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14.02.18
11:19 Uhr
Landtag

Landesbeauftragter für politische Bildung unterstützt Demokratie-Programm an Schulen

Nr. 22 / 14. Februar 2018

Landesbeauftragter für politische Bildung unterstützt Demokratie- Programm an Schulen
87 Schülervertreter und 16 Lehrkräfte aus Schleswig-Holstein werden in einem dreitägigen Training mit dem aus der israelischen Friedenspädagogik stammenden Demokratie- Lernprogramm „Betzavta (deutsche Adaption: ‚Miteinander‘) – Mehr als eine Demokratie“ zu Demokratie-Experten ausgebildet. Mit dieser gemeinsam vom Landesbeauftragten für politische Bildung und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) veranstalteten Fortbildung soll die Arbeit der Schülervertretungen und der Verbindungslehrkräfte anerkannt werden.
Zum Auftakt des Demokratietrainings begrüßten Ministerpräsident Daniel Günther und der Landesbeauftragte für politische Bildung Christian Meyer-Heidemann heute (Mittwoch) die Schüler und Lehrer. Für ihr Vorhaben, demokratische Prozesse noch stärker an ihren Schulen zu verankern, wünschten beide viel Erfolg – Meyer-Heidemann betonte: „Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, sie muss als Lebensform im Schulalltag wahrgenommen werden.“ Dies sei nicht nur Aufgabe des Wirtschaft/Politik- oder Weltkundeunterrichts, sondern ein Bildungsauftrag der gesamten Schule.
„Schülerinnen und Schüler müssen in allen Schulfächern und in den Schülervertretungen erfahren, wie sich Konflikte demokratisch regeln lassen und wie verschiedene Interessen zum Ausgleich gebracht werden können“, unterstrich der Landesbeauftragte. Betzavta sei dafür eine exzellente Methode. Darüber hinaus setzte sich Meyer-Heidemann dafür ein, den Fachunterricht zu stärken. „Neben erfahrungsbasierten Methoden wie Betzavta brauchen wir ebenso das Wissen über politische Strukturen und Prozesse – und dieses Wissen kann nur im Fachunterricht erworben werden.“ Hierzu gehöre insbesondere, dass Lehrer für das Fach Weltkunde fundiert in Politikwissenschaft und Politikdidaktik aus- und fortgebildet werden müssten. Außerdem müsse politische Bildung verbindlich in der Sekundarstufe I unterrichtet werden. „Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass das Bildungsministerium beabsichtigt, den Unterricht in den Fächern Wirtschaft/ Politik und Weltkunde an Schleswig-Holsteins Schulen zu stärken“, so Meyer-Heidemann. 2

Die aus Israel angereiste Referentin Dr. Uki Maroshek-Klarmann stellte die „Betzavta-Methode“ in ihrem englischsprachigen Vortrag vor. Sie ist Leiterin des Adam Institute for Democracy and Peace in Jerusalem und hat diese Methode entwickelt. Die Methode fördert die Konfliktkompetenz des Einzelnen und bietet den Teilnehmern Handwerkszeug für einen neuartigen Umgang mit Konflikten. Andere Person werden nicht mehr als „Gegner“ empfunden, sondern als Personen, die „eine andere Wahl getroffen haben“.


Hintergrundinformationen: Die Fortbildung „Betzavta – Mehr als eine Demokratie“ ist im Rahmen einer 2016 beschlossenen Kooperation der Landesregierung mit der israelischen Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem entstanden. Die Kooperation sieht den Aufbau einer kontinuierlichen und nachhaltigen deutsch-israelischen Zusammenarbeit im Bildungsbereich vor. Das IQSH wurde vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur beauftragt, diese Fortbildung umzusetzen. Das geschieht gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung. Die Fortbildung findet am Gustav-Stresemann-Institut Niedersachsen e.V. (GSI) in Bad Bevensen statt, da das GSI über eine langjährige Expertise in der Durchführung von Betzvata-Fortbildungen verfügt und Betzavta-Trainer ausbildet.
Das Konzept „Betzavta“ wurde 1988 vom Adam Institute for Democracy and Peace in Jerusalem entwickelt und hat seine Wurzeln in der israelischen Friedensbewegung. Das Institut implementiert Programme zur Förderung von Demokratie-Lernen, Friedenspädagogik und Methoden der Konfliktbearbeitung. Für Deutschland wurde das Programm vom Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung adaptiert und unter dem Titel „Miteinander“ veröffentlicht. Mit „Mehr als eine Demokratie“ wurde 2015 eine Weiterentwicklung des Programms vorgelegt.
An den Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein findet politische Bildung verteilt auf die Fächer Weltkunde und Wirtschaft/Politik statt; ein klares „Leitfach“ der politischen Bildung gibt es dort nicht. Lehrer, die das Fach Weltkunde an Gemeinschaftsschulen unterrichten, haben überwiegend Geschichtswissenschaft oder Geographie studiert. Die politischen Inhalte des Faches Weltkunde werden daher größtenteils fachfremd unterrichtet. Durch die Kontingentstundentafeln können die Schulen flexibel über die Stundenverteilung im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich entscheiden. Politische Bildung findet daher nicht verbindlich mit einem Mindestkontingent statt.


Die 16 an der dreitägigen Fortbildung beteiligten Schulen:
Flensburg: Handelslehranstalt Flensburg
Kiel: Gemeinschaftsschule Hassee, Goethe-Gemeinschaftsschule
Lübeck: Trave-Gymnasium, Baltic-Schule (Grund- und Gemeinschaftsschule), Dorothea-Schlözer- Schule (Berufliche Schule)
Neumünster: RBZ Walther-Lehmkuhl-Schule 3

Kreis Rendsburg-Eckernförde: Peter-Ustinov-Gemeinschaftsschule Eckernförde, Gymnasium Herder-Schule Rendsburg, Gemeinschaftsschule Altstadt Rendsburg, Schule Hochfeld Rendsburg
Kreis Segeberg: Lise-Meitner-Gymnasium Norderstedt, Gymnasium Harksheide Norderstedt
Kreis Steinburg: Sophie-Scholl-Gymnasium Itzehoe
Kreis Stormarn: Berufliche Schule Ahrensburg, Theodor-Storm-Gemeinschaftsschule Oldesloe, Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule Barsbüttel