Flemming Meyer: Umfassende Bestandsaufnahme schadet nicht - löst aber auch noch keine Probleme
Presseinformation Kiel, den 21.03.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 15 Sicherung der Gesundheitsversorgung in Schleswig- Holstein Drs. 19/513 „Umfassende Bestandsaufnahme schadet nicht - löst aber auch noch keine Probleme“Wir alle wissen, dass ein Flächenland große Herausforderungen für die Versorgung derBevölkerung mit sich bringt. Das ist am Beispiel von Gesundheitsleistungen besonders deutlichzu erkennen. Bestandsaufnahme hin oder her: Fest steht, dass wir gerade in ländlichen unddünn besiedelten Gebieten oft vor der Abwägung zwischen Versorgungsqualität undzumutbaren Wegen stehen. Und wenn wir zum Beispiel die Geburtshilfe nehmen, wird ebenauch sehr deutlich, dass eine hohe Qualität ein Mindestmaß an Routine und damit anFallzahlen braucht.Grundsätzlich dürfte damit allen bewusst sein, dass nicht jede Gesundheitsleistung an jedemOrt angeboten werden kann. Noch dazu wird ja zum Beispiel die Frage, wo es im Land welche 2Kliniken gibt, längst nicht mehr von der Politik entschieden. So etwas wird immer stärker durchmarktwirtschaftliche Gesichtspunkte bestimmt. Im Ergebnis wird vor allem das angeboten,was sich für die Kliniken finanziell lohnt. Die Einschnitte bei der Versorgung sind also nichtzuletzt aufgrund vergangener Privatisierungen spürbar. Vor diesem Hintergrund sind vieleBeschwerden über geringere wohnortnahe Leistungen absolut berechtigt. Denn schon heutemüssen manche Menschen unzumutbar lange Wege oder Wartezeiten auf sich nehmen. Aberzur Wahrheit gehört auch, dass wir als Land einen eher geringen Einfluss auf diese Entwicklunghaben.Der SSW sieht es unverändert kritisch, wenn Gesundheit als Ware betrachtet wird und wenn inder Krankenversorgung und Pflege der Profitgedanke im Vordergrund steht. Aber hieran willganz offensichtlich kein Verantwortlicher wirklich etwas Grundlegendes ändern. Deshalb ist esfür uns umso wichtiger, das bestehende System so weit wie möglich an den Bedürfnissen derPatientinnen und Patienten auszurichten. Denn wenn man ehrlich ist, dann gibt es in allenBereichen des Gesundheitswesens Beispiele, die ganz klar zeigen, dass eben nicht immer vonihnen aus gedacht und entsprechend gehandelt wird.Der Antrag von CDU, Grünen und FDP hat eine hochwertige, bedarfsgerechte und guterreichbare medizinische Versorgung für alle zum Ziel. Das kann man im Detail zwarunterschiedlich definieren, aber kaum grundsätzlich kritisieren. Es soll einesektorenübergreifende Bestandsaufnahme gemacht werden, an deren Ende dann sicher auchein guter Überblick über die Versorgungslage steht. Auf dieser Basis sollen konkreteHandlungsempfehlungen erarbeitet und im Landtag diskutiert werden. Das klingt für michzwar relativ selbstverständlich, kann aber bestimmt nicht schaden. Und weil derVersorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten erkennbar im Mittelpunkt steht, könnenwir diese Initiative natürlich unterstützen. 3Ich glaube allerdings nicht, dass wir hierdurch auf völlig neue Probleme oder sogarbahnbrechend neue Lösungswege kommen. Der Ärztemangel ist doch genauso bekannt, wiedie häufig zu geringe Versorgungsdichte an der Westküste oder in Ostholstein. Auch diewirklich schwierige Finanzlage vieler Krankenhäuser und der damit verbundeneInvestitionsstau ist alles andere als neu. Und auch die Pflege leidet schon lange unterImageproblemen, unter niedrigen Löhnen und unter einer viel zu geringen Wertschätzung.Genau wie vergangene Regierungen haben auch wir, gemeinsam mit SPD und Grünen,versucht, diese Probleme zu lösen. Aber vieles braucht ganz offensichtlich einen langen Atem.Wenn ich im Antrag lese, dass die Sicherstellung der medizinischen und pflegerischenVersorgung eine große Herausforderung ist, kann ich nur zustimmen. Ich denke aber, dass wirnicht in erster Linie weitere Analysen, Gutachten und Expertisen brauchen, um dieseHerausforderung zu meistern. Was wir brauchen, ist Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen,auch gegenüber dem Bund, wenn es um die Lösung bekannter Probleme geht. Noch dazumüssen wir die Chancen nutzen, die sich durch technische Innovation und Digitalisierungbieten. Und zu guter Letzt muss beim Personalmangel und bei der Aufwertung desPflegeberufs aber auch bei der Krankenhausfinanzierung gezielt investiert werden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html