Jette Waldinger-Thiering: Genervt von Beratungsresistenz der AfD
Presseinformation Kiel, den 25.01.2019Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 15 Politische Diskussionen und aktives politisches Handeln in der Schule fördern – fair, sachlich, neutral Drs. 19/1109„Genervt von Beratungsresistenz der AfD!“Immer wieder frage ich mich bei Ihren Anträgen, ob Sie eigentlich wirklich selbstglauben, was Sie da schreiben.Folgende Möglichkeiten hat es für sie gegeben:Sie haben gemeint, einen Vorgang problematisieren zu müssen.Was machen Sie als Erstes? Sie reden mit Leuten, die etwas damit zu tun haben. Wenndann niemand mit Ihnen sprechen möchte, stehen Sie vor dem ersten Problem. Ihnenbleibt die Möglichkeit der Lektüre und Recherche. Sie nutzen die Bibliothek. Lektürezum Beutelsbacher Konsens hätten Sie finden können. Es gibt tatsächlich auch einige 2Bücher, die „Wildes Herz“ heißen, allerdings eher Groschenromane, das hätte fürVerwirrung gesorgt.Also nutzen Sie Möglichkeiten der Onlinerecherche.Sie landen auf der Homepage der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg. Eben jener Einrichtung, auf deren Initiative hin der BeutelsbacherKonsens 1976 erarbeitet wurde.Und siehe da, Sie finden einen Artikel zum Beutelsbacher Konsens, dessenUnterüberschrift lautet: „Der Beutelsbacher Konsens verpflichtet Lehrkräfte gegenIndoktrination, aber nicht zur Wertneutralität .“Sie lesen weiter und erfahren, dass seine Grundbestandteile folgende sind: 1. Ein Indoktrinationsverbot. 2. Ein Gebot, politisch Kontroverses auch kontrovers darzustellen. 3. Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, ein eigenständiges Urteil über politische Themen zu gewinnen.Am liebsten würde ich Ihnen die gesamte Stellungnahme vorlesen, in der explizitdarauf eingegangen wird, dass Schülerinnen und Schüler in den Schulen im Geiste derDemokratie, Menschenwürde und Gleichberechtigung erzogen werden sollen. Dass esim Unterricht kritisch beleuchtet werden soll, wenn die freiheitlich-demokratischeGrundordnung und die Werte des Grundgesetzes und der Landesverfassungangegriffen werden. Beispielsweise wenn Antisemiten in politischen Parteien geduldetwerden, wenn es personelle Überschneidungen mit rechtsradikalen Gruppierungengibt. 3Und wenn all dies immer noch nicht dazu geführt hat, sie davon überzeugen zukönnen, dass Sie mit ihrem Vorhaben auf dem Holzweg sind, bleibt Ihnen ja auch nochdas parlamentarische Mittel der kleinen Anfrage.Das haben Sie genutzt, um die Landesregierung zum Film „Wildes Herz“ zu befragenund dann direkt auch schon den Beutelsbacher Konsens ins Spiel zu bringen.Daraufhin sind die ersten beiden Sätze der Antwort, die Sie bekommen:„Der Beutelsbacher Konsens verpflichtet Lehrkräfte nicht zur Werteneutralität. Politikund politisch kontroverse Diskussionen sind gewollte und gesetzmäßige Inhalteschulischen Unterrichts.“Sie haben also ein Instrument der parlamentarischen Kontrolle genutzt, Arbeitskraft imMinisterium gebunden und eine ausführliche Antwort bekommen.Und auch das hat nicht ausgereicht, dass Sie zur Besinnung kommen und merken, dassSie sich verrannt haben.Aber was erzähle ich Ihnen das eigentlich. Sie haben es jetzt mehrfach gehört undhören doch nichts.Mir ist diese Herangehensweise einfach unverständlich.Und ich muss zugeben, ich bin zunehmend genervt davon.Sie suggerieren wieder ein Problem, das es nicht gibt. Sie versuchen erneut, Lehrkräftein Verruf zu bringen. Und Sie haben abermals gezeigt, dass sie fernab jedwederVernunft beratungsresistent bleiben.Wir können nur hoffen, dass das Comeback von „Die Ärzte“ im Sommer nichtsVergleichbares bei Ihnen auslösen wird. 4Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html