Jette Waldinger-Thiering: Angewandte Wissenschaft und Forschung der Fachhochschulen stärker unterstützen
Presseinformation Kiel, den 15. 12. 2017Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 38 Bericht zur Exzellenzinitiative Drs. 19/310 (Neu) „Die Fachhochschule in Flensburg gehört beispielsweise wohl zu den führenden Einrichtungen, die sich mit Windenergie auseinandersetzen: neue Rotorblattkonzepte und bessere Energieeffizienz sind nur einige Forschungsvorhaben.“Wir haben in Schleswig-Holstein überhaupt nur eine Universität, die sich an derExzellenzinitiative beteiligen kann. Scheitert sie, wird Schleswig-Holstein aus der Initiativeherausfallen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass es Universitäten außerhalb derExzellenzinitiative schwerer haben, Drittmittel einzuwerben. Sie können Spitzenforscherinnenund Spitzenforscher nur noch unter Schwierigkeiten an ihre Hochschule holen und geraten damitweiter ins Hintertreffen. Diesen Wettbewerb mag man nicht mögen, er ist aber Realität undnicht mehr wegzudiskutieren. Die Initiative schafft neue Strukturen, die wohl in den nächstenJahrzehnten Bestand haben werden.Darum ist es zu begrüßen, dass wir uns im Plenum über den aktuellen Stand der Initiativeinformieren lassen. Allerdings bietet ein Berichtsantrag mit einem mündlichen Bericht in der 2gleichen Sitzung der Opposition kaum Möglichkeiten der Stellungnahme. Das finde ich sehrbedauerlich und sollte ein Einzelfall bleiben. Diese Praxis darf nicht einreißenIch habe bislang als informierte Zeitungsleserin erfahren, dass es drei Initiativen der CAU in dieEndrunde geschafft haben. Da von den 80 Vorschlägen wohl 40 bis 45 tatsächlich umgesetztwerden, haben wir eine gute Chance, dass eines der Projekte den Zuschlag bekommt. Gar nichtso schlecht für ein vergleichsweise kleines Bundesland. Andere Bundesländer sind ja schon ganzrausgefallen wie Bremen oder Mecklenburg-Vorpommern.Allerdings können jetzt bei der Antragstellung noch viele Pannen passieren, denn dieser Prozessbindet erhebliche Ressourcen. Sicher ist die Exzellenz also bei weitem noch nicht. Erst imSeptember werden wir wissen, ob Schleswig-Holstein tatsächlich dabei sein wird. Erst dannkönnen wir wirklich von einem „großartigen Signal“ sprechen, wie es dieWissenschaftsministerin bereits jetzt tut.Die Zeit bis zum September gibt uns aber die Gelegenheit, noch einmal grundsätzlich zu werden.Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte im Vorwege der Strategie neue Förderkriterienversprochen, die auch die Lehre oder die Kooperation zwischen Universitäten berücksichtigensolle. Außerdem wurde laut nachgedacht über die Einbeziehung der Fachhochschulen. Gerade inSchleswig-Holstein sind wir ja in diesem Bereich besonders stark. Die Fachhochschule inFlensburg gehört beispielsweise wohl zu den führenden Einrichtungen, die sich mit Windenergieauseinandersetzen: neue Rotorblattkonzepte und bessere Energieeffizienz sind nur einigeForschungsvorhaben. In Flensburg auf dem Campus passiert Wegweisendes. Also wäre Flensburgprädestiniert für die Exzellenz; aber sie ist nicht dabei. Keine einzige Fachhochschule ist in derEndrunde dabei und auch kein Projekt für eine exzellente Lehre. An der Liste der 80Endrundenteilnehmer zeigt sich also, was man von den Versprechen der Neuorientierung derExzellenz halten kann.Ich fürchte, dass die Initiative an ihrer falschen Weichenstellung festhält, indem weiterhin nurInsellösungen gefördert werden. Zwischen den Inseln gibt es keinen Fährverkehr. Und was bei 3den Studierenden in der Lehre ankommt, ist absolut zweitranging. Diese Strukturfehler derExzellenzinitiative muss die Landesregierung in den weiteren Beratungen mit der DFG und denanderen Ländern unbedingt einbringen. Ich erwarte eine Weiterentwicklung der Förderung, dieauch und gerade angewandte Wissenschaft und Forschung, wie sie an den Fachhochschulenstattfindet, stärker unterstützt.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html