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05.07.18
18:15 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Berufs- und Studienorientierung muss stärker im Schulalltag verankert werden - Rede zu Protokoll gegeben

Presseinformation Kiel, den 05.06.2018

Rede zu Protokoll gegeben.



Jette Waldinger-Thiering TOP 18+22 Anträge zur Berufs- und Studienorientierung Drs. 19/814 und 19/820

„Berufs- und Studienorientierung muss stärker im Schulalltag verankert werden“

Es ist schon einigermaßen absurd: Auf der einen Seite klagen immer mehr Unternehmen
darüber, dass sie keine jungen Leute finden. Und auf der anderen Seite bleiben immer mehr
Stellen unbesetzt. Noch dazu handelt es sich hier nicht um eine Momentaufnahme. Das ist
längst zu einem Dauerzustand geworden und damit zu einer ernsten Herausforderung, die wir
entschlossen angehen müssen. Für den SSW kann ich deshalb klar sagen, dass wir beide
Anträge unterstützen.



Wir wissen, dass die Digitalisierung längst Auswirkungen auf viele Lebens- und fast alle
Arbeitsbereiche hat. Das führt schon seit Jahren zu veränderten Anforderungen und zu
Spezialisierungen am Arbeitsmarkt. Damit nimmt auch die Bedeutung von Bildung und
Weiterbildung immer weiter zu. Und damit steigt eben nicht zuletzt auch der Bedarf an 2
Beratung und Orientierung bei Berufsanfängern. Diese Aufgabe halte ich persönlich für
besonders wichtig. Denn die Schülerinnen und Schüler aller Schularten stehen vor der
grundsätzlichen Entscheidung, für einen bestimmten Beruf oder ein Studium und damit vor
einer bedeutenden Weichenstellung in ihrem Leben.



Die Jamaika-Koalition überschreibt ihren Antrag mit den Worten: „Gesamtkonzept
Berufsorientierung“. Deshalb möchte ich für meine Partei gerne zwei kleine Anmerkungen
machen. Zu einem solchen Gesamtkonzept gehört für uns dringend auch die Beratung über
mögliche Studiengänge. Und aus unserer Sicht müssen bei diesem Thema unbedingt auch die
Jugendberufsagenturen mit an den Tisch. Denn auch wenn wir sie erst vor einiger Zeit auf den
Weg gebracht haben, hat man hier schon wertvolle Erfahrungen gesammelt, die in ein solches
Gesamtkonzept einfließen müssen. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns über diese Punkte in
den weiteren Beratungen einig werden.



Die SPD weist in ihrer Begründung darauf hin, dass die Berufsorientierung eine
Querschnittsaufgabe des gesamten Schulwesens ist. Diese Orientierung mag zwar immer
dringlicher werden, je näher der Abschluss rückt. Aber im Idealfall werden die Schülerinnen
und Schüler frühzeitig auf das Arbeitsleben vorbereitet. Denn unabhängig davon, ob ich mit
Lehrkräften oder mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Arbeitsverwaltung spreche:
Alle bestätigen, dass die frühzeitige Orientierung und Förderung berufsübergreifender
Schlüsselkompetenzen extrem wichtige Erfolgsfaktoren sind, wenn es um den gelungenen
Übergang in die Arbeitswelt geht. Ich denke daher, dass wir die Berufs- und
Studienorientierung tatsächlich stärker im Unterricht verankern sollten.



Es macht natürlich Sinn, wenn wir in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen schauen, die
man in Hamburg mit der Einführung eines entsprechenden Pflichtfachs macht. Der Blick auf 3
unsere Nachbarn im Süden hat sich bekanntlich auch bei der Einführung der
Jugendberufsagenturen gelohnt. Ob aber am Ende ein eigenes Pflichtfach oder eine
Aufwertung der entsprechenden Beauftragten steht, ist aus meiner Sicht zweitrangig. Wichtig
ist, dass wir dem steigenden Beratungsbedarf der jungen Menschen Rechnung tragen und die
Berufs- und Studienorientierung spürbar ausbauen. Und weil das nun mal auch eine Frage der
entsprechenden Ausstattung ist, will ich hier gerne schon heute die Unterstützung des SSW
zusichern.



Abschließend möchte ich den vielen Betrieben danken, die hier zum Beispiel durch ihr
Engagement auf Messen und durch Praktikumsplätze einen wichtigen Beitrag leisten. Denn
eins ist klar: Ohne diesen Einsatz und ohne die Vermittlung dieser wertvollen praktischen
Erfahrungen geht es nicht. Deshalb möchte ich sie unbedingt ermuntern, auch in Zukunft
möglichst vielen jungen Menschen diese Einblicke und Chancen zu geben. Und gleichzeitig
hoffe ich, dass auch die Landesregierung die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft
stärkt. Der SSW hält es für sehr wichtig, dass wir bei diesem Thema beide Seiten
gleichermaßen in den Blick nehmen. So werden wir dann hoffentlich nicht nur die Zahl der
Schulabgänger ohne Ausbildungsvertrag reduzieren können, sondern auch die
Ausbildungsabbrüche selbst.