Flemming Meyer: Schafe sind Küstenschutz auf vier Beinen - Rede zu Protokoll gegeben
Presseinformation Kiel, den 7. 9. 2018Rede zu Protokoll gegebenFlemming Meyer TOP 35 Situation der Schaf- und Ziegenhalter in Schleswig-Holstein Drs. 19/819 „Ich frage daher den Minister, welche Ausgleichzahlungen für Dürreausfälle für die Schafzuchtbetriebe geplant sind. Die Schafhalter haben schließlich die gleichen Rechte wie die anderen landwirtschaftlichen Betriebe.“Schafe sind Küstenschutz auf vier Beinen. Das hat sich bewährt. Daraus erklärt sich auch, dassSchleswig-Holstein die größte Schafdichte hat. Schafe gehören an die Küsten und sind Teil derKultur dort. In dem Bericht des Landwirtschaftsministers zeigt sich aber, dass der großeTierbestand bislang noch keine Entsprechung in den Vermarktungsstrukturen gefunden hat.Zusammengefasst: Viele Schafe, aber kaum Vermarktung. Auf Seite 9 wird nüchternbeschrieben, dass der Markt von Erzeugnissen aus der Schaf– und Ziegenhaltung „wenigorganisiert“ sei. Das heißt im Einzelnen dass die Wolle verscherbelt wird; Milch undMilchprodukte werden in Nischen und mit viel Aufwand einzelner Betriebe eigenvermarktet unddas Fleisch wird größtenteils exportiert. Diese Strukturen sind völlig unzureichend. Und dasschon seit Jahren. 2Gerade bei Lämmerfleisch besteht erheblicher Nachholbedarf. Die Tiere haben nämlich unter denheimischen Vermarktungsfehlern zu leiden. Die Tiere werden nämlich lebend an die Märktenach Südeuropa gefahren, um erst dort geschlachtet zu werden. Der SSW fordert eineHöchstdauer von solchen Transport von vier Stunden. Die schleswig-holsteinischen Lämmer undHammel werden dagegen nicht vier Stunden, sondern über ganze Tage in den Süden gekarrt. Dakann vom Tierwohl keine Rede sein. Unsere Forderung: Schlachtung und Vermarktung müssenvor Ort passieren. Und wenn hier das Fleisch nicht abgesetzt werden kann, muss es zumindest inder Nähe geschlachtet werden. Alles andere ist Tierquälerei. Der kann man nur mitTransportbeschränkungen begegnen. Entsprechende Regelungen sind überfällig.Dass dem Urlauber in nordfriesischen Restaurants neuseeländisches Lammfleisch serviert wird,während die Gäste die Schafherden auf den Deichen bewundern, werde ich wohl nie verstehen.Dabei beschreibt der Bericht, dass der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch in Deutschland geradebei 42% liegt. Das macht es noch unverständlicher, dass friesische und dithmarscher Schafe nachFrankreich gefahren werden müssen. Verantwortlich sei der Markt, wird mir entgegengehalten.Ja,! Das mag stimmen. Der Markt muss kaum mit Transportkosten kalkulieren, weil der Transporteinfach zu billig ist. Das ist wohl auch der Grund, warum die Aktivitäten derErzeugergemeinschaft für Qualitätslämmer ruhen, wie der Minister auf Seite 11 berichtet.Qualität und Tierwohl sind wohl einfach zu teuer.Oder ist es der Beamtenstatus der Schafe, der Qualität und Tierwohl ins Hintertreffen geratenlässt? Schließlich machen staatliche Zuwendungen inzwischen den Löwenanteil des Betriebesaus. Der Gewinn aus Marktbedingungen, wie es malerisch im dem Bericht heißt (S. 13), ist bei denSchafbetrieben verschwindet gering. Immerhin wird in den letzten Jahren überhaupt etwasGewinn verzeichnet. Die mangelnde Ertragskraft ist aber kein Schicksal. Die unerträglicheErtragssituation für Wolle und Milch ist doch nicht Gott gegeben! Warum subventioniert derSteuerzahler jedes Tier mit durchschnittlich 231 Euro, aber zahlt als Verbraucher nur 6,99 Euro fürLammfleisch im Angebot beim Discounter? Das ist doch verkehrte Welt. 3Ich hoffe, dass sich neue Landwirtschaftsminister dieses Themas annimmt.Viele Schafhalter hatten im Sommer Probleme mit der Dürre, weil die Tiere kaum noch frischesGrün fanden. Das hat sich inzwischen verbessert. Aber der Markt für Futter ist leer gefegt, so dassdie Versorgung der Schafe über den Winter gefährdet ist. Viele Landwirte wollen im Herbst keineNachweidung durch die Schafe, sondern auf den Flächen lieber selbst Futter für die eigenen Tiereeinfahren. Da bleibt für die Schafe dann nicht mehr viel. Ich frage daher den Minister, welcheAusgleichzahlungen für Dürreausfälle für die Schafzuchtbetriebe geplant sind. Die Schafhalterhaben schließlich die gleichen Rechte wie die anderen landwirtschaftlichen Betriebe. Schafhaltersind keine Liebhaber, sondern auch sie müssen knallhart kalkulieren. Ansonsten werden wir unswohl bald Alternativen für den Küstenschutz überlegen müssen.