Flemming Meyer: Bei der Barrierefreiheit ist noch Luft nach oben
Presseinformation Kiel, den 25.01.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 34 Fonds für Barrierefreiheit einrichten Drs. 19/253 und 19/420„Wenn wir ehrlich sind, dann gibt die Haushaltslage auch noch mehr her“Ich habe schon in der letzten Debatte zum Thema deutlich gemacht, dass der SSW dieseInitiative voll und ganz unterstützt. Denn bei der Barrierefreiheit gibt es in fast allen Bereichenunserer Gesellschaft noch deutlich Luft nach oben. Einen Fonds aufzusetzen, umModellprojekte voranzubringen, kann da ganz sicher nicht schaden. Ich denke allen ist klar, wiewichtig das Ziel einer barrierefreien Gesellschaft ist. Vor dem Hintergrund der unverändertguten Einnahmesituation des Landes könnte man da eigentlich noch deutlich mehr Geld in dieHand nehmen. Aber dieser Zug ist ja noch nicht abgefahren. Und grundsätzlich ist dieserAnsatz wirklich sinnvoll.Im Antrag wird zu Recht auf den langfristigen Charakter dieser Aufgabe hingewiesen. DieseEinschätzung teilen wir natürlich. Aber dem SSW ist in Sachen Barrierefreiheit eben auchwichtig, dass wir gleichzeitig möglichst breit ansetzen. Viele physische Barrieren wie 2Bordsteinkanten oder Treppen sind seit langem bekannt. Aber neben diesen Barrieren fürMenschen mit körperlichen Beeinträchtigungen gibt es noch eine ganze Reihe mehr. Auch eineunverständliche Sprache kann zur Barriere werden. Und auch beim Zugang zum Arbeitsmarktoder zu Institutionen wie etwa Vereinen werden viele Menschen ausgegrenzt. Man muss sicheinfach klar machen, dass Barrieren sehr vielfältig sein können. Genau wie die Aufgabe, sie ausdem Weg zu räumen.Ich habe zum Beispiel schon im Oktober darauf hingewiesen, dass es immer mehrHörfassungen und Untertitelungen von Fernsehsendungen gibt. Das ist für sich genommenerstmal gut und richtig. Aber wenn wir uns die Nutzung digitaler Angebote anschauen, musses dann eben auch um den barrierefreien Zugang zum gesamten Angebot gehen. Leider sindaber weitergehende Informationen auf den jeweiligen Internetseiten meistens nicht mehrbarrierefrei. Auch solche Dinge müssen mitgedacht werden, wenn es um die Förderungbeziehungsweise die entsprechenden Kriterien hierfür geht.Schon im Ursprungsantrag ist das übergeordnete Ziel formuliert, in möglichst vielen BereichenBarrierefreiheit zu erreichen. Ich gehe davon aus, dass alle diese Zielsetzung teilen. Nichtzuletzt, weil davon so viele Menschen profitieren können. Denn neben älteren Bürgerinnenund Bürgern oder Eltern mit Kinderwagen kommt der Abbau von Barrieren ja vor allem denüber 500.000 Menschen mit Behinderung zu Gute, die in Schleswig-Holstein leben undarbeiten. Für den SSW ist es deshalb selbstverständlich, dass wir sie gerade bei Fragen derBarrierefreiheit einbinden müssen. Trotzdem freut es mich ausdrücklich, dass wir diesenGrundsatz in unserem gemeinsamen Antrag verankern konnten.Wir alle wissen, dass Barrierefreiheit eine Grundvoraussetzung ist, wenn alle Menschen anallen Facetten des Lebens teilnehmen sollen. Es ist auch völlig unstrittig, dass Barrierefreiheit 3ein ganz wesentlicher Baustein zur Förderung der Inklusion ist. Und ganz ohne Frage macht esnur Sinn, wenn man diese Aufgabe aus Sicht der Betroffenen selbst denkt und gestaltet. Ihrbarrierefreier Alltag, ihr barrierefreier Weg zur Arbeit oder Zugang zu Freizeitangeboten mussmaßgeblich sein. Diese Aufgabe ist damit also sehr umfangreich und sie hat direkteAuswirkungen auf das Leben vieler Betroffener. Nicht zuletzt deshalb wird dieser Fonds vonihnen ja auch als wichtiges Signal gewertet.Mir ist durchaus bewusst, dass sich längst nicht alle bestehenden Barrieren mit Geld beseitigenlassen. Wir alle müssen uns zum Beispiel immer wieder entschieden gegen Vorurteile undDiskriminierung stellen. Und doch dürfte uns das Ziel einer wirklich inklusiven Gesellschaftgerne auch im finanziellen Sinn mehr wert sein. Und das Land Schleswig-Holstein ist weiterhinin einer guten Finanzlage. Der SSW würde jedenfalls nicht nein sagen, wenn wir zukünftigeHaushaltsüberschüsse für diesen Zweck verwenden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html