Lars Harms: Ein Zeichen für Menschlichkeit und Nächstenliebe!
Presseinformation Kiel, den 07. November 2018Es gilt das gesprochene Wort.Lars Harms TOP 33 Bericht der Landesregierung zur Vorbereitung eines Landesaufnahmeprogramms für 500 Flüchtlinge Drs. 19/1001, 19/830„Wir setzen gemeinsam ein Zeichen für Menschlichkeit und Nächstenliebe!“Schleswig-Holstein bekommt ein Landesaufnahmeprogramm für besonders SchutzbedürftigeGeflüchtete, die dann auf Grundlage eines EU- beziehungsweise Bundeskontingents zwischenden Mitgliedsstaaten verteilt werden. Dazu hat die Bundesregierung gegenüber derEuropäischen Kommission ihre Zusage gegeben und auch wir als SSW stehen voll und ganz zudieser Zusage. Dabei geht es insbesondere um drei Herkunftsregionen, die als Prioritätvereinbart wurden. Diese wären: Syrische Nachbarstaaten, Libyen und Afrika, hier insbesondereÄthiopien, Uganda, Tansania, Djibouti und Kenia. Dabei soll es vor allem um die Aufnahme vonFrauen und deren Kindern gehen, die Opfer von Gewalt und Terror wurden. Diese könnenmöglicherweise auch direkt aus den Flüchtlingslagern in Ägypten und Äthiopien zu uns nachSchleswig-Holstein kommen. Dabei ist die Lage in den genannten afrikanischen Ländern schon 2lange desaströs. In Äthiopien beispielsweise, bestehen bereits seit Jahrzehnten soziale,politische, ethnische und religiöse Konflikte. Die jüngsten Aufstände brachten willkürlicheVerhaftungen, Morde an Oppositionellen oder deren plötzliches Verschwinden und Folter ansTageslicht. Tausende verloren durch brutale Gewalt des Regimes ihr Leben. Derzeit gilt derAusnahmezustand und eine Besserung ist keineswegs in Sicht. Hinzu kommt die Situation inden Nachbarländern, wie etwa Somalia. Das sich im Zerfall befindende Somalia gilt alsÄthiopiens größtes Sicherheitsrisiko. Djibouti und Eritrea sind ebenfalls sozusagen schwierigeNachbarn. Auch dort kommt es zu Konflikten. Gleiches gilt für Kenia, Tansania und Uganda.Auch dort ist die Gesellschaft tief gespalten, immer wieder kommt es zu bewaffnetenKonflikten in Zusammenhang mit Wahlen, rivalisierenden politischen Gruppen oder eben auchum Unabhängigkeitsbestrebungen, wie etwa im Fall von Sansibar. Ein Leben in Frieden undSicherheit ist in den genannten Gebieten daher kaum möglich. Dies geht auch uns inSchleswig-Holstein sehr wohl etwas an. Es ist daher völlig richtig, dass die Landesregierungnun endlich über die Planungen und entsprechenden Vorhaben berichtet. Schließlich kann einegute Vorbereitung ganz entscheidend sein, für die Aufnahme und Integration der zu unskommenden Menschen. Es ist daher nur zu begrüßen, dass die Landesregierung daranfesthalten will, eine möglichst frühzeitige dezentrale Unterbringung voranzutreiben. Wasebenfalls ganz entscheidend ist, auch dies kann man gar nicht genug betonen, istSpracherwerb sowie Schul- und Berufsbildung oder Erwerbstätigkeit. Wenn wir uns einerehrlichen Integration nähern wollen, dann muss eine eventuelle abgrenzende Strukturunbedingt vermeiden werden. Die Geflüchteten müssen sichtbar sein. Sichtbar im Sinne vonOffenheit und Einbindung in ihre Umgebung. Zudem muss eine Infrastruktur vorhanden sein,die das Teilhaben am sozialen Leben erst möglich macht. Behörden, Ärzte und Organisationenmüssen leicht zu erreichen sein. Das gleiche gilt für die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, auch sie sollten für den sogenannten Fremden erreichbar sein. Denn schließlich gehtes um die Partizipation von allen. So kann integrationsorientierte Unterbringung 3funktionieren. Denn eines ist klar: Viele von denen, die kommen, werden auch längerfristigbleiben. Und deshalb müssen wir die Flüchtlinge schon von Anfang an in unsere Gesellschaftintegrieren. Dies ist und bleibt auch für die Zukunft eine Herausforderung. Wir dürfen jedochnicht nachlassen, diese Herausforderung anzunehmen und dabei auch bereit sein, Umwegeoder längere Wege in Kauf zu nehmen. Denn was in diesem Zusammenhang für uns als SSWvöllig klar ist: Der einfache Weg ist der falsche Weg. Wir werden nicht nur vor diesemHintergrund die Vorbereitungen der Landesregierung zum Landesaufnahmeprogramm für 500Flüchtlinge konstruktiv begleiten und freuen uns sehr, dass wir gemeinsam ein Zeichen fürMenschlichkeit und Nächstenliebe setzen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html