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05.07.18
15:33 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Pflegekräfte müssen gut von ihrer Arbeit leben können

Presseinformation Kiel, den 05.07.2018

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 20 +28 Anträge zur Pflegeassistenzausbildung und zu Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen Drs. 19/816 und 19/833

„Gute Bedingungen für Pflegekräfte bedeuten Lebensqualität für Pflegebedürftige“

Die Rahmenbedingungen für unsere Pflegefachkräfte haben wir an dieser Stelle schon oft
diskutiert. Ich denke, wir sind uns alle darin einig, dass es hier noch deutlich Luft nach oben
gibt. Aus meiner Sicht ist die Wertschätzung für die sozialen Berufe insgesamt zu gering. Das
wird am Beispiel der Pflege besonders deutlich. Niedrige Löhne, eine hohe Arbeitsbelastung
und eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehören leider für viel zu viele zum
Alltag. Nicht wenige Pflegende verlieren durch diese Arbeitsbedingungen die Lust oder den
Mut, überhaupt noch weiterzumachen. Dabei können wir uns eine solche Entwicklung
überhaupt nicht leisten. 2
Im Pflegebereich wird Tag für Tag unheimlich wichtige Arbeit geleistet. Egal ob es um die
Arbeit mit Kindern-, Kranken- oder alten Menschen geht: In allen Bereichen fördern die
Pflegekräfte die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Menschen. Ihr
Einsatz bedeutet also ganz konkret ein Plus an Lebensqualität für die Betroffenen. Diese
Tatsache sollten wir uns alle immer wieder klar machen. Und deshalb darf uns diese Arbeit
auch gerne noch deutlich mehr wert sein.



Wenn es um die Zukunft der Pflege geht, spielt die Reform der Ausbildung natürlich eine
wichtige Rolle. Aus Sicht des SSW muss hier trotz unterschiedlichster Interessen immer die
Qualität im Vordergrund stehen. Dabei ist hoffentlich allen klar, dass auch diese
Zusammenführung der Ausbildungen nicht schlagartig alles verbessern wird. Ich persönlich
kann auch so manche Kritik und Befürchtung nachvollziehen. Aber den Ansatz der SPD, diese
Reform auf Bundesebene dann auch als Chance für die Pflegeassistenzausbildung bei uns im
Land zu nutzen, halten wir für richtig. Denn auch Pflegeassistenten haben selbstverständlich
ein Recht auf eine fundierte Ausbildung und einen angemessenen Lohn.



Machen wir uns nichts vor: Eine wirklich menschenwürdige Pflege zu organisieren ist und
bleibt eine enorme Herausforderung. Die Bevölkerung wird bekanntlich immer älter. Damit
steigt auch die Zahl derjenigen, die auf Pflege angewiesen sind. Wir brauchen also nicht nur
heute sondern langfristig mehr Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren und sich
hier engagieren wollen. Deshalb müssen wir dringend auch durch bessere Arbeitsbedingungen
dafür sorgen, dass sie dauerhaft in ihrem Beruf bleiben. Natürlich spielt hier die Frage der
Vergütung eine zentrale Rolle. Aber auch viele der Punkte, die die Jamaika-Koalition in ihrem
Antrag nennt, sind zielführend. Uns ist bei all dem nur sehr wichtig, dass Pflegekräfte gut von
ihrer Arbeit leben können. Und wir wollen, dass sie echte berufliche Perspektiven und eine
Ausbildung bekommen, die ihnen Sicherheit in der Berufsausübung gibt. 3



So groß die Herausforderungen in der Pflege auch sind. An einem Punkt müssen wir aufpassen:
Die Frage einer menschenwürdigen Pflege darf nicht auf quantitative Kriterien verkürzt
werden. Ich halte es für sehr gefährlich, wenn man nur danach fragt, wie viele Pflegebedürftige
zu erwarten sind und wie viele Pflegekräfte wir für ihre Versorgung brauchen. Das ist als Basis
eine durchaus wichtige Frage. Aber das reicht eben nicht, wenn Pflege menschlich sein und
menschlich bleiben soll. Diesem Anspruch werden wir nur gerecht, wenn wir deutlich mehr als
nur die Versorgung der körperlichen Grundbedürfnisse im Blick haben.



Eine menschenwürdige Pflege ist mit Akkordarbeit nicht möglich. Sie braucht Zeit und Platz für
Zwischenmenschlichkeit und Zuwendung. Den Raum hierfür zu schaffen und dauerhaft zu
sichern, ist unsere eigentliche Kernaufgabe. Das ist ganz sicher nicht einfach. Aber hierzu gibt
es keine Alternative. Die vorliegenden Anträge verfolgen unter anderem auch dieses Ziel. Ich
sehe hier wichtige Schritte zur Entlastung der Pflegenden. Und auch wenn nachhaltige
Verbesserungen ein wirklich dickes Brett sind, gehen wir damit in die richtige Richtung.
Deshalb kann der SSW beide Anträge unterstützen.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html