Kriegsende vor 100 Jahren: Landtag startet Gedenkmonat mit Lesung
Nr. 155 / 11. Oktober 2018Kriegsende vor 100 Jahren: Landtag startet Gedenkmonat mit LesungDas Ende des Ersten Weltkrieges am 11. November 1918 jährt sich in einem Monat zum 100. Mal. Diesen Zeitraum hat der Schleswig-Holsteinische Landtag zum Gedenkmonat ausgerufen. Von heute (Donnerstag) an erinnern eine Ausstellung und mehrere Veranstal- tungen an die Ereignisse vor einem Jahrhundert, deren Konsequenzen und vor allem deren Opfer – und nehmen auch heutige Kriege und Kriegsopfer in den Blick. Den Auftakt der fünfwöchigen Veranstaltungsreihe bildete die Lesung von Professorin Svenja Goltermann.„Es muss darum gehen, Zusammenhänge und Langzeitfolgen des Krieges aufzuzeigen, die für die Gestaltung unserer Gegenwart und Zukunft relevant sind“, sagte der Landesbeauftragte für politische Bildung Christian Meyer-Heidemann, der die rund 100 Gäste im Schleswig-Holstein-Saal begrüßte. Die Auseinandersetzung mit an Leib und Seele zerstörten Kriegsopfern und mit zerstörten Landschaften sei unbedingt relevant – „sie hat auch eine ganz entscheidende, gegenwärtige Dimension“. Mit Blick auf den Essay, aus dem Svenja Goltermann las, warnte Meyer-Heidemann davor, dass der Begriff des Opfers – wie schon vor 100 Jahren – wieder negativ besetzt werden könnte. „Wenn wir heute die ‚Resilienz‘ betonen, also die Ausbildung der Fähigkeit, Belastungen und auch Verletzungen ‚positiv‘ zu begegnen, dann birgt das die Gefahr, dass auch heute den Opfern vorgeworfen wird, dass sie nicht über genügend ‚Resilienz‘ verfügten.“Goltermann stellte anschließend Teile ihres Essays „Die Wahrnehmung von Krieg und Gewalt in der Moderne“ vor, der sich mit dem Opferbergriff beschäftigt. Darin beschreibt sie, wie sich das Erfassen, Identifizieren und Gedenken der Opfer historisch entwickelt hat. Die Frage danach, wer als Opfer definiert werde oder sich selbst so definiere, sei schon immer eine politische, so Goltermanns These. Darüber diskutierte die Professorin für Geschichte der Neuzeit nach der Lesung auch in einer Gesprächsrunde mit dem Künstler Uwe Appold, dessen Bilderzyklus 14 / 18 im Rahmen des Gedenkmonats im Landeshaus gezeigt wird.