Jette Waldinger-Thiering: Die EU lebt von der Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger
Presseinformation Kiel, den 13. Juni 2018Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-ThieringTOP 17+34+35+39+43 Europabericht 2017-2018 Drs. 19/585, 19/680, 19/722 „Die EU muss den sozialen Aspekt in Zukunft noch stärker zur Geltung kommen lassen!“Quasi seit Anbeginn der Europäischen Union wird über ihr Handeln und insbesondere auchüber ihre Zukunft, vor allem in den Mitgliedstaaten, gestritten. Und so ist es auch heute. Zumersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union hat nun ein Mitglied – als Ganzes –seinen Austritt vermeldet. Dies ist sicherlich eine noch nie dagewesene Situation, die großeHerausforderungen mit sich bringt. Denn natürlich geht es auch um Geld. Und da sind wir auchdann ganz schnell beim Thema des Mehrjährigen Finanzrahmens nach 2020. Dabei geht es umdie Frage, welchen Weg der Integration die Mitgliedstaaten in Zukunft bestreiten wollen? Auchgeht es dabei um die Frage, wie kann die Eurozone reformiert und zukunftsfest gemachtwerden? Und auch das Thema Asylsystem sowie die Verteilung von Schutzsuchenden, aber 2eben auch die innere und äußere Sicherheit sind weiterhin aktuelle Fragestellungen die diegesamte EU beschäftigen. Auch wenn die von mir eben genannten Herausforderungen nureinige Beispiele darstellen, so wird schnell klar, dass die aktuellen Herausforderungen ebentatsächlich ziemlich groß sind. Das bedeutet aber auch: Ja, die EU wird gebraucht! DieMitgliedsstaaten und die EU-Bürgerinnen und –Bürger erwarten Antworten auf die hier nungestellten Fragen. Auch wir als SSW erwarten natürlich ebenfalls Antworten. In Bezug auf denFinanzrahmen, ist es glaube ich, nicht per se die Frage, ob nun unbedingt mehr Geld in denTopf fließen muss, sondern es sollte vielmehr eine Frage der Verteilung sein. Mittelknappheitherrscht meines Erachtens nach nicht. Sondern es geht darum, wofür sollen diese Mittelgenutzt werden? Und ja: Auch hier kann sich jeder sicherlich sehr vieles vorstellen. Was die EUheute, wie auch in Zukunft braucht, ist die Akzeptanz der EU-Bürgerinnen und Bürger. Es kanndaher sicherlich nicht schaden, den sozialen Aspekt in Zukunft noch stärker zur Geltungkommen lassen. Konkret denke ich etwa an das Thema Jugendarbeitslosigkeit, Brain-Drain,Dörfer in denen nur fast nur noch ältere Menschen wohnen, sowie Korruption. Auch wennDeutschland von diesen Problemstellungen nicht an erster Stelle betroffen sein mag, so gehenuns diese Lebensumstände sehr wohl etwas an. In der Vergangenheit hat man diesoziokulturelle Dimension völlig außer Acht gelassen. Dazu zählt auch die Bundesregierung.Die bisherige Vernachlässigung hängt dabei sicherlich mit den hohen Arbeitslosenzahlen unterder jungen Generation, nicht nur in Portugal und Spanien, sondern auch in Frankreichzusammen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die EU in Zukunft solcheHerausforderungen sehr wohl überwinden kann, wenn sie denn will. Es gilt daher nun dieentsprechenden politischen Zielrichtungen zu setzen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Vertreterunserer Regierung die politischen Inhalte vor der Debatte um die Strukturen stellen. Auchwenn es zunächst einfacher sein mag, die Strukturen anzuprangern, so brauchen wir, mehrdenn je, eine inhaltliche Debatte! 3So viel zur Debatte über die Zukunft der EU. Dabei möchte ich natürlich auch noch einigeWorte zum Europabericht äußern. Es ist in der Tat erfreulich zu sehen, wie vielfältig doch dasEngagement der Landesregierung auf europäischer Ebene ist. Auch wenn es hier und dakleinere Rückschläge zu verzeichnen gibt, wie etwa in Bezug auf die Zusammenarbeit mit derPartnerregion in Frankreich oder was den Studiengang „European Studies“ in Flensburgbetrifft, so geht es doch in den meisten Bereichen voran. Dabei zeigen vor allem die Bereiche, indenen es nicht gerade positive Nachrichten zu vermelden gab, dass eine gute internationaleZusammenarbeit eben keine Selbstverständlichkeit ist. Ich denke, dies sieht dieLandesregierung genauso. Umso wichtiger ist das Engagement, beständig mit viel Motivationvoranzutreiben. Ganz besonders erfreut bin ich dabei über das Engagement von Schleswig-Holstein im skandinavischen Raum.Alles in allem lässt sich schnell feststellen: Die Bedeutung Europas nimmt für die deutschenLänder ständig zu. Auch wenn Schleswig-Holstein ein kleines Land sein mag, so ist es doch großgenug, um erfolgreiche und anerkannte Europapolitik auf die Beine zu stellen. Sei es in derOstseekooperation, bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Dänemark, imNordischen Rat oder bei der Mitgestaltung europäischer Politik in und mit Berlin oder Brüssel.Die kommenden Herausforderungen werden mit Sicherheit kein Zögern zulassen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html