Flemming Meyer: Bürgerversicherung als zukunftssichere Altersvorsorge
Presseinformation Kiel, den 23.02.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 23 Altersvorsorge verbessern – Altersarmut bekämpfen Drs. 19/510„Ausreichende Grundrente und nicht nur eine Grundsicherung auf Hartz IV- Niveau muss das Ziel sein“Wer kann schon was dagegen haben, Altersarmut zu bekämpfen. Das Problem der Armut imAlter lässt sich wohl kaum leugnen. Und schon gar nicht kleinreden. CDU, Grüne und FDPverweisen auf die rund 40.000 Menschen, die laut Statistik auf Grundsicherung im Alter undbei Erwerbsminderung angewiesen sind. Das muss man sich mal klar machen: Allein hier inSchleswig-Holstein sind 40.000 Bürgerinnen und Bürger auf finanzielle Hilfe für ihrenLebensunterhalt angewiesen, weil ihre reguläre Rente nicht zum Leben reicht.Machen wir uns nichts vor: So manche Person in dieser Gruppe mag zwar Lücken in derErwerbsbiographie haben. Aber viele dieser Menschen haben lange Zeit gearbeitet und in dieRentenkasse eingezahlt. Für sie ist dieser Umstand wirklich mehr als entwürdigend. Doch ganzgrundsätzlich ist die Zahl 40.000 einfach zu hoch. Dazu kommt, dass innerhalb dieser viel zu 2großen Gruppe nicht danach unterschieden wird, ob jemand Rentenansprüche durch seineArbeit erworben hat oder nicht. Deshalb sage ich ganz klar: Die Tatsache, dass in diesen Fällendie Lebensleistung nicht anerkannt wird, halten auch wir für ungerecht. Und aus diesem Grundkann der SSW den Antrag und die hier angeregte Bundesratsinitiative auch grundsätzlichunterstützen.Natürlich ist es für sich genommen sinnvoll, wenn die gesetzliche, private und betrieblicheAltersvorsorge zukünftig nicht mehr in vollem Umfang auf die Grundsicherung angerechnetwird. Die Bürgerbeauftragte hat in ihrem Bericht ja die entsprechende Lösung über einengestaffelten Rentenfreibetrag angeregt. Damit würde dann jeder, der in irgendeiner Formvorgesorgt hat, auch im Alter etwas davon merken. Im Ergebnis wäre dann zumindest ein Teilder 40.000 Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, oberhalb desExistenzminimums abgesichert. Mit diesem Schritt wird also eine bestehendeGerechtigkeitslücke geschlossen. Und das ist natürlich zu begrüßen.Auch die angeregte Überprüfung der Belastung der Altersvorsorge mit dem vollen Kranken-und Pflegeversicherungsbeitrag ist sinnvoll. Genau wie die Forderung nach mehr Transparenzdurch ein digitales individuelles Vorsorgekonto. Aber mal ehrlich: Ändert das etwas an derTatsache, dass sich die betroffenen Rentnerinnen und Rentner auf einem sehr niedrigen Niveaubewegen? Ich habe jedenfalls Zweifel daran, dass wir das Problem der Altersarmut so in denGriff kriegen. Hierfür bräuchten wir einen echten Systemwechsel in der Alterssicherung. Dasbestehende System ist und bleibt zu kompliziert und im Kern ungerecht. Die großenArmutsrisiken durch Lücken in der Erwerbsbiografie, durch die mangelhafte Absicherung derSelbständigen oder durch undurchsichtige private Zusatzangebote werden auch durch diesenAntrag nicht eingedämmt. 3Im Klartext bedeutet das natürlich, dass wir für eine verlässliche Alterssicherung eine breiterefinanzielle Basis brauchen. Heute bekommen die Rentnerinnen und Rentner letztlich nur eineRente nach Kassenlage. Sie können ein Leben lang hart gearbeitet haben - am Ende sind siedavon abhängig, was die aktuellen Beitragszahler einzahlen. Langfristig sehe ich deshalb keineAlternative zu einem Modell, das alle Erwerbstätigen und alle Einkommensarten miteinbezieht. So werden die Lasten dann endlich nicht nur auf alle Schultern verteilt, sondern diebreitesten Schultern tragen dann auch den entsprechend größeren Anteil. DieBürgerversicherung ist damit eine wirklich zukunftssichere Altersvorsorge, die diesen Namenauch verdient.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html