaft ist, mit insgesamt rund 50.000 Euro unterstützt. Dabei richtet sich New Ways for Newcomers vor allem an Geflüchtete, die nicht die Möglichkeit haben, einen Platz in geförderten Deutsch- und Integrationskursen zu erhalten oder lange auf einen solchen warten mussten. Ihnen machen die Kurse ein muttersprachliches Bildungsangebot, das Grundwissen vor allem zu drei Themenfeldern vermittelt: Demokratie und Menschenrechte, Gleichstellung von Frauen und Männern sowie gesellschaftliche Werte und Normen.Die Projektidee trägt der besonderen Lebenssituation geflüchteter Menschen Rechnung: Sie brauchen Orientierungshilfen, weil sie in der Regel zunächst nur über geringe Kenntnisse der deutschen Sprache, Kultur und des Rechtssystems verfügen. Der erste Kurs von „New Ways for Newcomers“, den 30 Teilnehmer besuchten, konnte im Mai 2016 in Kiel realisiert werden. Seither haben die Integrationskurse von Geflüchteten für Geflüchtete unter anderem im Berufsbildungszentrum des Kreises Rendsburg-Eckernförde, im IntegrationsCenter der AWO in Preetz, im Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg und im Regionalen Berufsbildungszentrum Wirtschaft in Kiel stattgefunden. 32017 kam außerdem eine Kooperation mit dem Jüdischen Museum in Rendsburg hinzu, wo sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer mit dem Holocaust und jüdischem Leben heute auseinandersetzten. Der Kurs, den Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 8. März 2019 besucht, findet im Neumünsteraner Vicelinviertel zum Thema „Gleichstellung von Frauen und Männern“ statt.Ansprechpartner:Dr. Hauke Petersen Stellvertreter des Landesbeauftragten für politische Bildung Tel.: 0152/03117226