Flemming Meyer: Vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber den Naturschutzverbänden sehen irgendwie anders aus
Presseinformation Kiel, den 24.01.2019Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 20 Konflikt zwischen dem Land Schleswig-Holstein und den Naturschutzverbänden zum Weiterbau der A20 Drs. 19/1156 Vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber den Naturschutzverbänden sehen irgendwie anders aus.Das Motto in Baden-Württemberg lautet „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Das Motto fürSchleswig-Holstein könnte lauten: „Wir können Hochdeutsch. Aber nicht A20.“ Das sage ich miteiner gewissen Selbstironie, denn das, worüber wir heute hier im Landtag reden, ist ein weitererBaustein in der unsäglichen Geschichte der A20 auf schleswig-holsteinischem Boden.Wir haben zuletzt im November den Bericht zum Planungsstand der A20 hier im Landtagdebattiert. Und das Ergebnis war für alle sehr ernüchternd. Laut der im Bericht gegebenenZeitschätzung ist mit der Fertigstellung der A20 samt Elbquerung nicht vor 2030 zu rechnen.Wir haben dafür plädiert, den Bericht zum Anlass zu nehmen, uns nicht weiter mit Versagen undVorwürfen zu überziehen, sondern nach vorne zu blicken, um dieses Großprojekt gemeinsamfertig zu stellen. Denn wir sind uns hier im Haus mehrheitlich einig, dass wir dieses 2Verkehrsprojekt haben wollen. Soll heißen, der politische Wille ist da. Gleichwohl ist es keinerLandesregierung in den letzten Jahren gelungen einen Meter voran zu kommen.Wir haben seinerzeit in der Rede ausdrücklich begrüßt, dass ein Dienstleistungsvertrag mit derDEGES geschlossen wurde, denn es war für uns unbestritten, dass dort die Expertise für solcheBauprojekte vorhanden ist. Auch die wiederholte Handreichung des Ministers an die klagendenNaturschutzverbände sich in das weitere Verfahren einzubringen haben wir als positives Signalgesehen. Denn uns ist doch allen klar, nach all den Erfahrungen die wir im Laufe der Jahre mit derA20 gemacht haben, dass es sich hierbei um ein äußerst sensibles Thema handelt. Weil esnaturschutzfachlich und planerisch sensibel ist, ist es auch ein politisch sensibles Thema.Dabei möchte ich nochmal erwähnen, dass nicht die Naturschutzverbände die Baustopps verfügthaben, sondern die Gerichte. Und deren Entscheidungen waren häufig auf Planungsfehler zurückzu führen. Das gehört auch zur Wahrheit.Wenn ich also die Vorgeschichte zur A20 kenne und um die Sensibilität für dieses Projekt weiß,dann ist es für mich absolut unverständlich, dass bei einem verhängten Baustopp dieseBauarbeiten überhaupt durchgeführt wurden. Sowohl das Land als auch DEGES hätten wissenmüssen, dass die Verbände sehr genau draufgucken. Dafür ist im Vorfeld einfach zu viel Geschirrzerbrochen. Damit wurde nun zusätzlich erreicht, dass all das, was vorher gesagt wurde – egalvon wem –mit der Planierraupe eingerissen wurde. Vertrauensbildende Maßnahmen gegenüberden Naturschutzverbänden sehen irgendwie anders aus.Eines wird bei der A20 immer wieder deutlich: Dieses Verkehrsprojekt ist nicht auf Konsensausgerichtet. Wir sehen auch nicht mehr die Möglichkeit diesen durch Apelle zu erzielen. Darumsollten wir alles daran setzen, endlich die Planungs- und Klageverfahren zu modernisieren und zuvereinfachen. Dabei soll es nicht darum gehen, das Verbandsklagerecht abzuschaffen. Was wir 3brauchen ist eine andere Form der Beteiligung. Soll heißen, die entsprechenden Verbände solltenfrüher und verbindlicher in die Planungen einbezogen werden und nicht erst, wenn derPlanfeststellungsbeschluss vorliegt.Das Problem betrifft ja nicht nur Schleswig-Holstein. Andere Länder haben auch ihreErfahrungen mit entsprechenden Klagen und Verzögerungen. Und es ist auch nicht vonungefähr, dass auf Bundesebene darüber diskutiert wird, die nationalen Planungs-Voraussetzungen zu ändern. Es muss endlich etwas passieren, dass nicht jedes größereVerkehrsprojekt immer wieder bis zum St. Nimmerleinstag mit Klagen überzogen wird.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html