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07.09.18
10:46 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Der SSW will keine Lehrkräfte und Schulen 1. und 2. Klasse

Presseinformation Kiel, den 07.09.2018

Es gilt das gesprochene Wort



Jette Waldinger-Thiering TOP 4 Änderung des Lehrkräftebildungsgesetzes und Anpassung besoldungsrechtlicher Vorschriften Drs. 19/848

„Diese Reform ist nicht wirklich zeitgemäß und schon gar nicht zukunftsweisend“

Nicht zuletzt zum Schulbeginn haben wieder viele Bildungsforscher auf ein sehr drängendes
Problem hingewiesen: Den Mangel an Lehrkräften und die damit verbundene Schwierigkeit,
den Unterricht durch qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer überhaupt abzusichern. Wenn man
den Prognosen glaubt, sind hiervon mittelfristig alle Schularten betroffen. Aus Sicht des SSW
folgt daraus vor allem eins: Auch im Zusammenhang mit der Aus- und Fortbildung unserer
Lehrkräfte muss die Attraktivität und damit der langfristige Verbleib im Beruf mitgedacht
werden. Auf der einen Seite brauchen angehende Lehrerinnen und Lehrer eine verlässliche
Perspektive. Auf der anderen Seite brauchen sie aber auch Sicherheit durch eine moderne
Ausbildung, die die aktuellen Herausforderungen entsprechend berücksichtigt. 2
Es ist also nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend nötig, die Ausbildung der Lehrkräfte
regelmäßig zu überarbeiten. Hier gilt, was im Grunde für jedes Studium und jede Ausbildung
zutrifft: Wer fundiert und eben auch zeitgemäß auf seinen späteren Beruf vorbereitet wird, hat
die nötige Sicherheit und deutlich mehr Freude am Job. Auch gute Fort- und
Weiterbildungsmöglichkeiten haben diesen Effekt. Hiervon profitieren dann nicht nur die
Schülerinnen und Schüler, sondern zum Beispiel auch die Gesundheit der Lehrkräfte und das
gesamte Schulklima. Das mag wie eine Binsenweisheit klingen, wurde aber längst nicht immer
so berücksichtigt, wie wir es uns wünschen.



Eigentlich müssten wir aus den genannten Gründen also ein gemeinsames Interesse daran
haben, die Lehrerbildung zu modernisieren. Vor allem eben dann, wenn es um die inhaltliche
Ausgestaltung und die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs geht. Auch bei wichtigen
Querschnittsthemen wie der Inklusion oder der Digitalisierung ist die Lehrkräftebildung von
zentraler Bedeutung. Ähnliches gilt für die Frage, wie wir noch mehr Lehrerinnen und Lehrer
gewinnen. Hier hat die Landesregierung mit der Erweiterung des Direkteinstiegs einen
Vorschlag auf den Tisch gelegt, der sicher Teil der Lösung sein kann. Ich würde mir allerdings
dringend wünschen, dass man sich dann auch auf KMK-Ebene für eine länderübergreifend
kompatible Lösung einsetzt.



Wenn man auf das große Ganze schaut, dann stehen diese inhaltlichen Fragen für Jamaika
aber leider weniger im Vordergrund. Statt die Ausbildung zukunftsfest zu machen, wird mit
diesem Gesetzentwurf eigentlich nur unsere grundlegende Reform von 2014 kassiert. Man
beruft sich dabei zwar auf die grundsätzliche Zustimmung der Universitäten. Aber im Zweifel
ist für den SSW die Meinung der Studierenden wichtiger. Und die überwältigende Mehrheit
von ihnen ist mit der bestehenden Lehrerbildung sehr zufrieden. Auch wenn es natürlich nicht 3
das Hauptargument ist, kann man diese Entwicklung doch auch aus Sicht der
Lehramtsstudierenden bedauern.



Statt Sekundarschullehramt soll es also wieder den Gymnasial- und den
Gemeinschaftsschullehrer geben. Das ist vor allem deshalb falsch, weil man sich mit dieser
Entscheidung gegen die Durchlässigkeit zwischen den Schularten entscheidet. Gymnasien und
Gemeinschaftsschulen werden sich damit zwangsläufig weiter voneinander wegbewegen. Für
den SSW ist aber genau diese Durchlässigkeit unheimlich wichtig. Und zwar längst nicht nur
mit Blick auf die Schülerschaft und gleichwertige Wege zum Abitur. Sondern vor allem auch
mit Blick auf den klar erkennbaren Bedarf an gut qualifizierten Lehrkräften an allen Schulen.
Wenn man Gemeinschaftsschulen und Gymnasien als gleichwertig ansieht und sie
bestmöglich aufstellen will, wäre die Ausbildung nach Altersstufen die deutlich bessere
Antwort. So aber entsteht der Eindruck, dass Jamaika nicht nur Lehrkräfte sondern auch
Schulen 1. und 2. Klasse will. Das ist nicht wirklich zeitgemäß und schon gar nicht
zukunftsweisend.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html