Lars Harms: Wir wollen unser Land und seine Menschen voranbringen
Presseinformation Kiel, den 12. Dezember 2018Es gilt das gesprochene Wort.Lars HarmsTOP 3+23+36+37+48+55 Haushaltsberatungen 2019 Wir wollen unser Land und seine Menschen voranbringenSchon meine Vorredner haben darauf hingewiesen, dass die finanzielle Lage des Landes, trotzder enormen Belastungen durch die HSH-Nordbank, besser als je zuvor sind. Das bedeutet abernicht, dass wir jetzt nachlassen dürfen, weiterhin vorsichtig und zurückhaltend mit denSteuergeldern umzugehen. Es werden mit Sicherheit wieder schlechtere Zeiten kommen unddann würde es sich rächen, wenn wir zu hohe dauerhafte und regelmäßige Belastungen imHaushalt hätten. Soweit können wir also durchaus nachvollziehen, dass die Finanzministerinhier zur Vorsicht mahnt. Trotzdem glauben wir, dass es an der Zeit ist, zumindest einer Gruppejetzt endlich eine dauerhafte Erhöhung ihrer Mittel zu geben und das sind unsereBeschäftigten. Uns ist klar, dass dies eine riesige Herausforderung ist, aber auch wenn hierdreistellige Millionenausgaben anstehen, so müssen wir unseren Beschäftigten, daszurückgeben, was sie in haushaltspolitisch harten Zeiten abgeben mussten – dasWeihnachtsgeld. 2Dabei möchte ich klar sagen, dass wir hier nicht über einen Sonderbonus oder Ähnliches reden,sondern über einen festen Teil des Jahreslohns, der seit 2007 nicht mehr oder nur teilweiseausgezahlt wird. Es ist von der gesamten Politik das Versprechen gemacht worden, dass inbesseren Zeiten das Weihnachtsgeld wieder eingeführt wird. Und dann muss man das auchmachen, wenn insgesamt jährlich 2 Milliarden Euro mehr in der Kasse sind als früher. DieBeschäftigten brauchen eine Perspektive, wir brauchen motivierte Beschäftigte und deshalbmuss dieses Thema im nächsten Jahr mit Priorität angegangen werden, damit unsereBeschäftigten wissen, woran sie sind.Und vor diesem Hintergrund ist es ebenfalls klar, dass Haushaltsvorschläge nur mit Bedachtgemacht werden können. Vieles von dem, was jetzt gemacht werden soll, teilen wir undmanches auch nicht. Wir schlagen bewusst Alternativen in besonderen Bereichen vor undhaben diese mit realistischen Gegenfinanzierungvorschlägen untermauert. Unsere Vorschlägeberuhen darauf, dass wir in der Neuverschuldung, die ausschließlich auf den besonderenBelastungen aus der HSH Nordbank beruht, nicht über das hinausgehen, was auch die Jamaika-Koalition vorschlägt; wir kommen sogar noch mit etwas weniger Neuverschuldung aus. Darausmag man ersehen, dass auch wir uns der Haushaltskonsolidierung verpflichtet fühlen.Und natürlich erwarten wir nicht, dass die regierungstragenden Fraktionen alle unsereVorschläge übernehmen, aber doch zumindest einige. Dass dies heute auch passiert, ist eingutes Zeichen für die Demokratie, weil dies zeigt, dass Demokraten durchaus aufeinanderzugehen können und nach meiner Ansicht auch sollten.Wir machen unsere Vorschläge aber auch deshalb, weil wir auch längerfristig die Hoffnunghaben, dass man sich mit unseren Vorschlägen befasst, selbst, wenn man heute vielleicht nochnicht dafür stimmen mag. Nun müssen Sie nicht befürchten, dass ich hier sage, dass der SSWdie Weisheit gepachtet hat, das wäre vermessen. Aber wir wollen zu bestimmten Themen 3unsere Möglichkeiten nutzen, um mit anderen eine Diskussion zu diesen Themen anzustoßenund daraus dann auch in kommenden Haushalten entsprechende Schlüsse zu ziehen.So haben wir im letzten Jahr vorgeschlagen, dass sämtliche kw-Vermerke bei der Polizei fürStellen, die seinerzeit aufgrund der Flüchtlingslage geschaffen wurden, gestrichen werden.Damit sollten diese Stellen erhalten bleiben und andere Lücken bei den Aufgaben der Polizeigeschlossen werden. Wir können feststellen, dass sich Jamaika im vergangenen Jahr diegleichen Gedanken gemacht hat und jetzt tatsächlich genau diese 190 Stellen weiterführenwill. Wir finden, dass dies ein kluger Schritt ist.Und wir finden, dass wir in der Tat dann auch darüber nachdenken müssen, dass auch imJustizbereich entsprechende Stellen eben nicht wegfallen, sondern ebenfalls weiter bestehenbleiben. Auch das haben wir im letzten Jahr beantragt und beantragen dies heute wieder, weilwir glauben, dass es nichts nützt, wenn wir die Polizei gut aufstellen, aber gleichzeitig nicht inder Lage sind, die Verfahren entsprechend schnell durch die Justiz bearbeiten zu lassen. Unddies betrifft nicht nur die ordentliche Gerichtsbarkeit, sondern auch dieVerwaltungsgerichtsbarkeit. Wenn wir wollen, dass Asylverfahren schneller abgewickeltwerden können, dann müssen wir auch die Stellen zur Verfügung stellen, die dafür notwendigsind. Und dies mag man durchaus auch als Unterstützung der Justizministerin sehen, die denBund auffordert, hier dauerhaft die entsprechenden Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.Und wir sollten auch gemeinsam getragene Initiativen, die erfolgreich waren, weiterführen.Deutschland ist eines der sichersten Länder der Erde mit einer fallenden Kriminalitätsrate. Dasist gut, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Wir haben in diesem Jahr eine Initiativeumgesetzt, die richtig erfolgreich war. Ich spreche vom Landesprogramm Einbruchsschutz. DieMöglichkeit, Opfer eines Einbruchs zu werden, ist immer noch in einigen Regionen hoch.Insgesamt 900 Anträge für Maßnahmen hat es gegeben, die den Haushaltsansatz komplett 4ausgereizt haben. Deshalb war das Landesprogramm, mit dessen Mitteln Maßnahmen an undin Häusern gegen Einbrecher gefördert wurden, sehr stark nachgefragt. Wir können es unsnicht vorstellen, dass dieser Bedarf jetzt abrupt abgebrochen ist. Deshalb schlagen wir vor, wiebisher 1 Million Euro über dieses Programm zu vergeben, anstatt, wie von der Landesregierungursprünglich geplant, es ganz zu streichen. Und wir freuen uns, dass die Jamaika-Fraktionendies genauso sehen.Ein weiterer SSW-Vorschlag aus der letztjährigen Haushaltsberatung war, dass wir die Mittelfür die Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe aufstocken wollten. Auch das ließ sich vor einemJahr noch nicht durchsetzen, aber auch hier zeigt sich, dass Anregungen ausHaushaltsberatungen mit dazu beitragen können, über eine etwas längere Frist etwas zuverändern. Jetzt werden genau die von uns im letzten Jahr eingeforderten zusätzlichen400.000 Euro bereitgestellt und das ist gut so, weil es einer Klientel dient, die es besondersschwer hat, in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen und weil es auch dem sozialenZusammenhalt unserer Gesellschaft dient.Sie sehen also, wir sehen unsere Vorschläge auch als einen Anstoß zur Diskussion und wollenso bewusst auch den Weg für Gemeinsamkeiten frei machen.Als eine große Gemeinsamkeit sehen wir zum Beispiel, dass wir als Vertreter derdemokratischen Parteien alle der Auffassung sind, dass Ganztagsschulangebote stark dazubeitragen können, dass alle gleiche Bildungschancen bekommen und Kinder und Jugendlichedie Chance bekommen, gemeinsam sinnvoll Freizeit zu verbringen. 65 % aller Schulen im Landhaben schon Ganztagsangebote, an denen im Schnitt rund 30% aller ihrer Schüler teilnehmen.Das ist schon eine gute Quote, aber immer noch ausbaufähig. Deswegen wollen wir, dass derHaushaltsansatz hier noch weiter erhöht wird. Der Bund will demnächst 2 Milliarden Euro fürInvestitionen in Ganztagsangebote zur Verfügung stellen. Diese ließen sich im Übrigen 5hervorragend mit den Mitteln, die für eSports-Häuser geplant sind, verbinden. Warum nichteSport an den Schulen im Rahmen von Ganztagsschule anbieten? Auch das wäre ein Schritt hinzu einer stärkeren Digitalisierung an den Schulen. Aber dann müssen wir gerüstet sein, solcheAngebote auch anbieten zu können und deshalb brauchen wir mehr Geld für den dauerhaftenBetrieb von Ganztagsangeboten. Die Landesregierung will hier auch im ersten Quartal einEckpunktepapier vorlegen, dass hoffentlich Vorschläge für die Weiterentwicklung diesesBereiches aufzeigt. Aber dann wird es nötig sein, um diese Vorschläge auch umzusetzen, mehrGeld in der Kasse zu haben. Und deshalb schlagen wir schon jetzt vorausschauend vor, diesenAnsatz für 2019 zu erhöhen.Wenn wir jetzt gerade schon bei der allgemeinen Bildung in Schulen sind, dann müssen wirfeststellen, dass wir in der Vergangenheit nicht alle haben erreichen können. 2,3 MillionenMenschen in Deutschland sind Analphabeten. Hochgerechnet auf unser Land bedeutet das,dass es mehr als 80.000 Analphabeten in Schleswig-Holstein gibt. Hinzu kommen noch zirka200.000 Menschen, die so genannte funktionale Analphabeten sind, also zwar einzelne Worteund Sätze lesen können, aber Mühe haben, einen längeren Text zu verstehen. Dass esüberhaupt Analphabeten in Schleswig-Holstein gibt, ist irgendwie immer noch unfassbar. Aberhier stehen zu bleiben, wäre der falsche Ansatz. Wenn dem so ist, dann müssen wir etwas tun.Die Volkshochschulen haben hier einen sehr guten Vorschlag gemacht, den wir aufgegriffenhaben. Es macht Sinn, regionale Grundbildungszentren für die Alphabetisierung einzurichten.Wir würden gerne mit 4 Standorten anfangen und diese dann in den nächsten vier Jahren aufinsgesamt 11 aufstocken. Damit könnten wir ein flächendeckendes und relativ ortsnahesAngebot machen. Die Kosten würden sich anfangs auf 272.000 Euro und im Endausbau auf750.000 Euro belaufen. Dafür, dass wir Menschen in die Gesellschaft zurückholen und ihnenauch arbeitsmäßig neue Perspektiven eröffnen, ein wirklich kleiner Betrag. 6Größere Beträge sind nötig, um die nächsten beiden Vorschläge unsererseits umzusetzen. Wirsind immer noch der Auffassung, dass Grundschullehrer genauso bezahlt werden müssen, wiealle anderen Lehrer. Es kann nicht sein, dass diejenigen, die die Grundlagen dafür schaffen,dass Lehrer in den höheren Klassenstufen vernünftig arbeiten können, schlechter bezahltwerden. Die Grundlagen für gute Bildung werden vor allem in den Grundschulen gelegt unddie Aufgabenvielfalt ist manchmal in den Grundschulen sogar größer als anderswo. Deshalbmüssen wir hier einen Schritt voran gehen und die Grundschullehrer mit A 13 besolden. Hiermuss es nach unserer Meinung schnell gehen, weil andere Bundesländer hier schon weiter sindund die Lehrer sonst mit den Füßen abstimmen werden. Wenn wir gute Bildung wollen, dannmüssen wir auch gut bezahlen.Der zweite größere Punkt sind die Kirchen auf Eiderstedt. Sie sind ein einmaligesKulturdenkmal von mindestens nationaler Bedeutung. Das ist ja auch der Grund, warum derBund hier die Hälfte der Sanierungskosten übernehmen will. Immerhin 9,3 Millionen Euro.Weiteres Geld soll durch Spendeneinnahmen erwirtschaftet werden und vor kurzem hat dieNordkirche mitgeteilt, dass sie ebenfalls 4 Millionen Euro zusteuern will. Das ist sozusagenneues Geld, das bisher nicht zur Verfügung gestellt wurde. Deshalb ist es ein wichtigesZeichen, dass auch die Nordkirche selber die entsprechende Verantwortung tragen will. Und daist es nun an der Zeit, dass auch das Land Schleswig-Holstein hier mit einsteigt. In derNachschiebeliste sind ja nun auch Mittel vorgesehen, aber eben bei weitem nicht so viel Mittel,dass diese ausreichen würden. Deshalb schlagen wir vor, dass das Land die verbleibenden 4Millionen Euro für dieses nationale Kulturerbe in Schleswig-Holstein trägt und diese Mittelüber die nächsten 6 Jahre verteilt. Wir meinen, dass dies nicht nur zumutbar, sondernunabdingbar ist, wenn man ein wichtiges hiesiges Kulturgut erhalten will. 7Überhaupt, haben wir den Wunsch, dass Kunst, Kultur bis hin zum Erhalt der regionalen Natureine wichtigere Rolle spielen sollte. Deshalb sollte der Ansatz für die Soziokultur markanterhöht werden. Denn die soziokulturellen Zentren sind die Einrichtungen, die die breite Massedauerhaft erreichen. Aber diese Nachhaltigkeit wünschen wir uns auch im Bibliothekswesen,wo wir weiterhin eine kostenlose Entleihe der Medien einfordern. Bibliotheken sindniedrigschwellige Bildungseinrichtungen und deshalb ist es wichtig, dass man hier an alleMedien herankommen kann, ohne finanziell überfordert zu werden. Bildung muss kostenlossein und das geht am schnellsten in Bibliotheken.Aber manchmal gehen auch Kultur und Natur Hand in Hand. Das sind oft die besten Projekteund deshalb regen wir an, dass im Rahmen der zukünftigen Kontraktförderung mit dem SHHBauch zusätzliche Aktivitäten des Heimatbundes im Bereich des Naturschutzes und derInformation über Naturzusammenhänge mit gefördert werden. Es ist schön, dass dieserGedanke auch in den Fraktionsanträgen von Jamaika seinen Niederschlag gefunden hat.Lassen Sie mich nun aber zu SSW-Vorschlägen kommen, die im Rahmen derAusschussberatungen angenommen worden sind. Da ist zum einen die verbesserte Förderungfür die dänische Kulturarbeit. Hier sehen wir ein weiteres wichtiges Zeichen, dassMinderheitenpolitik auch unter einer Jamaika-Koalition eine bedeutende Rolle spielt. Derdänische SSF erhält im nächsten Jahr markant mehr Geld und die Verhandlungen über eineZiel- und Leistungsvereinbarung werden voraussichtlich im nächsten Jahr abgeschlossen. Dasist nicht nur eine Anerkennung der Arbeit des SSF, sondern eben auch ein Schritt hin zu einerstabilen und verlässlichen Förderung der Kulturarbeit der dänischen Minderheit.Auch für einen weiteren vorgeschlagenen Punkt des SSW gab es eine Mehrheit im Ausschuss:nämlich die erstmalige Förderung des Zentrums für selbstbestimmtes Leben. Dahinter verbirgtsich eine Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung. Das heißt, die Behinderten 8vertreten ihre Interessen selber und stehen als Ansprechpartner für alle Menschen undInstitutionen zur Verfügung. Mehr Inklusion und Gleichberechtigung von Menschen mitBehinderungen kann es ja kaum geben, als dass sie eben sich selbst vertreten und selbst ihreAnliegen vorbringen. Wir finden diese Initiative der Menschen mit Behinderungen klasse undfreuen uns hier auch Mitstreiter für die Förderung gefunden zu haben.Der dritte Punkt für den es eine Mehrheit im Ausschuss gab, bezieht sich auf eine weiterverbesserte Förderung von Tierheimen in Schleswig-Holstein. Auf unsere Initiative hin, habenwir in diesem Jahr erstmalig eine institutionelle Förderung und die Unterstützung vonInvestitionen in Tierheimen auf den Weg gebracht. Und obwohl, die Förderrichtlinie erst Mittedes Jahres erlassen wurde, sind inzwischen Anträge eingegangen, die die Mittel schon jetztvöllig ausschöpfen. Die Maßnahme war also schon ein voller Erfolg. Deshalb wollen wir jetztdie Mittel aufstocken und die institutionelle, also dauerhafte, Förderung auf 200.000 Eurojährlich verdoppeln. Und auch die Investitionsmittel sollen noch einmal um 200.000 Eurojährlich angehoben werden. Damit könnten rechnerisch bis Ende der Wahlperiode alleangemeldeten Investitionsbedarfe abgearbeitet werden. Am Ende werden dann moderne, gutausgestattete Tierheime mit einer gesicherten Landesförderung stehen. Ein echter Schrittvoran!Wir finden es richtig, dass die Jamaika-Koalition hier einen Schritt auf eine Oppositionsparteizu gemacht hat. Nicht, weil wir es sind; das finden wir natürlich auch gut. Sondern, weildadurch gezeigt wird, dass Politik unter Demokraten einen Schritt aufeinander zu machenkann. In unserer heutigen Zeit von Egoismen und Extremismen ist es ein wichtiges Zeichen,dass wir über Parteigrenzen hinweg in der Lage sind, Kompromisse zu bilden und uns an derSache zu orientieren und dann gemeinsam zu entscheiden. 9Einen Punkt, meine Damen und Herren, möchte ich noch nachschieben; auch wenn er heutenoch nicht vollständig haushaltstechnisch mit Mitteln unterlegt wird. Zwar soll derLandesverband Special Olympics in Zukunft eine institutionelle Förderung erhalten, aber esgibt noch keine Mittel, um einen Landeswettbewerb durchführen zu können. Wir haben aber inder letzten Landtagssitzung auf SSW-Initiative hin beschlossen, dass wir einenLandeswettbewerb Special Olympics durchführen wollen. Wir haben deshalb hierfür heuteLandesmittel beantragt. Wir finden es dringlich, dass wir den Schwung aus demBundeswettbewerb in Kiel in diesem Jahr mitnehmen und den Behindertensport durch einenLandeswettbewerb mit entsprechenden regionalen Qualifikationswettbewerben richtig starkvoranbringen. Es wäre super, wenn in Zukunft der Behindertensport noch besser in denSportvereinen verankert werden könnte, denn die Menschen mit Behinderung sind begeisterteSportler und diese Begeisterung tut allen Menschen gut. Und deshalb tun uns auch SpecialOlympics in Schleswig-Holstein gut.Gut tun würde uns auch, wenn wir endlich etwas Nachhaltiges tun würden, um denAutoverkehr in den Innenstädten zu verringern. Schließlich hilft das am besten, um dieLuftqualität zu verbessern. Deshalb wollen wir, dass innovative Fahrradinfrastrukturen, wiezum Beispiel E-Ladestationen, Bike & Ride Angebote und sichere Fahrrad-Abstellmöglichkeiten,weiter zur Verfügung gestellt werden. Das diesbezügliche Programm aus 2017 ist eingestelltworden und wir wünschen uns, dass dieses Programm wieder aufgenommen wird.Noch entscheidender ist aber, dass die Fahrradwege in den Innenstädten saniert werden unddass Neubaumaßnahmen verstärkt möglich sind. Deshalb wollen wir dauerhaft mitMillionenbeträgen in diese Fahrradwege im städtischen Bereich investieren. Hier sind diemeisten Synergieeffekte zu heben. Wenn Fahrradwege vielfältig vorhanden sind, diese sich ingutem Zustand befinden und dann noch Parkmöglichkeiten man Stadtrand geschaffen werdenoder qualitativ verbessert werden, dann können wir effektiv den Autoverkehr aus der Stadt 10herausziehen. Das schafft bessere Luft und trägt gleichzeitig zu mehr Sicherheit imStraßenverkehr bei. Da die Kommunen hier nicht über die nötigen Mittel verfügen, müssen wirals Land hier klotzen und nicht kleckern.Lassen Sie mich noch Einiges zum Bereich Soziales sagen. Wir finden es richtig, dass insgesamt4,5 Millionen Euro für die Sanierung von Jugendherbergen und Jugendfreizeitstätten über dasProgramm IMPULS ausgegeben werden sollen. Die Träger haben sich mit eindringlichenAppellen an die Politik gewandt und deutlich gemacht, dass die Infrastruktur hier oftmalsJahrzehnte hinterher hinkt. Deshalb begrüßen wir, dass hier ein großer Schritt gemachtwerden soll und hoffen, dass dieser Schritt nicht der einzige Schritt bleiben wird.Das ist aber im Bereich der Familien nicht der einzige Bereich, der einer verbesserten Förderungbedarf. Es ist schön, dass der Aufbau und die Weiterentwicklung von 100 Familienzentrengefördert werden soll und dort auch entsprechend viel Geld in die Hand genommen wird. Esdarf aber nicht sein, dass wir deshalb bestehende Strukturen vernachlässigen. Auch dieFamilienbildungsstätten stehen vor großen Aufgaben und haben erhebliche Finanzbedarfe.Teilweise erfüllen sie die gleichen Aufgaben wie die Familienzentren und teilweise erfüllen sieweitere Aufgaben. Oft gehen die Arbeiten von Familienbildungsstätten und Familienzentrenineinander über und manchmal ist sogar ein und dieselbe Person in beiden Institutionen für diegleichen Aufgaben zuständig. Deshalb ist es uns ein Anliegen, dass die Arbeit beiderInstitutionen mit einander verzahnt wird und dass die Familienbildungsstätten ebenfalls eineentsprechende Landesförderung erhalten. Eine Erhöhung ist ja auch in den Fraktionsanträgenvon CDU, FDP und Grünen enthalten, aber diese reicht nach unserer Meinung nicht aus. Wirhaben einen Bedarf von knapp 1,45 Millionen Euro ermittelt, damit die Familienbildungsstättenadäquat arbeiten können und diese Summe sollte ihnen auch zusätzlich zur Verfügung gestelltwerden. 11Ich bin schon darauf eingegangen, dass die Mittel für die Wohnungslosen- undStraffälligenhilfe erhöht worden sind. Ein wirklich wichtiger Schritt. Allerdings ist es auchimmer noch notwendig, mehr Notunterkünfte für Wohnungslose zur Verfügung zu stellen.Oftmals ist es so, dass in den Heimen für Wohnungslose Räumlichkeiten zum dauerhaftenWohnen zur Verfügung gestellt werden müssen, damit Personen eine Stabilität ins Lebenbekommen können. Das führt aber dazu, dass andere dann keinen Platz haben. Deshalbbenötigen wir hier mehr Plätze. Wir wollen daher erstmals für Baumaßnahmen undNeubauten von Wohnungslosenunterkünften 600.000 Euro zur Verfügung stellen. Das ist nureine kleine Summe, wenn man die Bedarfe sieht, aber wir gehen davon aus, dass diebaurechtlichen Fragestellungen, die gelöst werden müssen, Investitionen nur nach und nachzulassen würden. Aber der Schritt muss gemacht werden. Die Wohnungsloseninitiativen sagenganz deutlich, dass man fast überall einen erhöhten Platzbedarf hat. Und auch hier wollen wirdie hauptsächlich betroffenen Kommunen mit dieser Aufgabe nicht alleine lassen.Ähnlich sieht es mit der Bekämpfung von AIDS und bei der Hilfe bei Demenz aus. Auch hierwollen wir verstärkt in die Förderung einsteigen. Die AIDS-Hilfen haben immer noch extremviel zu tun und gleichzeitig vergleichsweise wenig Geld. Damit hier ein Qualitätssprunggemacht werden kann, muss hier der Zuschuss für diese Initiativen markant erhöht werden.Nur dann kann hier eine noch bessere Fachlichkeit und vor allem eine dauerhaftedurchgehende Beratungstätigkeit sichergestellt werden. Uns schwebt hier eine Erhöhung derMittel um etwas mehr als 75% vor, damit hier ein wirklicher Qualitätsschub erfolgen kann.Und auch im Bereich der Demenz wollen wir, dass nun ein weiterer großer Schritt gemachtwird. Wir haben aufgrund der Initiative des SSW einen Demenzplan bekommen und nunwollen wir, dass auch erste Maßnahmen umgesetzt werden. Um überall präsent sein zukönnen, schlagen wir vor, Personalstellen zu schaffen und einen Beratungsbus anzuschaffen, 12der dann im ganzen Land eingesetzt werden kann. Damit wären wir schnell bei denBetroffenen.Noch schneller ginge es allerdings, wenn wir noch mehr Digitalisierung im Gesundheitswesenhätten. Deshalb regen wir weiterhin an, dass Modellvorhaben, die im Gesundheitswesenausprobiert und für gut befunden wurden, auch weitergeführt werden. Bisher scheiterte dasdaran, dass Projektmittel ausliefen und so das Projekt wieder ad acta gelegt wurde. Mit einemFördertopf für gerade solche auslaufenden Projekte könnten wir diese besser imGesundheitswesen etablieren und helfen, dass diese sich dann doch einmal selbst tragenkönnen. Hierfür sind dann allerdings auch Millionenbeträge in den nächsten Jahren nötig.So hoch sind zum Glück die Summen für einen weiteren Vorschlag, den wir machen, nicht.Dieser Vorschlag hätte aber, glauben wir, einen großen Effekt. Wir wollen, dass jeder FSJler undjeder FÖJler 50 Euro monatlich mehr so genanntes Taschengeld erhält. In den meisten Fällen istdieses eher knapp bemessen und das drückt auch ein wenig auf die Attraktivität diesesFreiwilligendienstes. Wir haben ja einen Antrag gestellt, auch auf andere Weise dieAttraktivität der Freiwilligendienste zu erhöhen, indem man beispielsweise in öffentlichenEinrichtungen freien Eintritt bekommt oder der Dienst positiv bei der Studienplatzvergabegewertet wird. Trotzdem stellen wir aber fest, dass man ehrlicherweise sagen muss, dassFreiwilligendienste mit wenig Taschengeld auch wenig attraktiv sind. Hier haben wir auch einegewisse Verantwortung für die jungen Menschen und deshalb wollen wir, dass das monatlicheTaschengeld steigt.Zu guter Letzt haben wir noch ein wichtiges regionales Anliegen. Die Schlei ist extremverunreinigt. Das ist eine Bedrohung für die Menschen, für die Tierwelt, für die Flora, für dieLandwirtschaft, für die Fischerei und auch für den Tourismus. Die gesamte Region ist 13wirtschaftlich bedroht, wenn der Naturhaushalt der Schlei nicht in Ordnung gebracht wird. EinGutachten des Kreises Schleswig-Flensburg, das zusammen mit den Anliegerkommunenerarbeitet wurde, kommt zu dem Schluss, dass man jährlich zirka 5 Millionen Euro zurVerfügung stellen muss, um die Schlei zu retten und dauerhaft gesund zu machen. Und dabeidarf man nicht allzu lange warten. Genau hier setzen wir an. Wir wissen, dass das Land hier dasGutachten noch bewerten will. Aber an den Grundannahmen kommt man ohnehin nichtvorbei. Die Schlei ist krank und deshalb muss etwas geschehen. Akutmaßnahmen wieAusbaggerungen und die Entsorgung des Faulschlamms können sofort und ohne endgültigesGutachten erfolgen. Andere Maßnahmen mögen nach Prüfung dann auch später erfolgen,schließlich bedarf es auch hier einer Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und denAnliegern. Aber es ist jetzt schon ersichtlich, dass die Baggermaßnahmen viel Geld benötigenund sofort begonnen werden könnten. Und genau dafür wollen wir jetzt auch schon das Geldzur Verfügung stellen. Tun wir das nicht, dann dauert es wieder ein Jahr länger und derZustand der Schlei verschlechtert sich weiter. Deshalb müssen wir jetzt handeln.Wir legen Ihnen heute eine Reihe von Vorschlägen vor, wie wir bestehende Probleme nochbesser lösen können. Das Ganze ist solide durchfinanziert und kommt ohne zusätzlicheMehrausgaben aus. Wir wissen natürlich, dass nicht alle unserer Vorschläge übernommenwerden. Die SSW-Vorschläge, die heute eine Mehrheit finden, sind in einem vernünftigenDialog mit der Regierungskoalition entstanden. Das ist ein Zeichen, dass ein Dialog überRegierungs- und Fraktionsgrenzen hinweg funktionieren kann. Und die Vorschläge, diemöglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt übernommen werden, zeigen, dass Politik auchin der Lage ist, Vorschläge zu diskutieren und sachorientiert abzuwägen. Wir hoffen, wieimmer, dass es dabei auch bleibt, und werden auch in Zukunft Vorschläge machen, die unserLand und seine Menschen voranbringen sollen. Das ist unser Anspruch und das ist, glaube ich,unser gemeinsamer Anspruch. 14Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html