Lars Harms: Der Steuerzahler muss es mal wieder richten
Presseinformation Kiel, den 21.02. 2018Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 15 Flächendeckenden Breitbandausbau fördern Drs. 19/497 „Wieder einmal haben wir das Ergebnis, dass die Unternehmen den Rahm abschöpfen und dort, wo es sich wirtschaftlich nicht lohnt, springt die öffentliche Hand mit teurem Geld ein.“Die Bedeutung des schnellen Internets ist kein Geheimnis – es ist ein Standortfaktor und vonBedeutung in allen gesellschaftlichen Bereichen – das gilt fürs Lernen und für die Arbeit genausowie für das private Leben. Und weil der Austausch elektronischer Daten immer umfangreicherwird, ist ein leistungsfähiges Breitband mittlerweile ein Daseinsfaktor – genauso wie Strom- oderWasserleitungen. Das haben wir als Küstenkoalition bereits früh erkannt und haben 2013 die„Breitbandstrategie 2030“ auf den Weg gebracht. Genau dort knüpft der vorliegende Antrag an.Es bestätigt, was wir seinerzeit in Gang gebracht haben und hiervon dürfen wir auch nichtabweichen. Soll heißen, mit der Strategie haben wir uns als Land Schleswig-Holstein zum einendas Ziel gesetzt, bis 2025 mindestens 90% aller Haushalte mit einem Glasfaseranschluss zuversorgen und darüber hinaus bis 2030 die verbleibenden Haushalte mit einem 2Glasfaseranschluss zu versorgen. Letzteres vermisse ich im Antrag der Koalition. Dazu hätte ichmir ein klares Bekenntnis von Jamaika gewünscht.Richtig ist, ein Glasfaseranschluss, ob nun FTTB oder FTTH, für jeden Haushalt bis 2030 ist einehrgeiziges Ziel. Bevor wir hiervon abweichen, sollten wir erst einmal sehen, wo wir heutestehen.Wir brauchen eine Evaluierung des Standes von heute. Wie ist die aktuelle Anschlussquote mitschnellem Internet, wo hakt es im Land und was kann und muss mehr getan werden.Der Ansatz des Koalitions-Antrages zielt unter anderem darauf ab, Lösungen herbei zu führen woeine Realisierung nicht wirtschaftlich erscheint. Mit anderen Worten, es muss mehr öffentlicheKohle ins System gepumpt werden. Um das Problem der weißen Flecken zu beheben, bin ichgrundsätzlich damit einverstanden. Denn ohne zusätzliche Hilfe wird es uns kaum gelingen,jeden Haushalt mit schnellem Internet zu versorgen. Gerade die ländlichen Regionen im Landhaben das Problem, dass der Ausbau des Breitbandes an ihnen vorbeigegangen ist, weil es sichschlicht und einfach nicht lohnt. Es ist für die großen Telekommunikationsunternehmen nichtrentabel, jeden in der Fläche anzuschließen, weil der Ausbau dort nicht marktgetragenen ist.Das sind die Folgen der zurückliegenden politischen Entscheidung denTelekommunikationssektor zu liberalisieren. Die Telekommunikation sollte seinerzeit aus denKlauen des Staates befreit werden. Damit wurden aber Wettbewerbsstrukturen in denTelekommunikationssektor eingeführt und er wurde dem Spiel des freien Marktes ausgesetzt.Ich will bei der Liberalisierung nicht alles schlecht reden, aber heute stehen wir vor dem Problem,dass der Markt es gerichtet hat und zwar nach rein marktwirtschaftlichen Maßgaben. Sollheißen, dort wo Geld zu verdienen ist, wird auch eine entsprechende Leistung angeboten. Jedochdie Gebiete, die keinen oder nur einen zu geringen Ertrag abwerfen, fallen eiskalt hinten runter.Und genau dort stehen wir heute, denn auch die Bevölkerung in den ländlichen und abgelegenenRegionen möchte schnelles Internet – zu Recht. 3Wieder einmal haben wir das Ergebnis, dass die Liberalisierung dazu geführt hat, dass dieUnternehmen den Rahm abschöpfen und dort, wo es sich wirtschaftlich nicht lohnt, springt dieöffentliche Hand mit teurem Geld ein.Diesen grundsätzlichen Fehler haben wir als Küstenkoalition erkannt und entsprechend reagiert.Wir haben seinerzeit das kommunale Wirtschaftsrecht dahingehend geändert, dass dieKommunen ihrer kommunalen Daseinsvorsorge künftig besser nachkommen können. Wir habenden kommunalen Versorgern ein Instrument an die Hand gegeben, das es ihnen ermöglicht, denBreitbandausbau in der Fläche voranzubringen. Und ich denke, der Erfolg gibt uns Recht –Schleswig-Holstein steht als Flächenland, mit der Glasfaserabdeckung bundesweit ganz vorne.Zudem stärken wir damit die kommunale Wirtschaft und das Handwerk vor Ort.Hervorzuheben ist hierbei auch die Funktion des Breitbandkompetenzzentrums, das für diekommunale Ebene ein wichtiger Partner in der Sache ist.Soweit so gut, aber wir dürfen natürlich nicht stehenbleiben und uns auf den Lorbeerenausruhen. Wir brauchen eine Bestandsaufnahme, um daraus entsprechende Maßnahmen zugenerieren. Das gilt sowohl für das stationäre wie für das mobile Internet.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html