Flemming Meyer: Erschütternde Mängel bei Medizinprodukten müssen abgestellt werden!
Presseinformation Kiel, den 13.12.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 22 Gleiche Sicherheitsstandards für Medizinprodukte wie bei Medikamenten Drs. 19/1085 „Auch die Politik hat eine klare Verantwortung dafür, die Betroffenen zu schützen“Wenn ich ehrlich bin, dann hat mich die Berichterstattung zu Mängeln bei Medizinproduktentief erschüttert. Natürlich ist dieses Thema nicht neu. Aber das Ausmaß und das Leid, das invielen Fällen verursacht wird, haben mich doch überrascht und sehr schockiert. Dass beiBrustimplantaten oder bei künstlichen Hüften gepfuscht wird, ist schlimm genug. Wenn aberteilweise sogar Herzschrittmacher aus fehlerhaften Materialien bestehen und zum Tod führenkönnen, ist das extrem fahrlässig. Die Tatsache, dass solche Fälle in einem so hochtechnisierten Land wie Deutschland überhaupt möglich sind, ist wirklich unglaublich. Aus Sichtdes SSW gibt es also Gründe genug, dem Antrag der SPD zu folgen. 2Man könnte davon ausgehen, dass es bei Medizinprodukten, die für den menschlichen Körperbestimmt sind, strenge Zulassungsregeln und Kontrollen gibt. Doch leider ist das eben geradenicht der Fall. Im Gegenteil: Im Antrag wird völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass es an allenEcken und Enden an Kontrolle fehlt. Wenn Implantate sogar zum Tod führen können, gibt esdoch ganz offensichtlich viel zu geringe Zulassungshürden. Es ist aber Fakt, dass derüberwiegende Teil dieser Produkte nicht einmal klinisch am Menschen getestet wird. Esgenügt, wenn der Hersteller einige selbst erhobene Daten vorlegt. Die Zertifizierung gibt esdann von einem privaten Unternehmen, das der Hersteller auch noch selbst bezahlt.Verlässliche unabhängige Kontrollen sind in diesem System also eher die Ausnahme als dieRegel.Für mich ist das ein krasses Beispiel dafür, dass Gewinninteressen über das Wohl derPatientinnen und Patienten gestellt werden. Natürlich darf man hier nicht zu naiv rangehen.Allen dürfte klar sein, dass sich dieses Grundproblem durch unser gesamtes Gesundheitswesenzieht. Aber Implantate sind nun mal keine schlichte Gehhilfe oder Verbandsmaterial, sonderndeutlich sensiblere Produkte. Und deshalb ist die Tatsache, dass sich der entsprechendemilliardenschwere Markt weitestgehend unabhängigen Kontrollen entzieht, nichthinnehmbar. Deshalb haben für mich nicht nur Hersteller, Handel und Krankenhäuser, sondernauch die Politik eine klare Verantwortung, die Betroffenen vor diesen Gefahren zu schützen.Das, was im Antrag gefordert wird, müsste längst selbstverständlich sein. Doch statt im Sinneder Patientinnen und Patienten zu handeln und umfassende, zuverlässige Kontrollen zuorganisieren, wird dieses Problem kaum angegangen. Und das, obwohl es regelmäßig zuSkandalen kommt. Und trotz der Tatsache, dass es hier jedes Jahr zigtausend Verdachtsfälleauf Gesundheitsschäden gibt. Aus meiner Sicht muss sich die Bundesebene endlich ernsthaftmit diesem Thema befassen. Das, was der Bundesgesundheitsminister hier anbietet, ist 3jedenfalls völlig unzulänglich. Es reicht nicht, genauer darauf zu achten, wie die Patientinnenund Patienten mit den jeweiligen Implantaten klar kommen. Sie müssen schon vor derOperation verlässliche Informationen über die jeweiligen Produkte bekommen.Da sieht es auf Landesebene schon besser aus. Ich will gerne betonen, dass wir die geplanteAufstockung der Stellen beim zuständigen Landesamt für Soziale Dienste begrüßen.Zumindest für die hier ansässigen Hersteller wird damit hoffentlich effektiver geprüft, ob dieVoraussetzungen für das Inverkehrbringen eines Medizinprodukts erfüllt sind. Das ist zwar einwichtiger Schritt, aber es ist eben nur ein kleiner Teil der Lösung. Für uns ist vor allem dieBundesebene in der Pflicht. Die Verantwortlichen in Berlin müssen sich endlich bewegen undfür annähernd gleiche Sicherheitsstandards wie bei Medikamenten sorgen. EntsprechendeInitiativen werden vom SSW selbstverständlich unterstützt.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html