Lars Harms: HSH-Nordbank wird nun in ruhigere Gewässer gelenkt
Presseinformation Kiel, den 26. April 2018Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 2+10+49 Nachtrag zum Haushaltsplan 2018 & Veräußerung der Beteiligung an der HSH Nordbank AG Drs. 19/600, 19/656 „Wir meinen, dass wir heute dem Verkauf zustimmen sollten, gerade auch zu einem so frühen Zeitpunkt, um ein positives Signal in den Markt zu senden!“Entgegen der landläufigen Meinung, werden wir heute nicht den Abschluss der HSH-Nordbank-Rettung beschließen, sondern einen – wenn auch sehr großen und entscheidenden –Zwischenschritt. Wir werden weiter sehr viele Engagements unter der Kontrolle der LänderHamburg und Schleswig-Holstein behalten und diese Engagements nach und nach abbauenbzw. auslaufen lassen. Das heißt, wir sind noch lange nicht am Ende des Prozessesangekommen, aber wir können schon vorsichtig schätzen, wie stark uns die HSH-Nordbank-Rettung auch noch in den Folgejahren belasten wird. 2Jeder wird natürlich aus seiner jeweiligen Sicht auf die HSH-Nordbank schauen und heutesagen, dass man es besser gewusst hätte. Wenn man ehrlich ist, dann kann man das so abernicht mit aller Verbindlichkeit feststellen – zumindest nicht für den Rettungsprozess. Dort hates mehrfach unterschiedliche Möglichkeiten des Handelns gegeben, aber niemand weiß, ob diedamaligen Alternativen wirklich die besseren Lösungen gewesen wären.Ich glaube, die Zusammenlegung der beiden Landesbanken der Länder Hamburg undSchleswig-Holstein zu einer einzigen Bank, war 2003 die richtige Entscheidung, wenn es nurdarum gegangen wäre, eine Bank zu gründen, die sich ausschließlich um die Förderung derWirtschaft im weitesten Sinne gekümmert hätte. Mit diesem Ansatz, den andere Banken javerfolgt haben, hätten wir niemals die großen Probleme bekommen. Man ist aber davonabgewichen und hat sich noch vor der Bankenkrise billiges Geld besorgt und in Geschäftegesteckt, von denen man eigentlich nichts verstand und die dem eigentlichen Sinn der Bankvöllig entgegenstanden. Das war der Kardinalfehler und den haben diejenigen zuverantworten, die damals im Vorstand und im Aufsichtsrat gesessen haben. Das soll die Politiknicht entschuldigen, weil man ja auch als Politik froh über die kurzfristig hohen Einnahmen ausdiesen Geschäften war. Aber trotzdem waren es vor allem die Fachleute in den ebengenannten Gremien, von denen man hätte erwarten können, dass sie das Schiff HSH-Nordbanksicher lenken. In anderen Landesbanken hat dies ja auch funktioniert.Die Finanzierung dieser Geschäfte lief vorwiegend über das Eingehen von Verpflichtungenüber die Gewährträgerhaftung. Sie lag zeitweise bei 165 Milliarden Euro und ist erst im letztenJahr wieder in die Einstelligkeit, und damit in vergleichsweise überschaubare Bahnen,gesunken. Ein Verkauf der Bank in beispielsweise 2005 oder 2006, wie es ja manch einerdamals gefordert hatte, hätte bedeutet, dass fremde Eigentümer die Geschäftspolitik unddamit auch über unsere Haftung bestimmt hätten und wir wahrscheinlich in 2008 beim Crashder Banken die ganz große Rechnung hätten zahlen müssen. Private Eigentümer hätten die 3Bank sicherlich nicht mit ihren Eigenmitteln gerettet. Unsere Einschätzung ist, dass diesesSzenario noch weit mehr Geld gekostet hätte.Man hat sich nach dem Bankencrash in 2009 für die Lösung entschieden, Geld nachzuschießenund für bestimmte Geschäfte quasi eine Bürgschaft zu übernehmen. Seinerzeit gab es noch dieMöglichkeit, hier den Bund mit ins Boot zu nehmen. Nach unserer Einschätzung wäre diesschlau gewesen und wir hätten möglicherweise eine bessere Entwicklung der Bank gehabt.Aber ehrlicherweise können wir dies auch nicht beweisen, weil es solche Szenarien zu diesemZeitpunkt so noch nie gegeben hat.Für uns stand aber damals schon fest, dass es notwendig sein wird, die Bank zu einem späterenZeitpunkt auch zu verkaufen. An diesen Punkt gelangen wir nun nach einigem hin und her inden letzten Jahren. Wir hatten einen Untersuchungsausschuss mit einer Vielzahl anErkenntnissen und wir hatten auch die Strafverfolgung von Menschen, die in den in Fragenkommenden Zeiten bei der HSH-Nordbank führende Positionen innehatten. Wir als Landhatten aber insbesondere die Aufgabe, die Bank in ruhigeres Fahrwasser zu lenken und danachauch auf den Verkauf der Bank hinzuwirken. Mein Eindruck ist, dass uns allen das mitwechselnden politischen Mehrheiten gelungen ist. Natürlich kostet uns als Land Schleswig-Holstein die Rettung der HSH-Nordbank viel Geld. Alleine der Verkaufsprozess wird am Endemit rund fünfeinhalb Milliarden Euro zu Buche schlagen. Rechnet man noch dieKapitalnachschüsse und weitere Maßnahmen der vergangenen Jahre ein, liegt der Verlust füruns bei zirka siebeneinhalb bis acht Milliarden Euro. Hinzu käme noch der Wertverlust derGesamtbank.Dieser Verlust konnte aber nur so eingegrenzt werden, weil beide Bundesländer, Hamburg undSchleswig-Holstein, unter strenger Aufsicht und mit hoher Professionalität die Abwicklung derBank gesteuert haben. Vergleichen kann man dies möglicherweise mit dem Szenario, wenn dieBank vor 2008 verkauft worden wäre. Wir hätten sicherlich einiges bekommen, aber alleine2009 standen noch 65 Milliarden Euro Gewährträgerhaftung zu Buche, von denen 13 Milliarden 4auf das Land Schleswig-Holstein entfallen wären und auch die Sparkassen wären hier enormgeschädigt worden, was auch Auswirkungen auf die Wirtschaft gehabt hätte. Es gab also keineandere Wahl, als das Heft selbst in die Hand zu nehmen.Wir stehen also heute hier kurz vor dem Verkauf der Bank. Wie dieser gestaltet wird, kann manglaube ich sehr gut in der Drucksache 19/634 nachlesen. Wichtig ist, dass alle weiterenMaßnahmen nach einem Verkauf nur dann zustande kommen, wenn das Grundgeschäft, derVerkauf der Anteile, auch abschließend erfolgt. Kommt es nicht zum Verkauf, dann fallen auchalle anderen Geschäftsgrundlagen weg. Wir glauben, dass hier gut verhandelt wurde, und dassdie HSH-Nordbank in neuer Eigentümerschaft eine gute Chance am Markt hat. Der Verkauf derAnteile ist die vermögensschonenste Variante und lässt es zu, dass wir weiterhin selbst dasSteuer in der Hand halten. Darüber hinaus sehen die Verkaufsmodalitäten vor, dass wirHaftungsrisiken minimieren bzw. ausschließen. Das bedeutet, dass wir nach dem Verkauf derAnteile mit der HSH-Nordbank abschließen können und uns so nur noch um die Geschäftekümmern müssen, die wir selbst übernommen haben. Damit wird das Problem übersichtlicherund steuerbarer. Die Alternative wäre eine sofortige Abwicklung der Bank, bei der wir nichtwüssten, wie das Ganze ausgeht. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass der Markt hieraufextrem sensibel reagieren würde und wir so den maximalen Schaden hätten. Auch aus diesemGrund meinen wir, dass wir heute dem Verkauf zustimmen sollten – gerade auch zu einem sofrühen Zeitpunkt, um ein positives Signal in den Markt zu senden, dass das Schiff HSH-Nordbank nun in ruhigere Gewässer gelenkt wird.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html