Jette Waldinger-Thiering: Alle Kinder haben ein Recht auf gute Bildung
Presseinformation Kiel, den 14.12.2017Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 2 + 21 Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes und Mehrbedarfskosten durch Umstellung auf G9 übernehmen Drs. 19/166, 19/200,19/353 und 19/381 „Alle Kinder haben ein Recht auf gute Bildung“Nicht nur in Gesprächen vor Ort sondern vor allem auch in der Anhörung zum vorliegendenSchulgesetz ist für mich eins sehr deutlich geworden: Viele Lehrkräfte, Schulträger aber auchEltern sind inhaltlich vielleicht gar nicht mal besonders kritisch. Und doch sind sie unheimlichenttäuscht. Das liegt schlicht und einfach daran, dass sie bei dieser Grundsatzentscheidungweder gefragt noch in irgendeiner Form beteiligt wurden. Man hat den Eindruck, dass unsereSchulstrukturen von oben verordnet und im Hau-Ruck-Verfahren verändert werden sollen. Dasmag bei der mehrheitsfähigen Rückkehr zu G9 vielleicht noch irgendwie funktionieren. Aberdas Vertrauen in die Entscheidungsfindung hier im Landtag wird durch so ein Verhalten sichernicht gefördert. 2Sind wir doch mal ehrlich: Natürlich bieten Anhörungen immer eine Menge Spielraum fürInterpretation. Aber in der Anhörung zu dieser Schulgesetzänderung sind durchaus offenePunkte aufgetaucht, über die Jamaika hinweggeht. Es wurde ganz klar bestätigt, dass fast alledie nötige Dreiviertelmehrheit für den Verbleib bei G8 für zu hoch und für nicht praktikabelhalten. Hier hätten CDU, Grüne und FDP doch ohne Probleme ein wohlwollendes Signal sendenkönnen. Aber wie wir wissen, ist nichts passiert. Vielen, die zumindest einen Anlauf für denVerbleib bei G8 nehmen wollten, wurde damit endgültig der Mut genommen. Verbunden mitdem Ministervorbehalt und den viel zu kurzen Fristen entsteht der Eindruck, dass eine wirklichdemokratische Entscheidung und eine echte Wahlfreiheit einfach nicht gewollt sind. Für michist das die bildungspolitische Brechstange.Ich will bei all dem nicht unterschlagen, dass sich CDU, Grüne und FDP mittlerweile zumindestGedanken über die finanziellen Konsequenzen ihrer einsamen Entscheidung machen. Denn dieRückkehr zu G9 wird nachweislich Mehrbedarfe auslösen. Nicht nur bei den Lehrkräften, wo jazumindest etwas nachgesteuert wird. Sondern auch bei den Räumlichkeiten und bei Fragen derAusstattung. Hier gab es bisher kaum verlässliche Antworten und schon gar keine konkretenAngaben. Egal mit wem ich bei mir im Wahlkreis rede - kaum jemand weiß, wo die Reisehingeht. Wir haben deshalb einen Antrag gestellt, der für die Schulträger wenigstens zu einemMindestmaß an Planungssicherheit führen soll.Eigentlich halte ich es für selbstverständlich, dass man sich mit denjenigen zusammensetzt, dievon einer so weitreichenden Strukturentscheidung direkt betroffen sind. Aber wie auch immer:Ich will klar sagen, dass mich die Beweglichkeit bei dieser Finanzierungsfrage freut. Denn wennes schon keine Wahlfreiheit gibt, darf man die Kommunen nicht auch noch mit den Kosten imRegen stehen lassen. Wir hoffen sehr, dass man hier wirklich zeitnah zu tragfähigen Lösungenkommt. Und mit Blick auf die noch etwas zögerlichen Zusagen der Koalition kann ich nur 3sagen, dass wir hier vor allem im Sinne der betroffenen Schülerinnen und Schüler sehr genauhinschauen werden.Unabhängig davon, wann und wie man diese wichtige Einzelfrage klärt, befürchte ich, dass einflächendeckendes Abitur nach 9 Jahren grundsätzlich zu finanziellen Engpässen in anderenBereichen führt. Keine 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Land besuchen einGymnasium. Mit der Zwangsumwandlung zu G9 werden im Gymnasialbereich aber im hohenMaße Ressourcen gebunden. Ressourcen, die an anderen Schulen und für andere Aufgabenfehlen. Für den SSW ist und bleibt es aber wichtig, dass alle Schularten und damit alle Kindergute Rahmenbedingungen bekommen. Wir hoffen, dass zumindest zukünftig alle Bereiche vonder guten Einnahmesituation des Landes profitieren werden.Allen ist bekannt, dass wir auch ohne diese strukturelle Änderung mehr als genugHerausforderungen zu bewältigen haben. Der Rechnungshof hat zum Beispiel gerade erstbestätigt, was beim Thema Inklusion noch fehlt. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist es jalängst nicht mit den 1.500 in Rede stehenden Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogengetan. Auch unsere Schulen mit besonderen Herausforderungen brauchen stärkereUnterstützung. Und mit den Stichworten Ganztag, Lehrerbesoldung oder Lehrkräftemangelsind noch nicht mal alle weiteren Baustellen angesprochen. Wenn alle Kinder zu ihrem Rechtauf gute Bildung kommen sollen, gibt es noch reichlich zu tun.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html