Flemming Meyer: Das Gesamtpaket ist umfangreich und ambitioniert
Presseinformation Kiel, den 14. 12. 2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 30 Fahrverbote vermeiden Drs. 19/1106 „So wenig wie ein Schwein vom Wiegen fett wird, verschwindet die Abgasbelastung durch eine neue Messtation mit größerem Abstand zur Fahrbahn und höherer Anbringung.“Abgase machen krank. Luftverschmutzung setzt unseren Lungen zu und führt zuAtemwegserkrankungen. Stickstoffdioxide spielen dabei die zentrale Rolle. Sie sindverantwortlich für Husten und Atembeschwerden. Kinder, ältere Menschen und Asthmatikerdrohen Bronchitis und dauerhafte Lungenschäden. Übersteigt die Konzentration200 μg pro Kubikmeter in einer Stunde, sind Stickoxide sogar ein toxisches Gas, dasEntzündungen der Atemwege auslöst, sagt die Weltgesundheitsorganisation. Wir müssen dieStickoxidbelastung senken, und zwar schnell und dauerhaft. 2Was wir tun, ist über Messverfahren zu schimpfen und uns über uneinsichtige Autoherstelleraufzuregen. Und genau die profitieren von der Verschiebung des Fokus weg von derGesundheitsgefährdung, die von Dieselabgasen ausgehen.Darum hat der SSW bereits in der letzten Debatte zu den Thema nachdrücklich die Reduzierungder Stickoxid-Belastung gefordert: dazu müssen die Kohlekraftwerke vom Netz und Fahrzeugeumweltfreundlicher werden.In dieser Hinsicht haben wir durchaus Erfolge zu verzeichnen: Noch vor zwanzig Jahren warenfabrikneue Dieselmotoren die reinsten Dreckschleudern. Inzwischen schreibt die Euro 6 Normvor, dass nicht mehr als 80 Milligramm Stickoxide je Kilometer hinten raus kommen dürfen. ImFahrbetrieb pusten die Turbomotoren mit Hochdruckeinspritzung aber mehr Schadstoffe in dieLuft als große Lastwagen. Die Autohersteller haben getrickst und gelogen; sie habenUmweltfreundlichkeit nur in die Papiere geschrieben. Und wir haben ihr das allzu gernegeglaubt.Denn es gibt nur eine Alternative, und die heißt Verkehrswende: weniger Kilometer mit Autound Motorrad und mehr Kilometer mit der Bahn, zu Fuß und dem Fahrrad.Tatsächlich haben wir die Innenstädte zu Autostädten gemacht: alle anderen Verkehrsformenkommen erst an zweiter Stelle nach dem motorisierten Individualverkehr.So geht es aber nicht weiter: wir ersticken unsere Kinder in den Abgasen.Ich stelle hier mal die steile These auf, dass auch bei EU-konformer Messtechnik in Kiel dieGrenzwerte überschritten werden. So wenig wie ein Schwein vom Wiegen fett wird,verschwindet die Abgasbelastung durch eine neue Messtation mit größerem Abstand zurFahrbahn und höherer Anbringung. Die Abgase bleiben. Menschen und Tiere, Bäume undSträucher atmen sie ein. Aktuell explodieren die Zulassungszahlen von abgasintensiven SUVs.Elektroautos bleiben ein Liebhaberobjekt, so dass die Abgaswerte hoch bleiben.Aber wir reden über 50 cm Abstand der Luftmessstation am Theodor-Heuss-Ring. Wir tun das,weil die Daten nach der EU-Logik nur eine mögliche Konsequenz haben: Fahrverbote. 3Fahrverbote sind quasi die Notbremse unseres Verkehrssystem. In Hamburg führen sie zuerhöhten Abgasemissionen, weil die Umwege längere Strecken erfordern. Darum sindFahrverbote falsch. Wir brauchen eine dauerhafte Senkung der Abgase.Die Grüne Welle würde helfen, weil sie die Standzeiten verringert. Ein Tempolimit würde auchden Ausstoß an Abgasen senken. Ein dichteres und günstiges ÖPNV-Angebot würde denPendlern den Umstieg auf den Bus schmackhaft machen und damit die Luftbelastung verringern.Breite Fahrradwege, gut ausgeleuchtet und ohne parkende Autos, sind nötig, damit mehrMenschen das Auto stehen lassen. Pendlerstreifen, die nur Autos benutzen dürfen, in denenmehr als eine Person sitzt, reduzieren effektiv den Schadstoffausstoß.Nachhaltige Luftreinhaltung ist möglich; auch und gerade auf kommunaler Ebene.Darum müsste der Antrag heißen: Fahrverbote vermeiden – Verkehrswende einleiten. So würdeein Schuh daraus.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html