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26.01.18
13:09 Uhr
Landtag

„Weder die Schuld noch die Erinnerung erlischt“ - Landtag gedenkt Opfer des Nationalsozialismus

Nr. 14 / 26. Januar 2018

„Weder die Schuld noch die Erinnerung erlischt“ – Landtag gedenkt Opfer des Nationalsozialismus
Mit einer Gedenkstunde hat der Schleswig-Holsteinische Landtag heute (Freitag) an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. „Wer der Opfer von damals aufrichtig gedenkt, der weiß, was die Gegenwart und die Zukunft von jedem einzelnen von uns erwartet“, sagte Landtagspräsident Schlie vor den rund 150 Gästen im Plenarsaal des Landeshauses. Antisemitismus – in jeder Form – dürfe unsere Gesellschaft nicht dulden. Dazu zählten auch aktuelle Ereignisse wie das Verbrennen von Israel-Flaggen bei Protesten vor dem Brandenburger Tor.
„Mit dem Ende eines Krieges beginnt nicht zugleich der Frieden und mit dem Ende eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit erlöschen weder die Schuld der Täter noch erlischt die Erinnerung der Opfer“, mahnte der Parlamentspräsident. Er griff damit das zentrale Thema der diesjährigen Gedenkfeier auf: die deutsche Nachkriegsgeschichte. Vielen Juden, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges zurückgekehrt seien, sei ein Leben in Deutschland nur möglich gewesen, weil sie ihre Vergangenheit verdrängten und verschwiegen – „vor allem auch, weil die deutsche Nachkriegsgesellschaft sich der Vergangenheit und ihrer Verbrechen nicht stellen wollte“.
Beispielhaft für diese Zeit stehe die Geschichte eines Mannes: Rudolf Katz (1895-1961) war 1933 vor den Nazis geflohen und 1946 nach Deutschland zurückgekehrt. Als schleswig-holsteinischer Justizminister war der Jurist jüdischen Glaubens maßgeblich am Aufbau des demokratischen Justizwesens des Landes beteiligt. Schlie sprach von einer „beinahe unfassbaren Lebensgeschichte“. Katz habe sich der „Aufgabe des politischen Neuanfangs im Zeichen der Demokratie“ gestellt – und das gemeinsam mit Juristen, „die mitunter tief in die Verbrechen der NS-Justiz verstrickt waren“, so der Landtagspräsident.
Dr. Klaus-Detlev Godau-Schüttke ging in seiner Gedenkrede der Frage nach, wie es Rudolf Katz gelang, die Vergangenheit auszublenden. Godau-Schüttke, von 1974 bis 2007 Richter des Landes Schleswig-Holstein, hat sich in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten zur Entnazifizierungspolitik eingehend mit dem Lebensweg des jüdischen Juristen beschäftigt. 2

Im Anschluss an die Gedenkrede sprachen der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Kiel und Region, Igor Wolodarski, und Bischof Gothart Magaard Gebete. Die Klezmerband „Mischpoke“ aus Hamburg begleitete die Feierstunde musikalisch.
Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt. Seitdem wird in Deutschland jedes Jahr am 27. Januar an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945 erinnert. Aus Rücksicht auf den Schabbat wurde die Veranstaltung auf den Vortag des Jahrestages gelegt.