Lars Harms: Die Verluste aus der HSH Nordbank wirken noch lange nach
Presseinformation Kiel, den 13. Dezember 2018Es gilt das gesprochene Wort.Lars HarmsTOP 57 Abschluss und Privatisierung der HSH Nordbank Drs. 19/1083 „Die Schlussfolgerung muss sein, dass ein Staat nicht an einer internationalen Geschäftsbank beteiligt sein sollte!“Wir sind wieder einen Schritt weiter bei der Abwicklung der HSH Nordbank. Und es istsicherlich an der Zeit, hier schon mal Danke zu sagen an die Finanzministerin und an unserenStaatssekretär Philipp Nimmermann für die professionelle Umsetzung unseres Ausstiegs ausder HSH Nordbank. Ich glaube, da ist Großes geleistet worden und es wird vielleicht auch in derÖffentlichkeit unterschätzt, wie professionell Politik hier bei der Abwicklung gehandelt hat.Diese Professionalität gab es nicht immer, sonst wären wir sicherlich nicht in dieses Dilemmageraten. Ja, Politik hat hier versagt, weil man sich von kurzfristigen riesigen Gewinnen hatblenden lassen. Und ja, man hat die Risiken nicht im Entferntesten angemessen berücksichtigt,was sich ja dann auch gerächt hat. Allerdings muss man sagen, dass nicht nur die Politik, 2sondern auch die, die wir als Sachverständige in die Aufsichtsgremien entsandt hatten, völligversagt haben. Die, von denen die damals Regierenden dachten, dass sie über dennotwendigen Fachverstand verfügen – nämlich die Vertreter der schleswig-holsteinischen undhamburgischen Wirtschaft – haben hier ebenfalls auf der ganzen Linie versagt.Man muss dies so deutlich sagen, weil dies zeigt, dass solche komplizierten Geschäfte, wie siedie Bank gemacht hat, in ihrer vollen Wirkung anscheinend von keinem in denAufsichtsgremien verstanden wurden. Und genau hier hat man glücklicherweise bei derAbwicklung unserer Eigentümerschaft angesetzt und einen fachlich versierten Vertreter mitins Boot genommen. Im Nachhinein sicherlich eine der besten Entscheidungen, die getroffenwerden konnten.Allerdings führt dies nun nicht automatisch dazu, dass alles gut wird. Ziel war es, den Schadenfür das Land so gering wie möglich zu halten. Dass wir am Ende wohl einen Verlust in mittlerereinstelliger Milliardenhöhe machen, kann man getrost als größte Katastrophe der Geschichtedes Landes Schleswig-Holstein werten. Nun ist es an der neuen Bank, sich um seineBeschäftigten zu kümmern und insbesondere für diejenigen, die räumlich nicht so flexibel sindund die nicht so schnell neu irgendwo anders unterkommen können, vernünftige Perspektivenzu finden. Das können die Mitarbeiter mit Recht erwarten.Für uns als Land geht es aber weiterhin darum, Schaden vom Land so gut wie möglichabzuhalten. Bei der Gewährträgerhaftung hat sich unser Risiko zum Glück von 32,3 MilliardenEuro in 2005 auf jetzt rund 360 Millionen Euro abgesenkt. Entscheidend ist aber, dass dieSunrise-Garantie vollständig, das heißt mit 10 Milliarden Euro, ausgeschöpft wurde. Da liegennatürlich noch Risiken, die sich erst in den nächsten Jahren auflösen werden. Im Übrigen mögeman auch da noch einmal zurückdenken. In der politischen Diskussion über diese Garantienwurde von der damaligen Regierung in 2008/2009 immer wieder suggeriert, dass man damitrechnen könne, dass das Garantievolumen nicht ausgeschöpft werden würde. Man ging davonaus, dass sich die wirtschaftliche Lage insbesondere in der Schiffswirtschaft schon verbessern 3würde und man dann sogar wieder Gewinne machen könnte. Das war damals auch einer derGründe, warum man nicht den Bund mit ins Boot genommen hat, obwohl es möglich gewesenwäre. Wahrscheinlich wären unsere Risiken heute wohl geringer, wenn wir den Bund miteinbezogen hätten. Das Gegenteil ist eingetreten und wir tragen die Risiken nun mit denHamburgern allein. Die Lage in der Schiffswirtschaft stagniert und eine Besserung ist derzeitnicht in Sicht. Wir sollten deshalb auch bei der Haushaltsplanung nicht damit rechnen, sonderneher konservativ vom schwierigsten Szenario weiterhin ausgehen.Wir werden also auch in Zukunft Stück für Stück die Verluste aus der HSH Nordbank, die wir zutragen haben, in den Landeshaushalt übernehmen müssen. Vor diesem Hintergrund ist es gut,dass wir uns bei zukünftigen Investitionen mit dem Programm IMPULS eine finanziell sichereGrundlage für die nächsten Jahrzehnte geschaffen haben. Wir werden aber jetzt Jahr für Jahrdie HSH-Verluste in den Haushalt übernehmen müssen und dabei wird es wahrscheinlich nursehr wenig Möglichkeiten geben, bestehende Sondervermögen für zukünftige Investitionenaufzustocken. Für das Land bedeutet das, dass wir uns viele Dinge in Zukunft nicht leistenkönnen. Und die grundsätzliche Schlussfolgerung muss deshalb sein, dass ein Staat nicht aneiner internationalen Geschäftsbank gleich welcher Art beteiligt sein sollte. Das Risiko war undist einfach zu groß.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html