Jette Waldinger-Thiering: Gute Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement statt Zwang
Presseinformation Kiel, den 05.09.2018Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 20 Rahmenbedingungen für Freiwilligendienste verbessern Drs. 19/885„Gute Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement statt Zwang!“In der politischen Sommerpause werden ja manchmal merkwürdige Ideen geboren. DieWiedereinführung der Wehrpflicht gehört für mich eindeutig in diese Kategorie.Bevölkerungsumfragen mögen da eine mehr oder weniger klare Mehrheit ergeben. Aber fürdiese Maßnahme gibt es einfach keinen rationalen Grund. Die Bundeswehr ist schon lange eineFreiwilligenarmee mit Zeit- und Berufssoldaten. Viele Experten befürchten sogar, dass siedurch die Wiedereinführung der Wehrpflicht ins Chaos stürzt. Noch dazu gibt es massivejuristische Bedenken. Denn eine staatlich auferlegte Dienstpflicht ist nun mal ein schwererEingriff in die Freiheitsrechte der Menschen. Schon deshalb lehnt der SSW alle Pläne inRichtung Zwangsdienst oder Dienstpflicht ab.Doch ein klares „nein“ hierzu reicht uns nicht. Uns ist wichtig, dass wir uns genau um dieMenschen kümmern, die einen Dienst für unsere Gesellschaft leisten. Die Tag für Tag in 2Altenheimen, Krankenhäusern oder Einrichtungen der Behindertenhilfe arbeiten. Oftmalsunter erschwerten Bedingungen. Und noch dazu eben völlig freiwillig. Wir meinen, dass wirgenau diese über 100.000, oft sehr jungen, Freiwilligendienstler in den Blick nehmen müssen.Denn für mein Gefühl sind sie nicht nur in der aktuellen Debatte viel zu kurz gekommen. IhrEinsatz für unsere Gesellschaft wird insgesamt viel zu wenig honoriert. Wir wollen, dass sichdas ändert. Deshalb haben wir den vorliegenden Antrag eingebracht.Ich denke wir alle kennen den Vorwurf, dass sich Politik höchstens mal in Sonntagsreden beiEhrenamtlern oder Freiwilligendienstlern bedankt. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist da auchwas Wahres dran. Auch aus diesem Grund ist es mir und meiner Partei so wichtig, ganzkonkrete Punkte zu nennen, wenn es um bessere Rahmenbedingungen geht. Dabei sindForderungen nach einer halbwegs auskömmlichen Bezahlung oder einer vergünstigtenBeförderung im ÖPNV natürlich nicht von uns erfunden. Aus meiner Sicht sollten sie eigentlichauch selbstverständlich sein. Aber Fakt ist nun mal, dass sich hier seit Jahren - und damit auchin der letzten Legislaturperiode - wenig bewegt.Egal ob wir über das Freiwillige Soziale Jahr oder das Freiwillige Ökologische Jahr aufLandesebene oder über die Bundesfreiwilligendienste sprechen: Alle Menschen, die sich hierengagieren, übernehmen auf ihre Art gesellschaftliche Verantwortung. Alle leisten einenwertvollen Beitrag für unsere Gemeinschaft. Und alle verdienen unseren Respekt und unserevolle Anerkennung. Aus Sicht des SSW sollte uns dieser Einsatz einfach deutlich mehr wert sein.Wir müssen deshalb gemeinsam schauen, wie wir den Freiwilligendienstlern mehrWertschätzung entgegen bringen können und wie wir diese Dienste attraktiver machenkönnen. 3Mit unserem Antrag liegen einige wichtige Punkte auf dem Tisch. Und es kann doch kaumüberraschen, dass es dabei auch um Geld geht. Wir sind der Meinung, dass sich das Land auchfinanziell stärker einbringen sollte. Denn die wenigsten Träger in diesem Bereich können hoheTaschengelder zahlen. Die Spanne bei der Gesamtauszahlung, also dem Taschengeld und denZusatzleistungen, liegt bundesweit zwischen 190 und 850 Euro im Monat. Das führt bei vielenFreiwilligen zu ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Und es erklärt, warum es sich vor allemjunge Leute mit höheren Abschlüssen und wohlhabenderen Eltern leisten können, einensolchen Dienst zu machen. Aus Sicht des SSW sollten wir diese finanziellen Unterschiede durcheine erhöhte Landesförderung zumindest angleichen. Wir wollen, dass Freiwilligendiensteprinzipiell allen offen stehen. Nicht nur denjenigen, die noch Geld mitbringen.Daneben gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, um die Rahmenbedingungen fürdie Freiwilligen zu verbessern. Sie machen sich ja auch selbst viele konstruktive Gedanken. Ichdenke, wir sollten mit ihnen und den Trägern reden und diese Vorschläge sehr ernsthaftprüfen. Die Belange der Freiwilligen und bessere Arbeitsbedingungen müssen im Zentrum derDebatte stehen. Nicht die Frage danach, ob und wenn ja wie wir junge Menschen in einenDienst für unsere Gesellschaft zwingen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html