Jette Waldinger-Thiering: Berufs- und Studienorientierung muss stärker im Schulalltag verankert werden - Rede zu Protokoll gegeben
Presseinformation Kiel, den 05.06.2018Rede zu Protokoll gegeben.Jette Waldinger-Thiering TOP 18+22 Anträge zur Berufs- und Studienorientierung Drs. 19/814 und 19/820 „Berufs- und Studienorientierung muss stärker im Schulalltag verankert werden“Es ist schon einigermaßen absurd: Auf der einen Seite klagen immer mehr Unternehmendarüber, dass sie keine jungen Leute finden. Und auf der anderen Seite bleiben immer mehrStellen unbesetzt. Noch dazu handelt es sich hier nicht um eine Momentaufnahme. Das istlängst zu einem Dauerzustand geworden und damit zu einer ernsten Herausforderung, die wirentschlossen angehen müssen. Für den SSW kann ich deshalb klar sagen, dass wir beideAnträge unterstützen.Wir wissen, dass die Digitalisierung längst Auswirkungen auf viele Lebens- und fast alleArbeitsbereiche hat. Das führt schon seit Jahren zu veränderten Anforderungen und zuSpezialisierungen am Arbeitsmarkt. Damit nimmt auch die Bedeutung von Bildung undWeiterbildung immer weiter zu. Und damit steigt eben nicht zuletzt auch der Bedarf an 2Beratung und Orientierung bei Berufsanfängern. Diese Aufgabe halte ich persönlich fürbesonders wichtig. Denn die Schülerinnen und Schüler aller Schularten stehen vor dergrundsätzlichen Entscheidung, für einen bestimmten Beruf oder ein Studium und damit voreiner bedeutenden Weichenstellung in ihrem Leben.Die Jamaika-Koalition überschreibt ihren Antrag mit den Worten: „GesamtkonzeptBerufsorientierung“. Deshalb möchte ich für meine Partei gerne zwei kleine Anmerkungenmachen. Zu einem solchen Gesamtkonzept gehört für uns dringend auch die Beratung übermögliche Studiengänge. Und aus unserer Sicht müssen bei diesem Thema unbedingt auch dieJugendberufsagenturen mit an den Tisch. Denn auch wenn wir sie erst vor einiger Zeit auf denWeg gebracht haben, hat man hier schon wertvolle Erfahrungen gesammelt, die in ein solchesGesamtkonzept einfließen müssen. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns über diese Punkte inden weiteren Beratungen einig werden.Die SPD weist in ihrer Begründung darauf hin, dass die Berufsorientierung eineQuerschnittsaufgabe des gesamten Schulwesens ist. Diese Orientierung mag zwar immerdringlicher werden, je näher der Abschluss rückt. Aber im Idealfall werden die Schülerinnenund Schüler frühzeitig auf das Arbeitsleben vorbereitet. Denn unabhängig davon, ob ich mitLehrkräften oder mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Arbeitsverwaltung spreche:Alle bestätigen, dass die frühzeitige Orientierung und Förderung berufsübergreifenderSchlüsselkompetenzen extrem wichtige Erfolgsfaktoren sind, wenn es um den gelungenenÜbergang in die Arbeitswelt geht. Ich denke daher, dass wir die Berufs- undStudienorientierung tatsächlich stärker im Unterricht verankern sollten.Es macht natürlich Sinn, wenn wir in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen schauen, dieman in Hamburg mit der Einführung eines entsprechenden Pflichtfachs macht. Der Blick auf 3unsere Nachbarn im Süden hat sich bekanntlich auch bei der Einführung derJugendberufsagenturen gelohnt. Ob aber am Ende ein eigenes Pflichtfach oder eineAufwertung der entsprechenden Beauftragten steht, ist aus meiner Sicht zweitrangig. Wichtigist, dass wir dem steigenden Beratungsbedarf der jungen Menschen Rechnung tragen und dieBerufs- und Studienorientierung spürbar ausbauen. Und weil das nun mal auch eine Frage derentsprechenden Ausstattung ist, will ich hier gerne schon heute die Unterstützung des SSWzusichern.Abschließend möchte ich den vielen Betrieben danken, die hier zum Beispiel durch ihrEngagement auf Messen und durch Praktikumsplätze einen wichtigen Beitrag leisten. Denneins ist klar: Ohne diesen Einsatz und ohne die Vermittlung dieser wertvollen praktischenErfahrungen geht es nicht. Deshalb möchte ich sie unbedingt ermuntern, auch in Zukunftmöglichst vielen jungen Menschen diese Einblicke und Chancen zu geben. Und gleichzeitighoffe ich, dass auch die Landesregierung die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaftstärkt. Der SSW hält es für sehr wichtig, dass wir bei diesem Thema beide Seitengleichermaßen in den Blick nehmen. So werden wir dann hoffentlich nicht nur die Zahl derSchulabgänger ohne Ausbildungsvertrag reduzieren können, sondern auch dieAusbildungsabbrüche selbst.