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23.02.18
13:18 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Deutsch-als-Zweitsprache-Angebote eine sinnvolle Investition in die Zukunft

Presseinformation Kiel, den 23.02.2018

Es gilt das gesprochene Wort



Jette Waldinger-Thiering TOP 32 Integration durch gute „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ)- Angebote Drs. 19/382 und 19/433

„Küstenkoalition hat schnell reagiert und den Grundstein für Integration gelegt“

Dass Sprache der Schlüssel für eine gelingende Integration ist, kann niemand ernsthaft
bestreiten. Der SSW hat deshalb immer gefordert, dass die Menschen, die aus anderen Ländern
zu uns kommen, die Chance auf Teilhabe und gute Bildung haben müssen. Das Erlernen der
deutschen Sprache ist natürlich die absolute Grundvoraussetzung, wenn es darum geht, diese
Chancen zu nutzen. Als besonders viele Geflüchtete zu uns nach Schleswig-Holstein
gekommen sind, hat die Küstenkoalition deshalb bekanntlich schnell gehandelt. Getragen von
einem breiten Konsens, haben wir erhebliche Kapazitäten im Bereich „Deutsch als
Zweitsprache“ aufgebaut. Damit wurde früh und effektiv der Grundstein für den Spracherwerb
und für eine gelingende Integration gelegt. 2
Natürlich ist diese Tatsache für sich genommen positiv. Aber sie ist mit Sicherheit kein Grund,
sich auszuruhen. Wenn wir uns zum Beispiel die Integration von geflüchteten Menschen in
Ausbildung anschauen, muss man feststellen, dass wir hier noch ziemlich am Anfang stehen:
Ganze 319 haben im letzten Jahr eine Ausbildung angefangen. 2016 lag diese Zahl gerade
einmal bei 100. Wenn wir uns bewusst machen, dass alleine 2015 um die 35.000 Menschen zu
uns geflohen sind. Und wenn wir bedenken, dass viele von ihnen jung und im besten
Ausbildungsalter sind, dann ist das schon noch ausbaufähig. Nicht zuletzt, weil Sprache gerade
im Arbeitsumfeld besonders gut erlernt wird. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass wir noch
deutlich besser werden müssen, wenn wir diesen Menschen eine echte Perspektive bieten
wollen.



Nicht nur das Beispiel Berufsausbildung sondern auch der Blick auf unsere Hochschulen macht
doch eins deutlich: Wir begreifen Zuwanderung noch längst nicht immer als Chance. Und wir
handeln leider auch nicht überall entsprechend. Wir alle wissen doch, dass es nach wie vor
hohe Hürden bei der Anerkennung von Abschlüssen gibt. Und Geflüchtete stoßen auch heute
noch auf unnötige bürokratische Hindernisse auf ihrem Weg ins Studium. Der Ausbau und die
Einigkeit beim Thema DaZ-Versorgung zeigen zwar, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber
wir sollten die Teilhabechancen möglichst breit denken und uns eben nicht auf den
Spracherwerb allein beschränken.



Doch auch vor diesem Hintergrund will ich für den SSW eins ganz deutlich machen: Die
Entscheidung für 252 zusätzlichen Stellen im DaZ-Bereich ist absolut richtig. Diesen Ausbau der
Angebote begrüßen wir natürlich ohne Einschränkung. Und auch wenn die exakte Verteilung
der Stellen noch nicht fest steht, machen die gewählten Schwerpunkte aus meiner Sicht Sinn.
Denn es gibt nun mal einen großen Bedarf bei der Alphabetisierung und bei DaZ-Mathe. Und
auch bei der wichtigen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit 3
sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es Defizite. Deshalb können wir diese Maßnahme nur
unterstützen.



Darüber, wie wichtig diese Angebote sind, sind wir uns ja weitestgehend einig. Und wir alle
kennen die Grundsätze, die für diese Aufgabe gelten: DaZ-Zentren sind für die Kinder und
Jugendlichen mit geringen Sprachkenntnissen zuständig. Nach Verlassen der Basisstufe sollen
die Kinder und Jugendlichen dann am Unterricht in Regelschulen aller Schularten teilnehmen.
Dort können sie bis zu 6 weitere Stunden in der Woche ergänzenden DaZ-Unterricht
bekommen. Ich denke, diese Struktur ist sinnvoll und so weit unstrittig. Im Sinne der
betroffenen Kinder und Jugendlichen ist und bleibt es aber wichtig, dass es diese Angebote
möglichst flächendeckend gibt. Und es ist wichtig, dass sie dem individuellen Bedarf
entsprechen. Deshalb hat der SSW definitiv nichts dagegen, wenn für diese wichtige Aufgabe
weitere Ressourcen eingesetzt werden. Aus unserer Sicht gibt es kaum eine sinnvollere
Investition in die Zukunft.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html