Landtagspräsident Schlie und Erzbischof Heße: Volkstrauertag ist eine Mahnung zum Frieden
Nr. 181 / 16. November 2018 Sperrfrist: Sonntag, 18. November, 11:30 UhrLandtagspräsident Schlie und Erzbischof Heße: Volkstrauertag ist eine Mahnung zum FriedenBei der zentralen Gedenkstunde des Landes Schleswig-Holstein im Plenarsaal des Landeshauses würdigte Parlamentspräsident Klaus Schlie den Volkstrauertag als einen mittlerweile internationalen Gedenktag. „Er ist damit Abbild und Gradmesser einer politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, die sich als fähig erwiesen hat, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.“In die Vergangenheit hatte Schlie den Blick zuvor gerichtet und an den Ursprung des Volkstrauertages erinnert, der aus dem Wunsch heraus entstand, der Toten des Ersten Weltkrieges zu gedenken. „Das Erlebnis der ‚Urkatastrophe‘ eines industrialisierten Krieges von 1914 bis 1918 ist ein gesamteuropäisches Trauma.“ Das politische Versagen der europäischen Regierungen vor 100 Jahren sei eine Mahnung für die Gegenwart, betonte der Landtagspräsident.„Wer mit dem Feuer des Nationalismus und der politischen Abschottung spielt, der riskiert sehr viel für sein eigenes Land, aber auch für die seit Jahrzehnten in Europa gewachsene politische Ordnung, die auf Versöhnung und Verständigung, auf Zusammenarbeit und Austausch setzt.“ Der Erste Weltkrieg lehre deshalb vor allem den Gedanken der europäischen Verständigung, hob Schlie hervor. „Auf Soldatenfriedhöfen sehen wir bis heute die grauenvolle Alternative zur Idee der europäischen Verständigung, Aussöhnung und Einigung. Die Gräber von Verdun bleiben eine ewige Mahnung.“ Dauerhafter Frieden sei aber schwer zu erreichen. „Dazu bedarf es der Erkenntnis, dass es selten echte Sieger und echte Verlierer gibt, und die Erkenntnis, dass ein Friedensschluss nicht als Beendigung des Krieges anzusehen ist, sondern vielmehr als Neuanfang eines Miteinanders in Frieden.“Die Gedenkrede anlässlich des Volkstrauertages hielt der Erzbischof von Hamburg Dr. Stefan Heße. Er erinnerte daran, dass 2018 ein Jahr voller Jahrestage von Krieg und Frieden, Gewalt und Neuaufbruch sei. „Krieg und Gewalt hinterlassen Spuren im Kalender – aber zuerst Spuren in Menschen und Gesellschaften.“ Daher sei es wichtig, alljährlich den Volkstrauertag zu begehen, so der Erzbischof. „Wir trauern um die Menschen, die die Folgen von Unfrieden, von Ideologien und 2Verfolgungen zu tragen hatten und haben. Der Volkstrauertag will das Gedenken verstetigen. Wir schließen die Trauer nicht ab. Im Gegenteil: Wir kultivieren sie sogar. Wir haben sie uns verordnet, pflegen sie wie die Grabstätten.“ Dass um die Toten getrauert werde, mache deutlich, dass sie keine zufälligen oder unvermeidbaren Opfer seien, erklärte Heße. „Ursachen für ihre Tode waren und sind der menschliche Unwille und die menschliche Unfähigkeit zum Frieden, nicht zuletzt aufgeheizt durch Ideologien wie den Nationalismus.“Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Frieden sei das Mitgefühl, hob der Erzbischof von Hamburg hervor. „ Mitgefühl ist ein Gegenmittel gegen den vielbeklagten gesellschaftlichen Riss, der durch unser Land, Europa und die Welt geht. Es ist ein Gegenmittel gegen Angst, Neid, Hass und Aggression. Mitgefühl dient dem Frieden.“ Das Engagement vieler Menschen, so auch des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, stimme ihn aber zuversichtlich, so Heße: „Mitgefühl kann wachsen, unser Bewusstsein als Menschen zusammenzugehören kann wachsen – und damit: Frieden kann wachsen.“Der schleswig-holsteinische Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landtag, Landesregierung und die Landeshauptstadt Kiel hatten gemeinsam zu der zentralen Gedenkstunde für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft im Plenarsaal des Landeshauses geladen. Seit 2009 wird sie im Schleswig-Holsteinischen Landtag abgehalten.