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23.03.18
10:54 Uhr
SSW

Lars Harms zu: Einmaliges Kulturgut erhalten

Presseinformation Kiel, den 23. März 2018

Es gilt das gesprochene Wort



Lars Harms
TOP 18 Kirchen auf Eiderstedt retten
Drs. 19/568



„Einmaliges Kulturgut erhalten“


Ich könnte es mir heute wirklich einfach machen und einfach nur sagen, dass diejenigen, die
noch in der letzten Landtagstagung mit großer Inbrunst für den protestantisch-christlichen
Reformationstag als Feiertag eingetreten sind, jetzt auch einmal wirklich der evangelischen
Kirche helfen können, indem ein einmaliges Kulturgut - die Eiderstedter Kirchen – auch mit
Landesmitteln erhalten wird. Das wäre natürlich populistisch und deshalb sage ich es ja auch
nicht. Aber Scherz beiseite: Mir ist schon klar, dass die Zuwendungen, die die Nordkirche auch
von Landesseite erhält, natürlich auch Bauzuschüsse beinhalten. Es gibt allerdings auch andere
Lebensbereiche, wo wir noch mehr Geld als üblicherweise lockermachen. Und das ist
regelmäßig immer dann der Fall, wenn es sich um eine besondere Herausforderung handelt. 2
Das kann eine besondere finanzielle Herausforderung sein oder eben auch eine besondere
inhaltliche Herausforderung.
Betrachten wir die finanzielle Herausforderung, dann kann man schon sagen, dass der Erhalt
von 16 der 18 Eiderstedter Kirchen für den Kirchenkreis Nordfriesland durchaus eine
Herausforderung ist. Hier ballt sich der Sanierungsbedarf, der über das allgemeine Maß auch
im Gebiet des Kirchenkreises an sich hinausgeht. Das hat auch der Bund gesehen und
zugesagt, sich mit 9,3 Millionen Euro an der Gesamtsumme von 18,6 Millionen Euro zu
beteiligen. Und der Kirchenkreis geht aufgrund der besonderen Situation auch besondere
Wege, indem er ein Fundraising macht, das über das normale Maß hinausgeht. Er nennt dieses
Fundraising „Eiderstedter Schutzengel“ und wendet sich dabei auch über eine Homepage
direkt an Bürger und Gäste, um hier jeden Euro locker zu machen. Trotzdem fehlen immer noch
Millionenbeträge. Das heißt, jeder Euro – auch aus der Landeskasse – hilft.
Aber auch inhaltlich haben wir hier eine besondere Situation. Da ist zum einen die
kulturgeschichtliche Bedeutung der Kirchen. Die Dichte an Kirchengebäuden ist einmalig in
Deutschland und sie zeugt nicht nur von der Christianisierung Nordfrieslands, sondern auch
von der wirtschaftlichen Entwicklung Eiderstedts im Mittelalter. Das macht die Kirchen zu
mehr als nur Gotteshäusern. Die Kirchen sind eben nicht nur einfach Gotteshäuser, sondern
auch Kultur- und Veranstaltungsstätten. Und auch das über das normale Maß hinaus. Da gibt
es zum Beispiel schon seit 1977 die „Sommerkirche Welt“ mit Kulturveranstaltungen, Konzerten
und Vorträgen. Dort hört man etwas über „Spagat zwischen zwei Kulturen: Christentum und
Islam“ oder auch über „Fracking: Fluch oder Segen“. Aktuelle Themen werden nicht nur in der
Kirche in Welt, sondern in den Kirchen auf ganz Eiderstedt, in den verschiedensten
Veranstaltungen angesprochen. Und die Kirche in Westerhever, am Nationalpark Wattenmeer
und mitten im Vogelschutzgebiet Eiderstedt, soll nun möglicherweise auch als Umweltkirche
genutzt werden. 3
Und das ist der eigentliche Kern. Eiderstedt vermarktet sich als eine Region, die den
Kulturtourismus und den Naturtourismus ganz groß schreibt. Und beides findet in den
Eiderstedter Kirchen statt. Gerade auch das Naturerlebnis, dass man am Strand, auf dem Deich
oder in der Marsch erleben kann, wird in Vorträgen und Veranstaltungen in den Kirchen noch
vertieft. Eigentlich ein Idealzustand, den wir aus Sicht des Natur- und Kulturtourismus überall
gerne hätten. Hier haben wir ihn und dieser Idealzustand ist bedroht, weil die Gebäude an sich
bedroht sind. Genau hier setzen wir an.
Wir haben bewusst keine Summe in unserem Antrag genannt. Zum einen, weil wir wissen,
dass eine Finanzierung anspruchsvoll ist. Zum anderen aber auch, weil wir wissen, dass es
natürlich verschiedene Möglichkeiten gibt, wenn denn der politische Wille da ist. Und für den
politischen Willen werben wir heute. Man kann eine größere Summe einmalig in die Hand
nehmen oder man kann die Maßnahmen mit kleineren Summen jährlich bis zur endgültigen
Fertigstellung in 2024 unterstützen. Beides hätte etwas für sich und beides würde helfen.
Wir möchten, dass die Landesregierung mit dem Kirchenkreis und mit der Nordkirche in
Gespräche eintritt und hoffen, dass dann für die nächsten Haushaltsberatungen eine Lösung
gefunden werden kann. Eine Lösung, die hilft, ein einmaliges Kulturgut zu erhalten und
gleichzeitig durchaus auch als Unterstützung für den Natur- und Kulturtourismus gesehen
werden kann.
Ich beantrage die Überweisung des Antrages in den Finanzausschuss.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html