Jette Waldinger-Thiering: Der SSW will keine Lehrkräfte und Schulen 1. und 2. Klasse
Presseinformation Kiel, den 07.09.2018Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 4 Änderung des Lehrkräftebildungsgesetzes und Anpassung besoldungsrechtlicher Vorschriften Drs. 19/848 „Diese Reform ist nicht wirklich zeitgemäß und schon gar nicht zukunftsweisend“Nicht zuletzt zum Schulbeginn haben wieder viele Bildungsforscher auf ein sehr drängendesProblem hingewiesen: Den Mangel an Lehrkräften und die damit verbundene Schwierigkeit,den Unterricht durch qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer überhaupt abzusichern. Wenn manden Prognosen glaubt, sind hiervon mittelfristig alle Schularten betroffen. Aus Sicht des SSWfolgt daraus vor allem eins: Auch im Zusammenhang mit der Aus- und Fortbildung unsererLehrkräfte muss die Attraktivität und damit der langfristige Verbleib im Beruf mitgedachtwerden. Auf der einen Seite brauchen angehende Lehrerinnen und Lehrer eine verlässlichePerspektive. Auf der anderen Seite brauchen sie aber auch Sicherheit durch eine moderneAusbildung, die die aktuellen Herausforderungen entsprechend berücksichtigt. 2Es ist also nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend nötig, die Ausbildung der Lehrkräfteregelmäßig zu überarbeiten. Hier gilt, was im Grunde für jedes Studium und jede Ausbildungzutrifft: Wer fundiert und eben auch zeitgemäß auf seinen späteren Beruf vorbereitet wird, hatdie nötige Sicherheit und deutlich mehr Freude am Job. Auch gute Fort- undWeiterbildungsmöglichkeiten haben diesen Effekt. Hiervon profitieren dann nicht nur dieSchülerinnen und Schüler, sondern zum Beispiel auch die Gesundheit der Lehrkräfte und dasgesamte Schulklima. Das mag wie eine Binsenweisheit klingen, wurde aber längst nicht immerso berücksichtigt, wie wir es uns wünschen.Eigentlich müssten wir aus den genannten Gründen also ein gemeinsames Interesse daranhaben, die Lehrerbildung zu modernisieren. Vor allem eben dann, wenn es um die inhaltlicheAusgestaltung und die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs geht. Auch bei wichtigenQuerschnittsthemen wie der Inklusion oder der Digitalisierung ist die Lehrkräftebildung vonzentraler Bedeutung. Ähnliches gilt für die Frage, wie wir noch mehr Lehrerinnen und Lehrergewinnen. Hier hat die Landesregierung mit der Erweiterung des Direkteinstiegs einenVorschlag auf den Tisch gelegt, der sicher Teil der Lösung sein kann. Ich würde mir allerdingsdringend wünschen, dass man sich dann auch auf KMK-Ebene für eine länderübergreifendkompatible Lösung einsetzt.Wenn man auf das große Ganze schaut, dann stehen diese inhaltlichen Fragen für Jamaikaaber leider weniger im Vordergrund. Statt die Ausbildung zukunftsfest zu machen, wird mitdiesem Gesetzentwurf eigentlich nur unsere grundlegende Reform von 2014 kassiert. Manberuft sich dabei zwar auf die grundsätzliche Zustimmung der Universitäten. Aber im Zweifelist für den SSW die Meinung der Studierenden wichtiger. Und die überwältigende Mehrheitvon ihnen ist mit der bestehenden Lehrerbildung sehr zufrieden. Auch wenn es natürlich nicht 3das Hauptargument ist, kann man diese Entwicklung doch auch aus Sicht derLehramtsstudierenden bedauern.Statt Sekundarschullehramt soll es also wieder den Gymnasial- und denGemeinschaftsschullehrer geben. Das ist vor allem deshalb falsch, weil man sich mit dieserEntscheidung gegen die Durchlässigkeit zwischen den Schularten entscheidet. Gymnasien undGemeinschaftsschulen werden sich damit zwangsläufig weiter voneinander wegbewegen. Fürden SSW ist aber genau diese Durchlässigkeit unheimlich wichtig. Und zwar längst nicht nurmit Blick auf die Schülerschaft und gleichwertige Wege zum Abitur. Sondern vor allem auchmit Blick auf den klar erkennbaren Bedarf an gut qualifizierten Lehrkräften an allen Schulen.Wenn man Gemeinschaftsschulen und Gymnasien als gleichwertig ansieht und siebestmöglich aufstellen will, wäre die Ausbildung nach Altersstufen die deutlich bessereAntwort. So aber entsteht der Eindruck, dass Jamaika nicht nur Lehrkräfte sondern auchSchulen 1. und 2. Klasse will. Das ist nicht wirklich zeitgemäß und schon gar nichtzukunftsweisend.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html