Jette Waldinger-Thiering: Diversität als selbstverständlicher Teil der Ausschreibungstexte des Landes
Presseinformation Kiel, den 12.12.2018Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 13 Ausbildungssituation beim Land Schleswig-Holstein Drs. 19/1007„Diversität als selbstverständlicher Teil der Ausschreibungstexte des Landes“Vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels und des demographischenWandels in Schleswig-Holsteins ist es wichtig, dass die Landesregierung zielgerichtethandelt und frühzeitig selbst bedarfsgerecht ausbildet.Genau das hat die SPD nun abgefragt und die Landesregierung hat ausführlichgeantwortet. Ich habe mich über diese große Anfrage gefreut, denn wir können einigesaus ihr lernen.Erst einmal, dass auch unsere Landesregierung erkennt, vor was für einem Problem wirstehen, wenn in den nächsten Jahren viele der Beschäftigten unsererLandesverwaltung altersbedingt ausscheiden, während gleichzeitig wenigerSchulabgängerinnen und Schulabgänger zur Verfügung stehen. 2Dass es eine landesweite Werbekampagne gibt, die die Vorzüge derAusbildungsberufe, dualen Studiengänge und Referendariate der Landesverwaltungaufzeigt, ist daher genau richtig. Wer es in letzter Zeit mal ins Kino geschafft hat, hatsicherlich mindestens einen der Werbeclips für eine Ausbildung beim Land Schleswig-Holstein gesehen.Hierin werden die vielen verschiedenen interessanten Wege, die die jungen Menscheneinschlagen können, präsentiert. Und ich muss sagen, ich finde die Imagefilme wirklichsehr gelungen. Ob es der Chemielaborant ist, dem wir ins Landeslabor folgen, oderRechtspflegerinnen und Rechtspfleger, die ihr Arbeitsfeld erläutern. Irgendwie bleibtdas Gefühl, trotz der professionellen Aufbereitung einen persönlichen Einblick in dievielfältigen Arbeitsbereiche und Charaktere Schleswig-Holsteins bekommen zu haben.In Bewerbungs- und Auswahlverfahren stehen mehrere Aspekte nebeneinander, die eszu berücksichtigen gilt. Die Bestenauslese, das Diskriminierungsverbot nach denGrundsätzen des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes, gegebenenfalls dasBeamtenstatusgesetz. Ein komplexes Verfahren, in das nicht ohne GrundPersonalvertretungen, Gleichstellungsbeauftragte und Vertrauenspersonen derSchwerbehinderten eingebunden sind.Die angefügten tabellarischen Auflistungen zeigen ja auch deutlich, wo wirklich nochLuft nach oben ist. Zum Beispiel bei den Fragen Nummer 3 und 4. Der Anteil vonMenschen mit Behinderungen in Ausbildungen und dualen Studiengängen kanndurchaus noch erhöht werden.Der Fragekomplex 5-7 lässt mich ehrlich gesagt etwas ratlos zurück. Das mag sowohlan den Fragen als auch an den Antworten liegen. Wenn nach „interkulturellen 3Aspekten“ in Bewerbungs- und Auswahlverfahren gefragt wird, lässt daszugegebenermaßen auch vielfältige Antworten zu. Die Landesregierung verstehthierunter offensichtlich Menschen mit Migrationshintergrund, die immerhin inAusschreibungstexten und Berufsorientierungsveranstaltungen explizit angesprochenwerden. Wirklich bedauerlich finde ich es, dass der Anteil der Menschen, die in einerfreiwilligen Befragung angegeben haben, einen Migrationshintergrund zu haben,immer noch sehr niedrig ist. 4,51% Polizeiobermeisterinnen und -obermeister,3,79%Polizeikommissarinnen und -kommissare, 2,46% in der Kriminalpolizei. Das ist zuwenig.Und schließlich die Frage 6; Regional- und Minderheitensprachen. Hierüber ärgern wiruns beim SSW. Die gegebene Antwort wirkt etwas nachlässig.Regional- und Minderheitensprachen sind keine Fremdsprachen. Und sie müssen Teildes Anforderungsverfahrens sein, wenn das Land mit gutem Beispiel voran gehen will.Es muss selbstverständlich sein, dass im Kundenkontakt, in der grenzüberschreitendenZusammenarbeit, bei der Polizei Menschen angestellt zu haben, die kompetent imUmgang mit Regional- und Minderheitensprachen sind. Es kann nun wirklich nichtsein, dass diese Qualifikation lediglich begrüßt wird.Für uns stellt es sich als sehr sinnvoll dar, die sogenannten weichen Faktoren, die abersehr lebensbestimmend sein können, in der Bewerbung der Arbeit in derLandesverwaltung nach vorne zu stellen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf,Einbindung von Menschen mit Behinderungen, Diversität und Chancengerechtigkeitfür Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. Für den öffentlichen Dienst desLandes zu arbeiten, soll verschiedenen Zugangsvoraussetzungen und Lebensentwürfen 4offen stehen und es ist daher angemessen, wenn das nicht nur positiv vermarktet wird,sondern auch ein selbstverständlicher Teil der Ausschreibungstexte,Ausbildungsmessen und Studieninformationsveranstaltungen ist.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html