Flemming Meyer: Wir wollen den Negativtrend bei Organspenden endlich umkehren
Presseinformation Kiel, den 21.03.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 11 Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Ausführung des Transplantationsgesetzes Drs. 19/572„Wir wollen den Negativtrend bei Organspenden endlich umkehren“Die Entwicklung der Organspenden ist wirklich alarmierend. 2011 wurden deutschlandweitnoch 1200 Organe gespendet. 2017 waren es nicht einmal mehr 800. Egal in welcher RegionDeutschlands und egal um welche Organe es sich handelt - die Zahlen gehen seit Jahren immerweiter zurück. Das ist also mehr als eine kurze Momentaufnahme. Das ist ein dauerhafterNegativtrend, der sich ganz offensichtlich nicht ohne weiteres umkehren lässt. Für den SSWkann ich deshalb ganz klar sagen, dass wir dieses Problem nicht nur mit großer Sorge sehen,sondern auch ganz konkret zur Lösung beitragen wollen.Man muss sich eins bewusst machen: Tag für Tag sterben Menschen, weil sie keinlebensnotwendiges Organ bekommen. Mehr als 10.000 Schwerkranke und ihre Angehörigenhoffen auf eine Transplantation. Sie ist für sie die einzige Möglichkeit, um zu mehr 2Lebensqualität zu kommen oder schlicht, um zu überleben. Voraussetzung hierfür ist, dass dieMenschen auch dazu bereit sind, ihre Organe nach dem Tod zu spenden. Und Voraussetzungist natürlich auch, dass so viele der theoretisch möglichen Transplantationen dann auchTatsächlich durchgeführt werden.Nicht zuletzt der Göttinger Organspendenskandal von 2012 hat die Spendenbereitschaft vielerMenschen verringert. Diese Reaktion ist nachvollziehbar. Auch wenn die Vorfälle nichts mit derSituation bei uns im Land zu tun haben. Aber die Tatsache, dass diese Skepsis bis heute anhält,macht vor allem deutlich, wie wichtig Information und Aufklärung ist. Auch ohne Skandalesind Ängste und Unwissenheit weit verbreitet. Viele Menschen sind zwar grundsätzlich zueiner Spende bereit, halten das aber nicht schriftlich per Spendenausweis fest. Wenn derBetroffene dann stirbt, entscheiden sich die Angehörigen oft gegen eine Spende. Aus unsererSicht müssen deshalb alle Ebenen die Bemühungen verstärken und immer wieder auf dievielen guten Gründe hinweisen, die für eine Organspende sprechen.Doch als Landespolitiker können wir mehr tun. Mit unserem Ausführungsgesetz zumTransplantationsgesetz können wir unmittelbar Einfluss nehmen. Hier sind zum Beispielwichtige Details zu Entnahmekliniken oder zur Bestellung und Weiterbildung derTransplantationsbeauftragten geregelt. Und gerade den Beauftragten kommt in diesemProzess eine Schlüsselrolle zu: Sie sind diejenigen, die Betroffene und Angehörige für dasThema Organspende sensibilisieren. Ihr Einsatz entscheidet sorgt ganz konkret dafür, dassPatientinnen und Patienten als potenzielle Spender identifiziert und angesprochen werdenkönnen. Mit unserem Gesetzentwurf wollen wir sie bei dieser wichtigen Arbeit unterstützen.Bisher sind zwar Transplantationsbeauftragte zu benennen, aber sie werden für ihre Aufgabennicht verbindlich freigestellt. Wir halten es für richtig und wichtig, hier anzusetzen. Deshalb 3fordern wir eine verbindliche Freistellung nach genau dem Schlüssel, der gerade in Hamburg inder Beratung ist und der seit Anfang 2017 in Bayern gilt. Pro 10 Intensivbetten sollen dieKlinikleitungen eine Zehntel Stelle freistellen. Macht also eine volle Stelle bei 100Intensivbetten. Und wir wollen, dass die Beauftragten dann von anderen, fachlich geeignetenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern vertreten werden. Mir ist bewusst, dass die Personaldeckean den Kliniken dünn ist. Wenn hier aber nur ein Bruchteil der eigentlich verfügbaren Organegewonnen wird, dann müssen die Beauftragten einfach mehr Zeit für ihre Arbeit haben. ImÜbrigen verfügen die meisten der rund 30 Entnahmekrankenhäuser über 20-30 Intensivbetten.Der Umfang der Freistellung und Vertretung der Beauftragten ist also relativ überschaubar.Laut Gesundheitsministerium finden zur Stärkung der Transplantationsbeauftragten undEntnahmekliniken vor allem Weiterbildungen in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer statt.Das ist mit Blick auf die Fachlichkeit auch wichtig, aber es reicht eben leider nicht. Die vom SSWeingebrachte Änderung entspricht im Kern der Bayrischen Regelung. Und dort hat die Zahl derSpenden wieder deutlich zugenommen. Das sollte doch auch für unser Land das gemeinsameZiel sein. Ich hoffe sehr, dass wir uns auf eine entsprechende Änderung verständigen können.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html