Jette Waldinger-Thiering zur Lehrkräftegewinnung: Gutes Geld für gute Arbeit
Presseinformation Kiel, den 14.12.2018Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 49+51 Bericht zur Lehrkräftegewinnung und Bericht über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2017/2018 Drs. 19/760, 19/974 und 19/1047„Lehrerberuf muss vor allem durch faire Bezahlung attraktiver werden“Für den SSW ist die Lehrkräftegewinnung ein zentrales Zukunftsthema. Ohne genügend gutausgebildete Lehrerinnen und Lehrer kann es natürlich auch keinen guten Unterricht geben.Doch leider zeigen beide hier vorliegenden Berichte deutlich, mit wie vielen Unsicherheiten wires hier zu tun haben. Ganz offensichtlich wird kaum etwas durch so viele Faktoren und schwerkalkulierbare Entwicklungen beeinflusst, wie Prognosen zum Lehrkräftebedarf. Wirklichverlässliche Aussagen sind schwierig. Und die nötigen Ansätze, um mehr Lehrerinnen undLehrer zu gewinnen, sind sehr vielfältig. Deshalb möchte ich mich vor allem auch für den sehrdetaillierten Bericht zur Lehrkräftegewinnung bedanken.Spätestens mit den absehbar wachsenden Schülerzahlen wird eins deutlich: Wir steuern beider Versorgung mit Lehrkräften auf einen bedrohlichen Engpass zu. Neben dem 2berufsbildenden Bereich und den Förderzentren wird sich dieses Problem vor allem in denGrundschulen zeigen. Viele der Maßnahmen, die die Jamaika-Koalition ergreift, sind deshalbdringend notwendig und werden vom SSW unterstützt. Das gilt für die enge Einbindung derausbildenden Universitäten genauso, wie für die Stärkung der Wertschätzung oder für dieVerbesserung der Lehrergesundheit. Alles sinnvoll und im Grunde selbstverständlich. Auch denAnsatz, den wachsenden Lehrkräftebedarf in erster Linie durch grundständig ausgebildeteLehrerinnen und Lehrer zu decken, teilen wir natürlich. Aber wenn wir ehrlich sind, dann ist esja auch keine neue Erkenntnis, dass wir möglichst gut ausgebildete Lehrkräfte brauchen, umeinen Unterricht von hoher Qualität zu sichern.Sowohl im Bericht wie im vorliegenden Konzept zur Lehrkräftegewinnung werden alsowichtige Schritte genannt. Und doch muss ich zugeben, dass ich bei diesem Thema nichtwirklich sorgenfrei in die Zukunft schaue. Vor allem die derzeit laufende Neuordnung derLehrerbildung trägt gerade nicht zu einer bedarfsgerechten Versorgung bei. Die strikteTrennung der Lehrämter verhindert ja gerade den flexiblen Einsatz der Lehrerinnen und Lehrer.Und auch kurzfristige Maßnahmen wie die Stärkung des Quer-, Seiten- und Direkteinstiegssind alles andere als eine qualitätssichernde Maßnahme. Aus Sicht des SSW müssennichtausgebildete Lehrkräfte in der Schule eine absolute Ausnahme bleiben. Noch dazubekommt diese Gruppe ja längt nicht die fachliche Begleitung, die sie eigentlich bräuchte. Daskann also allerhöchstens eine Notlösung sein.Doch vor allem die Annahme, dass wir aufgrund des bundesweiten Lehrermangels nicht aufWettbewerb mit anderen Ländern setzen sollten, halte ich für falsch. Sie ist sogar fahrlässig,weil wir durch Untätigkeit weiter an Boden verlieren. Gerade im Grundschulbereich machenandere Länder ja längst vor, wie es geht. Die viel zu lange Übergangsphase bis zurvollständigen Umstellung auf A 13 ist strategisch äußerst unklug. Hier wird eine große Chance 3vertan, den Beruf der Grundschulehrkraft attraktiver zu gestalten. Dabei müssen wir dringendjunge Leute für genau diesen Bereich gewinnen. Mit der Entscheidung, Teile der Lehrerschaftnoch bis zum Jahr 2026 warten zu lassen, schafft sich unser Land einen enormenWettbewerbsnachteil.Ich denke niemand will ernsthaft bestreiten, dass weite Teile der öffentlichen Verwaltung einNachwuchsproblem haben. Das geht im Grunde auch aus beiden Berichten hervor. Für denSSW ergibt sich daraus die klare Notwendigkeit, die Attraktivität des Lehrerberufs deutlich zusteigern. Und hier spielen die Bezüge nun mal eine ganz wesentliche Rolle. Deshalb müssen wirso schnell wie möglich zu A 13 für alle kommen. Für den SSW ist das nicht zuletzt eine Frage derGerechtigkeit. Deshalb haben wir auch dieses Jahr wieder die entsprechendenHaushaltsanträge gestellt. Doch die Gelegenheit, hier ein wichtiges Signal zu senden, hatJamaika leider wieder verpasst.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html