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24.01.19
16:27 Uhr
SPD

Heiner Dunckel zu TOP11: Fachkräftemangel: Wir müssen jetzt und schnell handeln!

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

Kiel, 24. Januar 2019

TOP 11: Mündlicher Bericht zur Fachkräfteinitiative (Drs. 19/1075)



Fachkräftemangel: Wir müssen jetzt und schnell handeln!

Heiner Dunckel


„Vielen Dank für den Bericht. Natürlich freuen wir uns, dass Sie die von uns begonnene Fachkräfteinitiative fortsetzen. Die Fachkräfteinitiative ist wichtig, die Ziele erreichbar, jetzt kommt es darauf an, diese konkret umzusetzen. Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben eine Reihe von Maßnahmen beschrieben, die sicherlich sinnvoll und unterstützenswert sind und in Kooperation mit den (genannten) Partnern der Fachkräfteinitiative möglichst umgehend umgesetzt werden sollten. Trotzdem kann ich mich nicht des Eindrucks verwehren, dass die Brisanz und Tragweite der Situation nicht immer bewusst, auf jeden Fall aber ehrgeizigere Ziele und schnelle Umsetzung von Maßnahmen verlangt. In der Tat werden je nach Schätzung bis zum Jahr 2030 mindestens 10000 Fachkräfte in unserem Land fehlen. Sie werden aber nicht nur in unserem Land fehlen, sie fehlen in mindestens gleicher Größenordnung auch in den anderen Bundesländern. Wir müssen uns auf einen harten Wettbewerb um Fachkräfte einstellen, den so genannten „war of talents“. Und dieser Wettbewerb findet nicht erst im Jahre 2030 statt, sondern jetzt und bedarf in der Tat eines besonderen Standortmarketings. Mittlerweile ist das Problem alltäglich wahrnehmbar. Der demografische Wandel ist zwar seit längerem bekannt, wird aber doch erst zögerlich – auch in den Betrieben – wahrgenommen. Im Gesundheitswesen sind Pflegekräfte und Ärzte schon lange an ihren Leistungsgrenzen oder darüber hinaus, auch weil 2



zusätzliches Personal fehlt. Altenpflegekräfte für die häusliche Pflege sind kaum noch zu kriegen, die Kitaoffensive droht an fehlenden Fachkräften zu scheitern und im Handwerk sind lange Wartezeiten die Regel, wenn sie denn überhaupt noch einen Maler, Dachdecker oder Sanitärfacharbeiter bekommen. Die Beispiele ließen sich beliebig aus anderen Branchen ergänzen.
Wir müssen jetzt und schnell handeln!
Schleswig-Holstein muss erst einmal nicht das mittelstandsfreundlichste Land, sondern das arbeitnehmerfreundlichste Land – gerne auch im Mittelstand – werden. Wir brauchen jetzt besondere (!) Anstrengungen in der Aus- und Fortbildung, beim Arbeits- und Gesundheitsschutz, bei der Entlohnung und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und wir brauchen sicherlich auch ausländische Fachkräfte, denen wir es so einfach wie möglich machen sollten, bei uns eine dauerhafte berufliche und persönliche Zukunft aufzubauen. Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben von Maßnahmen berichtet, die ja auch schon im Umsetzungs- und Monitoringbericht der Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“ 2016 angesprochen sind. Ich will diese hier nicht wiederholen. Vor diesem Hintergrund ist es wenig verständlich, dass Sie ohne Not das Tariftreue- und Vergabegesetz weitgehend schreddern wollen. Hier geht es doch um den Erhalt fairer Tariflöhne und –bedingungen, auch um die Möglichkeit der Gestaltung zukunftsweisender Tarifverträge! Was hilft Ihnen denn der vermeintliche Bürokratieabbau, wenn sie bald gar keine Fachkräfte mehr haben, die sie „bürokratisch“ verwalten können. Lassen Sie mich hier nur ein paar Punkte betonen, die Schleswig-Holstein zu einem Land „guter Arbeit“ macht, das für junge Menschen und Fachkräfte attraktiv ist und bleibt. Die Stichworte sind Tarifbindung, gute Entlohnung und gute Arbeit und Ausbildung:
 Wir brauchen eine Ausbildungsoffensive mit angemessenen Ausbildungsvergütungen, das Stichwort „Mindestausbildungsvergütung“ mag hier genügen.  Wir müssen die Rahmenbedingungen für den Erhalt und Ausbau tariflicher Löhne und Tarifbindungen schaffen.  Wir müssen Angebote machen, um die Menschen fit zu machen für die Herausforderungen der Digitalisierung durch Beratung und entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen.  Wir müssen alles daran setzen, dass der Mindestlohn steigt. Der Bundesfinanzminister hat ja schon mit 12 Euro angedeutet, wo das Ziel liegt.  Wir müssen alle Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen, damit wirklich jede qualifizierte Frau und jeder Mann, die arbeiten wollen und können, eine Arbeit aufnehmen können. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört auch, dass 3



Auszubildende und junge Beschäftigte sicher sein müssen, dass sie übernommen werden und eine längerfristige Perspektive im Betrieb haben.  Lassen Sie mich als „Arbeitswissenschaftler“ noch einen Punkt ergänzen. Wir wissen ziemlich genau, was eine attraktive und gesundheitsförderliche Arbeit ausmacht. Sie beinhaltet Zeit- und Handlungsspielräume, sinnvolle und sinnerfüllte Arbeit, Kooperation und Kommunikation mit anderen, wenige psychische und physische Belastungen und natürlich eine sichere und zukunftsfähige Arbeit. Viele so genannte Gefährdungsbeurteilungen zeigen, dass wir hiervon in vielen Branchen noch weit entfernt sind und unsere Anstrengungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz verstärken müssen.
Der jetzt schon mehr als deutliche Fachkräftemangel bedarf also besonderer Anstrengungen, damit SH mit guter Arbeit und guten Arbeitsbedingungen für in- und ausländische Fachkräfte attraktiv ist.
Ich kann nur hoffen und Sie nachdrücklich auffordern, den skizzierten Weg mit uns und für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gehen.“