Lars Harms: Eine Verlängerung des Windenergie-Moratoriums schafft Unsicherheit
Presseinformation Kiel, den 25. 1. 2018Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 32 Zeitplan für die Regionalplanung Wind vorlegen Drs. 19/461 „In den Anwaltskanzleien knallen wohl schon die Sektkorken. Denn das Moratorium zu verlängern, bedeutet einen Zustand zu verlängern, der als absolute Ausnahme gedacht war.“Windenergie ist im Landesteil Schleswig ein zentraler Wirtschaftszweig: Ingenieure, Forschungund Instandhaltung hängen vom weiteren Ausbau der Windenergie ab. Darum begrüße ich esausdrücklich, wenn wir über die Regionalplanung Windenergie sprechen; aber die Zeit derDebatten ist meines Erachtens verstrichen. Jetzt müssen Taten folgen in Form einerklagesicheren Regionalplanung!Die alte Landesregierung hatte das Moratorium bis September begrenzt. Das Moratorium sollaber laut Presseberichten verlängert werden, wohl mindestens bis ins nächste Frühjahr. In denAnwaltskanzleien knallen wohl schon die Sektkorken. Denn das Moratorium zu verlängern,bedeutet einen Zustand zu verlängern, der als absolute Ausnahme gedacht war. Das Moratoriumist schließlich keine Denkpause, sondern die Möglichkeit, ein sauberes, transparentes undabgestimmtes Verfahren nachzuholen und abzuschließen. In diesem Verfahren werden sachliche 2und fachliche Kriterien entwickelt, die dann auch eine Generation standhalten sollen. Daspassiert durch die systematische Beteiligung in Form von Anhörungen undBeteiligungsverfahren.Sollte aber das Moratorium verlängert und an den Inhalten gerüttelt werden, drohen Klagen fürden Bau von Windenergieanlagen an allen möglichen und unmöglichen Standorten. InNordfriesland verhindert der Landschaftsschutz das schlimmste. Aber in den anderenLandkreisen sind alle Flächen, die nur halbwegs geeignet sind, ohne ordnende Regionalplanungzum Abschuss frei gegeben. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass Investoren alles, was baulichmachbar ist, auch umsetzen wollen. Niemand will aber einen Bauboom mit der entsprechendenVerspargelung auf Teufel komm raus. Diese Klagen binden Personal und Ressourcen, so dass siefür die Energiewende Stillstand bedeuten.Vernünftige rechtliche Planungsgrundlagen sind die Voraussetzungen für den weiterenFortschritt. Eine Verlängerung des Moratoriums macht genau das Gegenteil: das schafftUnsicherheit. Das ist genauso, als ob man das Fundament eines Hauses aufbohrt.Ich habe bereits im Herbst betont, dass an der Westküste genau hingeschaut werden muss.Kleine und besonders hohe Anlagen müssen beispielsweise unterschiedlich bewertet werden,was den Abstand zur Wohnbebauung betrifft. Stichwort Repowering: Kein Mensch kannverstehen, dass eine Anlage, deren Höhe nicht verändert wird, nicht technisch auf den neustensStand gebracht werden kann. Im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog passiert genau das. Die Anlagenbeeinträchtigen nicht die schützenwerte Natur in den Natura 2000-Flächen, dürfen abertrotzdem nicht optimiert werden. Da muss eine Lösung her. Oder die so genanntenSplitterflächen. Auch für diese Flächen wünscht man sich im Westen eine genaue Prüfung.Ich möchte das ganz klar sagen: es geht nicht um Ausnahmeregelungen, sondern umplanungstechnische Regeln, die am Ende des Prozesses Klarheit bringen sollen. Ich binzuversichtlich, dass die Fragen auch in der Anhörung angesprochen worden sind und dass dannauf Basis der Diskussionen das Planungsrecht präzisiert werden kann. 3Ein völlig neues Planungsrecht wäre dagegen ein ehrgeiziges Ziel, was nach der Erfahrung derletzten Jahre nur scheitern kann. Und das öffnet die Klageschleusen in noch nie gekanntemAusmaß. Ich plädiere darum nachdrücklich dafür, den bewährten Weg fortsetzen, dieVorarbeiten nutzen und das Verfahren bis September abzuschließen.Darauf warten alle: Zulieferer, Ausbilder und Forschung. Dort gehen allmählich Geld und Geduldaus, so dass viele Firmen über Abwanderung nachdenken. Ironischerweise auf dem absolutenHöhepunkt der Branche. Denn noch nie wurde so viel Windenergie erzeugt. Aber eben durchLeitungsengpässe und fehlende Speicher wurde auch noch nie so viel Windstromweggeschmissen oder ins Ausland verkauft.Die Landesregierung muss daher alle Ressourcen einsetzen, um eine belastbare RegionalplanungWind noch in diesem Jahr vorzulegen und sich endlich auch um die Nutzung des Stroms vor Ortzu kümmern. Dieser Kraftakt ist, ich sage es nicht gern, alternativlos.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html