Flemming Meyer: Zugang zum Medizinstudium erleichtern statt Ärztemangel akzeptieren
Presseinformation Kiel, den 06.09.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 17 Medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen verbessern Drs. 19/882 „Versorgungsprobleme endlich ernst nehmen“Ich muss zugeben, dass mich die Zukunft der medizinischen Versorgung von Kindern undJugendlichen wirklich beunruhigt. Wenn in manchen Regionen Aufnahmestopps undmonatelange Wartezeiten eher die Norm als die Ausnahme sind, ist das schlimm genug. Aberwenn der Verband der Kinder und Jugendärzte noch dazu klar vorhersagt, dass innerhalb derkommenden 5 Jahre ein Viertel der von ihnen vertretenen Mediziner in Rente geht, ist dasalarmierend. Ganz grundsätzlich beschäftigt uns der Ärztemangel natürlich regelmäßig.Trotzdem weist die SPD hier auf eine drohende Lücke in der Versorgung hin. Aus Sicht des SSWsollten wir uns deshalb dringend intensiver mit diesem Problem beschäftigen.Schon im Antrag sind wesentliche Faktoren aufgelistet, die zu Engpässen bei ärztlichenBehandlungen von Kindern und Jugendlichen führen. Um Missverständnisse zu vermeiden 2muss ich eins klar sagen: Wir setzen weder am Nutzen vermehrter Vorsorgeuntersuchungennoch an der zunehmenden Inanspruchnahme anderer medizinischer Leistungen einFragezeichen. Alle Kinder und Jugendlichen im Land haben selbstverständlich den Anspruchauf eine hochwertige medizinische Versorgung. Unabhängig von der Region in der sie leben.Und es ist zuallererst die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassen,diese zu organisieren und auch langfristig sicherzustellen.Es ist nicht nur Fakt, dass mehr Vorsorgeuntersuchungen stattfinden und allgemein mehrmedizinische Leistungen in Anspruch genommen werden. Es ist auch klar, dass dieseUntersuchungen aber auch die Krankheitsbilder und ihre Behandlung oft anspruchsvoller alsfrüher sind. Und wir wissen, dass der Bedarf vor allem auch dadurch steigt, dasserfreulicherweise einfach mehr Kinder geboren werden. Eigentlich ist das meiste davon nichtwirklich neu. Diese Dinge hätten längst bei der Versorgungsplanung berücksichtigt werdenmüssen. Doch leider stehen wir hier vor ähnlichen Problemen, wie zum Beispiel bei denLandärzten.Zum einen fehlen Anreize, um diesen Beruf zu ergreifen. Für angehende Mediziner sind andereFachbereiche deutlich attraktiver. Auch aus finanziellen Gründen. Zum anderen wollen mancheVerantwortliche das Problem offenbar gar nicht sehen. Denn laut Bedarfsplanung haben wirbei Kinder- und Jugendärzten ja gar keine Unterversorgung. Auch wenn die Realität an vielenStellen im Land längst anders aussieht. Mir ist bewusst, dass wir uns die fehlenden Medizinernicht einfach schnitzen können. Aber ich denke schon, dass die Kassenärztliche Vereinigungund die Krankenkassen diese Versorgungslücke noch ernster nehmen und gegensteuernkönnten. Spätestens nach der Reform der Bedarfsplanung auf Bundesebene wird es hierMöglichkeiten geben, die man nutzen muss. 3Doch natürlich sind auch wir Landespolitiker in der Verantwortung. Ich denke zwar, dassdetaillierte Daten zur tatsächlichen Versorgungslage nicht schaden können. Aber schon heutelässt sich abschätzen, dass in Teilen des Landes eine Unterversorgung droht. Und zumindestwenn es um mittel- bis langfristige Lösungsansätze geht, können wir hier sehr wohlgegensteuern. Wenn ein erheblicher Teil der Ärzteschaft zeitnah in Rente geht, muss dringenddie Basis für Nachwuchs verbreitert werden. Aus Sicht des SSW sollten wir deshalb den Zugangzum Medizinstudium grundsätzlich erleichtern. Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten wirdabsehbar weiter steigen. Längst nicht nur im Bereich der Kinder- und Jugendärzte. Da liegt esfür mich nahe, sich nicht nur Gedanken über die Absenkung des Numerus Clausus, sondernauch über weitere Lehrstühle und vor allem Studienplätze zu machen. Dies wäre zumindest einwichtiger Schritt, um zukünftige Versorgungslücken zu schließen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html