Lars Harms: Offenheit ist für mich Teil der Demokratie
Presseinformation Kiel, den 26. April 2018Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 32 Schutz der Privatanschrift zur Kommunalwahl Drs. 19/692„Für mich ist es eine Kernfrage der Demokratie, ob Menschen mit allem, was sie haben - auch mit der eigenen Anschrift - für eine Sache einstehen oder nicht!“Am 6. Mai ist Kommunalwahl in Schleswig-Holstein! Diese Wahlen sind wichtig, denn hierhaben die Bürger die Möglichkeit, ehrenamtliche Politiker zu wählen, die die Gegebenheitenund Probleme vor Ort kennen und beharrlich politische Lösungen suchen. An diesen Wahlenteilzunehmen, egal ob nun als Kandidat oder als Wähler, ist wahrlich ein Fest. Politische Inhaltestehen hier klar im Vordergrund. Überall im Land hängen in diesen Tagen die entsprechendenPlakate. Die AFD-Fraktion hat nun einen Antrag eingebracht, der dem der Piratenfraktion vomNovember 2015 gleicht. Kandidaten sollen nicht mehr ihre Adresse veröffentlichen müssen,sondern nur noch eine Kontaktadresse. Damals hat der Landtag schon einen eindeutigenBeschluss gefasst und das abgelehnt. Wir taten dies auch damals schon vor dem Hintergrund 2des § 51 des Bundesmeldegesetzes. Dieser Paragraf sieht vor, dass man bei einer Gefahr fürLeben, Gesundheit, persönliche Freiheit und ähnlichen schutzwürdigen Interessen seineAdresse nicht offenlegen muss. Damit ist eigentlich alles geregelt – auf in Bezug aufKandidaturen. Bei Gefahr für das Leben oder die Gesundheit muss die Adresse also nichtveröffentlicht werden. Damit muss niemand von einer Kandidatur aus diesem Grundzurückschrecken!Mein Demokratieverständnis ist so, dass Menschen, wenn sie für etwas einstehen, voll undganz dafür einstehen, das heißt auch, mit ihrer Adresse dafür einstehen sollten, damit sie vomBürger jederzeit kontaktiert werden können. Auch das ist für mich ein Teil der direktenDemokratie, dass man Leute direkt ansprechen kann - das ist unheimlich wichtig; und zwarnicht nur über Postfächer, über Email-Adressen, über Twitter oder Facebook, sondern ganznormal.Das ist Demokratie, das ist eine Wahl und vor allem ist dies der Kern jeglicher Politik! Und wersich einmal den Wahlzettel genauer ansieht: Dort sind noch mehr Informationen angegeben,als nur die Adresse von Kandidaten. Etwa auch Name, mit oder ohne Titel und Beruf. Das zeigteben gerade, dass es hier um eine Personenwahl geht. Und wenn Kandidaten einer Partei oderWählergemeinschaft nicht erkannt oder kontaktiert werden wollen, dann entspricht das ebengerade nicht unseren demokratischen Vorstellungen.Und um es gleich vorweg zu nehmen, diese Personenwahl ist auch nicht mit Volksinitiativenvergleichbar. Wenn Menschen eine Volksinitiative machen und als deren Initiatoren auftreten,müssen diese ihre Adresse nicht preisgeben, sondern die Volksinitiative gibt eineKontaktadresse an. Dahinter steckt eine gewisse Logik, denn es stellen sich ja nicht dieMenschen zur Wahl, sondern sie setzen ein Thema auf die Tagesordnung, über das geredet undabgestimmt werden soll. 3Und das ist eben bei einer Personenwahl anders. Hier müssen die Personen identifizierbar undkontaktierbar sein. In meinem eigenen Heimatort und auch in vielen anderen Städten undGemeinden, haben alle Einwohner die gleiche Postleitzahl. Wenn sich ein Bewerber für einenWahlkreis in Husum nur unter Nennung der Postleitzahl bewirbt, kann ich nicht feststellen, auswelchem Teil des Ortes er kommt und welche Ortsteilinteressen dieser Mensch möglicherweisevertreten will oder nicht vertreten will. Wenn ich ihn oder sie nicht kenne, ist er oder sie somitnicht identifizierbar. Deswegen ist es interessant zu wissen, woher die Leute kommen, und eskönnte schon das Interesse eines Bürgers geben, dies bei seiner Wahlentscheidung mitzugrunde zu legen. Es können aber auch ganz andere Gründe sein.Für mich ist es eine Kernfrage der Demokratie, ob Menschen mit allem, was sie haben – auchmit der eigenen Anschrift -, für eine Sache einstehen oder nicht. Das dokumentieren sie auchdadurch, dass sie deutlich machen: Lars Harms, Schillerstraße 34, 25813 Husum, stellt sich fürdie Wahl auf. Er tut das in vollem Bewusstsein, dass ihn der Wähler jederzeit kontaktieren undidentifizieren kann. Das ist für mich ein Teil der Demokratie. Daran sollten wir auch in Zukunftfesthalten!Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html