Lars Harms: Raus aus der Illegalität und rein in die Gesellschaft
Presseinformation Kiel, den 13. Dezember 2018Es gilt das gesprochene Wort.Lars Harms TOP 13 Schaffung eines „Modellprojekts Clearingstelle“ Drs. 19/1100 „Von Illegalität hat niemand etwas, schon gar nicht der Staat, schließlich wird sie die Betroffenen früher oder später sicher in die Schwarzarbeit oder gar Kriminalität treiben!“Im vorliegenden Antrag der regierungstragenden Fraktionen soll mit der Schaffung einesModellprojekts Clearingstelle ein maßgebender Weg aus der Illegalität geboten werden.Zielgruppe hier sind dabei die so zu sagen abgetauchten Ausländerinnen und Ausländer, derenAufenthaltsverfahren möglicherweise noch nicht abgeschlossen ist. Ähnlich wie bei derstrafbefreienden Selbstanzeige von Steuerbetrug, wird hier ein Angebot zum straffreien Wegzurück in die Legalität geboten.Das ist aus Sicht des SSW erstmal ein sehr konstruktiver und pragmatischer Vorschlag, den wirebenfalls unterstützen können. Von Illegalität hat niemand etwas, schon gar nicht der Staat, 2schließlich wird sie die Betroffenen früher oder später sicher in die Schwarzarbeit oder garKriminalität oder Ausbeutung treiben. Damit ist wirklich niemand geholfen.Warum also hier nicht einen Ausweg bieten?Für uns als SSW ist es dabei wichtig, dass im ersten Schritt alle Informationen offengelegtwerden müssen. Vor allem muss aus unserer Sicht sichergestellt werden, dass in diesem Schrittklare Sicherheiten für den oder die Betroffene gewährleistet werden müssen. Und dabei meineich Sicherheiten im Sinne der Mitwirkungspflicht. Es kann und darf nicht sein, dass hiermöglicherweise so kleinteilige und engmaschige Kriterien aufgestellt werden, dass der- oderdiejenige gleich wieder in ein Strafverfahren oder eine Sanktion stolpert.Ja, auch ich bin der Meinung, dass man Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit durchaus verlangen kannund auch sollte. Jedoch gehört es auch zur Wahrheit, dass viele Fehler durchaus unabsichtlichpassieren. Hier gilt es genau abzuwägen, sonst ist jeglicher Inhalt eines solchen Modellprojektsunbrauchbar.Im Antrag heißt es: „Nach Erstattung der Selbstanzeige ist das aufenthaltsrechtliche Verfahrendurchzuführen.“Ich denke, hier braucht es noch eine weitere klärende Erklärung, ich gehe davon aus, dasseinerseits bestehende Verfahren gemeint sind und diese dann fortgeführt werden sollen. Wirglauben aber auch, dass neue Aufenthaltsverfahren möglich sein müssen. Aber das Vorhabenmuss ja grundsätzlich mit dem Bund geeinigt sein, so wie es ja auch in der Begründungdargestellt ist. Die Beratung dazu wird sicherlich nicht ohne Aufwand erfolgen. Wir haben unsalso viel vorgenommen.Doch ich denke, das Ziel ist es wert, diese Verhandlungen und Beratungen anzugehen.Was in diesem Zusammenhang auch gesagt werden muss ist, dass die Zielgruppe für uns inSchleswig-Holstein vor allem kurz- und mittelfristig sehr überschaubar sein wird. Ähnliches giltfür die Kosten. Denn worüber reden wir hier? 3Die Betroffenen bekommen einen Platz in einer Flüchtlingsunterkunft, die Kapazitäten sindwie wir wissen gegeben. Hinzu kommt ein kleines Taschengeld für Dinge des täglichen Bedarfsund gegebenenfalls die Ausübung einer der Allgemeinheit dienlichen Tätigkeit oder einSprachkurs.Und ja, früher oder später wird dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für einige dasgesetzlich gültige Rückführungsmanagement erfolgen.Denn die wenigsten werden eine Chance auf einen gesicherten Aufenthaltsstatus bekommen.Jedenfalls nicht, so lange es den so-genannten Spurwechsel noch nicht gibt. Dies gehört zurRealität dazu.Im Abwägen zwischen den Fristen der regierungstragenden Fraktionen und dem Stichtag derSPD, favorisieren wir die Lösung mit Fristen.Wir möchten lieber, dass es über einen bestimmten Stichtag hinaus im Rahmen von geregeltenFristen und Übergangsfristen für Altfälle möglich bleibt, den Weg aus der Illegalität zu finden.Das Durchringen zu diesem Schritt wird für die einzelnen Personen unter wahnsinnigem Druckstattfinden.Wir sollten ihnen die angemessene Zeit lassen, diese Entscheidung zu treffen, statt einenStichtag auszuwählen, nachdem diese Möglichkeite dann nicht mehr da ist.Insgesamt scheint uns der vorliegende Ursprungsvorschlag der dienlichere Beitrag, umeinzelne Asylverfahren rechtstaatlich zu Ende zu führen. Und eine unabhängigeBeratungsstelle zu schaffen, macht ebenso Sinn.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html