Andreas Tietze zum Modellversuch zum „Begleiteten Fahren ab 16“
Presseinformation Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 26 – Modellversuch zum „Begleiteten Fahren ab 16“ Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt der verkehrspolitische Sprecher der Landeshaus Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Andreas Tietze: Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de Nr. 028.18 / 25.01.2018Wir sollten unserer jungen Generation mehr zutrauenMeine Damen und Herren,erinnern sie sich noch an den Moment, wo sie den Führerschein in der Hand hielten? Endlich 18. Pappe in die Hand und stolz wie Hulle. So oder so ähnlich lief es doch bei vielen von uns.Dann das Lied im Radio von Markus: Ich geb‘ Gas, ich will Spaß. Bußgeldbescheide wegen Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, lachhaft „Tickets“ ge- nannt, wurden eher als Trophäen gehandelt, denn als Mahnung zur Wachsamkeit.Dementsprechend endete so mancher Traum von grenzenloser Geschwindigkeit, kom- biniert mit maßloser Selbstüberschätzung und Fehlinterpretation der akuten Situation, traurig in einem Unfall. Auch wenn es meist beim Blechschaden bleibt, so führt jugend- licher Überschwang oftmals ins Unglück.Kurz nach dem Jahrtausendwechsel kam die Idee auf, Jugendlichen das Fahren schon mit 17 zu ermöglichen, wenn ein Erwachsener über 30 Jahre, mit mindestens fünf Jah- ren Führerscheinpraxis sie begleitet.Die Idee dahinter ist einfach: In Gegenwart von Mama oder Papa, denn zumeist sind die Elternteile die Begleiter*innen, verfallen die Jugendlichen nicht so schnell in Über- mut und bekommen gleichzeitig noch Tipps von Menschen mit Fahrpraxis.Niedersachsen startete 2004 den ersten Modellversuch. Der Erfolg zeigte sich schon innerhalb kürzester Zeit: Unfallzahlen sanken um fast 30 Prozent und die der Verkehrs- verstöße um gut 22 Prozent im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die erst mit 18 den Führerschein machte. Seite 1 von 2 Das veranlasste 2005 den Bund, das Prinzip zunächst bis 2010 und dann ab 2011 als generelle Möglichkeit zu übernehmen.Doch, so könnten manche fragen, sollten wir Jugendliche überhaupt so früh ans Auto gewöhnen und so dem öffentlichen Verkehr entziehen?Ich sehe das unverkrampft. Zum einen haben Autos bei den heutigen Jugendlichen oh- nehin bereits weitaus geringere Priorität als Tablets und Smartphones. Nutzen ist wich- tiger als besitzen. Terabytes schlagen Kilowatt. Außerdem kann es ja wohl nicht unser Ziel sein, Jugendliche per Zwang im ÖPNV-System zu halten.Wir Grüne wollen vielmehr, dass Zug und Bus so gut sind, dass alle sie gerne benutzen wollen. Und ich füge hinzu: Wir sind überzeugt, dass wir sie mit unserer Strategie Netz25+ auch dazu machen können. Sicher nicht für alle Fahrten, aber für viele davon. Trotzdem wird der Individualverkehr auch im perfekten ÖPNV-System immer noch exis- tieren.Zum anderen helfen wir mit dem begleiteten Fahren auch den Eltern. Denn inzwischen gehören die Eltern der nun bald Sechzehnjährigen ja selbst immerhin zur Generation Laptop und freuen sich, wenn sie nicht nur Elterntaxi sein müssen, sondern zumindest einen Teil der Fahrt selbst online sein können.Sind unsere Jugendlichen mit 16 überhaupt reif dafür? Ich denke, wir sollten unserer jungen Generation ruhig mehr zutrauen. Lasst es uns erst einmal versuchen. Lassen Sie uns diesen Versuch als Teil einer Strategie „Vision Zero – Null Verkehrstote“ sehen.Deshalb stelle ich klar: Der frühere Start mit dem begleiteten Fahren zielt darauf, dass Jugendliche sicherer fahren. Eine Verringerung des Alters für das freie Fahren von heu- te 18 Jahren schließen wir aus. *** 2