Lars Harms: Der SSW kann CETA in der jetzigen Form nicht zustimmen
Presseinformation Kiel, den 25. Januar 2018Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 39 Volksinitiative „Schleswig-Holstein stoppt CETA“ Drs. 19/259, 19/440 „An unserer Haltung in Bezug auf CETA hat sich nichts verändert.“Das Handelsabkommen CETA ist seit September letzten Jahres vorläufig in Kraft getreten. Eingroßer Teil der zur Diskussion gestandenen Punkte gelten heute also bereits. Aber eben nichtalle. Und das beschäftigt nicht nur die EU-Kommission, Gerichte oder NGOs, sondern ebenauch die Parlamente. Mit Blick auf den Bundestag sind auch wir als Landtag in Kiel gefordert.An unserer Haltung in Bezug auf CETA hat sich nichts verändert. Viele Debatten haben wir dazubereits hier im Plenum, sowie auch in den Ausschüssen dazu geführt. Die entsprechendenAnträge der letzten Wahlperiode liegen vor. Und zu diesen Beschlüssen stehen wir auch nachwie vor. Für uns als SSW ist dabei besonders wichtig, dass eine Kündigung zu jeder Zeit möglichist. Dies ist auch so vorgesehen. Die Europäische Union oder ihre Mitgliedstaaten können alsVertragspartei diesen Vertrag aufkündigen. Dieser Punkt ist aus unserer Sicht daher sozusagenabgehakt. Gleiches gilt für die Veröffentlichung vom ausgehandelten Vertragstext. Hinzu 2kommt die Wahrung heutiger sowie auch zukünftiger europarechtlichen Sozial- sowieUmwelt- und Naturschutzkriterien. Zudem ist auch der Punkt zum so-genanntenVorsorgeprinzip geregelt. Diese sind inzwischen im Abkommen mit aufgenommen und esgelten für uns die in Deutschland geltenden Regelungen. Ein weiterer wichtiger Punkt: DieEuropäische Kommission und die kanadische Regierung haben vereinbart, einen neuen Ansatzbeim Investitionsschutz und bei der Beilegung von Investitionsstreitigkeiten vertraglichzugrunde zu legen. Somit bedeutet dies eine klare Abkehr vom alten System der Investor-Staat-Streitbeilegung. Ein weiteres Häkchen also. Woran wir noch keinen weiteren Hakensetzen können, ist die Sicherheit, dass das Freihandelsabkommen das Selbstverwaltungsrechtder Kommunen und die Strukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht gefährdet. Zwar istdie Daseinsvorsorge aus dem Abkommen ausgenommen, wenn die Staaten diese selbsterledigen. Aber diese so genannte Negativliste, schließt nicht aus, dass doch noch einmal einBereich vom Abkommen umfasst wird, von dem wir heute noch gar nicht wissen, dass diesereinmal zur Daseinsvorsorge zählen wird. Deshalb ist es immer noch notwendig, dass in einerganz konkreten Positivliste genau aufgezählt wird, für welche Bereiche das Abkommen geltensoll. So lange dieser Punkt nicht korrigiert ist, ist CETA aus unserer Sicht nichtzustimmungsfähig! So viel zu unserer Position. Und genau daran kann der Bundestag seineZustimmung noch koppeln.Abschließend noch einige Worte zur gestrigen Sitzung des Innen- und Rechtsausschusses. Indieser Sitzung wurde mit den Stimmen der Jamaika-Koalition die Ablehnung der Volksinitiative„Schleswig-Holstein stoppt CETA“ bekundet. Die SPD hat sich enthalten und wir haben, wiebereits vorher dargestellt, dem Vorschlag zur Ablehnung nicht zugestimmt. Doch was darüberhinaus noch viel bedeutsamer ist, ist das in diesem Fall die Inhalte komplett außen vorgehalten werden! Die Begründung der Ablehnung der Volksinitiative ist völlig inhaltsleer,wenn es um das Freihandelsabkommen geht. Und das wird der vorangegangenen Diskussion 3nicht gerecht und ist den Bürgerinnen und Bürgern, auch nur schwer zu vermitteln. Nur zusagen, wir sind uns nicht einig, ist zu wenig. Ich finde, mit der vorgelegten Begründung,bleiben CDU, Grüne und FDP den Wählern noch etwas schuldig. Die Initiatoren derVolksinitiative haben es jedenfalls nicht verdient, so inhaltsleer abgespeist zu werden. Unterden derzeitigen Bedingungen sind noch nicht alle Punkte aus unseren Beschlüssen erfüllt unddeshalb kann man CETA derzeit nicht zustimmen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html