Lars Harms: Es ist nicht Aufgabe der Politik, Lohndumping zu fördern
PresseinformationKiel, den 05.09.2018 Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 05 Gesetz zur Änderung des Vergaberechts in Schleswig-Holstein Drs 19/861 + 19/886 „Wir sind schon der Lohnkeller der westlichen Bundesländer und CDU, FDP und Grüne wollen das noch verstärken. Schlimmer gehts nicht!“Heute beraten wir einen für die Betroffenen wirklich fatalen Gesetzentwurf derLandesregierung. Es geht darum, den Schutz für Arbeitnehmer auszuhöhlen und gleichzeitigkleine und mittlere Betriebe einer Dumpingkonkurrenz auszusetzen. Damit gefährden Sie denStandort Schleswig-Holstein und deshalb lehnen wir den Gesetzentwurf der Landesregierungab!Es hört sich schön an, wenn das Einhalten von Tarifen noch für Busfahrer und Zugführer geltensoll. Was ist aber mit all denen, die in anderen Bereichen arbeiten, die nicht abgesichert werdensollen. Sehen wir uns beispielsweise die Abfallwirtschaft an. Die Einhaltung der Tarife soll dortnicht Vergabekriterium sein. Was bedeutet das? Der bundesweite Tarifvertrag für die 2Abfallwirtschaft ist seit 01.04.2017 abgelaufen. Zu einer Verständigung der Tarifparteien auf eineNachfolgeversion kam es bislang nicht. Das heißt, es entstehen unterschiedliche Tarife und es istauch möglich, außertariflich Mitarbeiter einzustellen. Zwar entfaltet der für bisherigeTarifvertrag eine Nachwirkung. Diese gilt jedoch nur für Arbeitsverhältnisse, die schon währendder Gültigkeit des alten Tarifvertrages bestanden. Für Neueinstellungen und neue Vergaben mitneuen Arbeitsverträgen dagegen gilt bei uns dann nur noch der Vergabemindestlohn voneingefrorenen 9,99 Euro. Das heißt, deutsche Anbieter können bei Ausschreibungen Angebotezu extrem niedrigen Tarifen abgeben und damit den bestehenden Lohn, bei Fahrern in derprivaten Abfallwirtschaft zum Beispiel 14,14 Euro die Stunde, extrem unterbieten. Damit ist klar,wer in Zukunft dann seinen Arbeitsplatz dank Jamaika verlieren wird!Nach unserer Auffassung ist es nicht Aufgabe der Politik, Lohndumping zu fördern. Aber genaudas tut diese Koalition. Wir wollen Arbeitsplätze und Betriebe sichern und ihnen eine faireChance einräumen. Deshalb gibt es das Tariftreuegesetz, das Jamaika jetzt abschaffen will. Unddeshalb schlagen wir in unserem Änderungsantrag vor, das Tariftreuegesetz noch zu verbessern,anstatt es abzuschaffen. Denn es ist doch aberwitzig, dass hiesige Betriebe an Tarife gebundensind und Betriebe aus dem EU-Ausland aufgrund der EU-Entsenderichtlinie ebenfalls an unsereTarife gebunden sind, aber Jamaika jetzt diese Bindung bei Anbietern aus Deutschlandabschaffen will. Wir sind schon der Lohnkeller der westlichen Bundesländer und CDU, FDP undGrüne wollen das noch verstärken. Schlimmer gehts nicht!Was die Menschen brauchen, ist Sicherheit und Planbarkeit - auch im Arbeitsleben. Wenn esaber in Zukunft unmöglich gemacht werden soll, dass in einer Ausschreibung die Übernahmevon Personal eingefordert werden kann, dann haben die Mitarbeiter schlechte Karten.Öffentliche Aufgaben werden regelmäßig immer wieder ausgeschrieben und damit stehen dieMitarbeiter immer wieder vor dem Totalverlust ihrer Existenz, wenn die Übernahmemöglichkeit 3nicht festgeschrieben bleibt. Die Leute, die für den Staat Aufträge ausführen, sollen in Zukunft ineiner prekären Situation verbleiben, damit man Löhne immer weiter drücken kann. Der Staatentledigt sich somit von Aufgaben und fördert so Lohndumping und Perspektivlosigkeit. Sofunktioniert Jamaika-Politik! Aber nicht mit uns!Die soziale Absicherung von Mitarbeitern ist der Landesregierung und den Koalitionären egal. Esist aber auch erstaunlich, dass dem grünen Regierungspartner sogar Umweltstandards egal sind.Bisher sind diese vorgeschrieben; in Zukunft sollen diese nur noch erfüllt werden, wenn manLust dazu hat. Die Grünen übernehmen damit die Argumentation, dass das Einhalten vonUmweltstandards Bürokratie ist. Das lässt tief blicken. Und ich sage ganz klar, das ist nicht dieUmweltpolitik, die wir als SSW vertreten. Das Tariftreuegesetz hat eine kluge Regelung. Mankann ein Präqualifikationsverfahren durchlaufen und dann immer wieder ganz einfach mit derentsprechenden Bescheinigung die Einhaltung von Umweltstandards nachweisen. Ganz einfach– und keine überbordende Bürokratie, liebe Grüne.Das Vergaberecht muss eigentlich nur drei Kriterien erfüllen. Es muss wirtschaftlich sinnvoll sein– das geht nur durch fairen Wettbewerb und nicht durch Lohndumping, es muss sozial gerechtsein – das geht nur mit Perspektiven für die betroffenen Mitarbeiter und des muss nachhaltigsein – und das geht nur durch verbindliche Umweltstandards. All das fehlt im Gesetzentwurf derLandesregierung völlig! Gut, dass es als Alternative noch den Änderungsantrag des SSW gibt!Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html