Flemming Meyer: Reaktivierung der Strecke Flensburg-Niebüll wäre Bärendienst für die Region im Norden
Presseinformation Kiel, den 14.12. 2017Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 25+27+28+32 Anträge zum Schienenverkehr in Schleswig-Holstein Drs. 19/385, 19/390, 19/391 und 19/376 Es geht um die Reaktivierung und Elektrifizierung der Strecke Flensburg- Niebüll. Wir wissen, dass auch bestimmte Grüne starke Verfechter dieser Maßnahme sind. Dabei wird jedoch völlig außer Acht gelassen, dass kaum jemand in der Region diese Strecke wiederbeleben möchte.Ende November wurde von Bahnchef Lutz bekannt gegeben, dass die Deutsche Bahn ihrPünktlichkeitsziel in diesem Jahr nicht erreichen wird – was für eine Überraschung. Diegeplanten 80% der Züge im Fernverkehr seien nicht zu schaffen. Begründet wurde dies unteranderem durch zahlreiche unwetterbedingte Ausfälle, wie beim Sturm Xavier. Auf mehrerenStrecken fielen die Verbindungen in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands aus oder wurdeneingestellt, weil Gleise beschädigt waren und Äste auf den Gleisen oder Oberleitungen lagen.Niemand macht der Bahn Vorwürfe, wenn sie den Zugverkehr aus Sicherheitsgründen stilllegt.Doch das, was wir diesen Herbst erlebt haben, lies schon an der Leistungsfähigkeit der DeutschenBahn zweifeln. So mussten beispielsweise im Kreis Steinburg rund 300 Reisende knapp 20Stunden in ihren Zügen ausharren, weil es nicht möglich war, Busse so schnell zu organisieren. 2Fahrgäste die an den Bahnhöfen für unbestimmte Zeit warten mussten, weil ihnen einfach keineAuskunft erteilt werden konnte.Weil dies mittlerweile keine Einzelfälle mehr in Deutschland sind, ist es dringend geboten, hierfür Verbesserungen zu sorgen und das im mehrere Hinsicht. Soll heißen: Die Züge müssen auchbei schlechten Witterungsverhältnissen fahren können und dafür müssen die Strecken links undrechts entsprechend frei gehalten werden. Hier geht es in erster Linie um die Sicherheit und nichtum Naturschutz. Baumpflegerische Maßnahmen müssen und werden heute bereitsdurchgeführt, allein damit die Bahn der Verkehrssicherungspflicht nachkommt. SolcheMaßnahmen stehen also nicht im Konflikt mit dem Naturschutz.Bei aller Kritik an der Bahn, aber zur Ehrlichkeit gehört auch, dass sie kein Interesse daran hat,ihre Strecken zu sperren oder Züge auf freier Strecke stillstehen zu lassen, weil ein Ast auf eineOberleitung gefallen ist. Das sind für die Bahn teure Unterbrechungen und sie bringen denkompletten Betrieb durcheinander.Daher ist es richtig, das Gespräch mit der Bahn zu suchen, um erforderliche Maßnahmen zuerarbeiten.Ein anderer Punkt aus dem Jamaika-Antrag bezieht sich auf die Informationspolitik der Bahn, dieeher schlecht bis gar nicht vorhanden war, als die Züge ausfielen. Viele der Reisenden wusstennicht, wie und wann sie ihre Reise fortsetzen konnten. Hier muss die Bahn dringend an ihrerInformationspolitik arbeiten.Den Antrag der AfD halten wir nicht für zielführend, im Gegenteil, wir befürchten, dass damitnur ein bürokratischer Moloch aufgebaut wird. Mehr ist dazu nicht zu sagen.Kommen wir nun zu dem Sorgenkind an der Westküste - die Marschbahn. Bereits seit über einemJahr läuft es nicht rund auf der Strecke. Entweder gab es Probleme mit dem blauen Autozug nachSylt oder es geht um defektes Zugmaterial oder kaputte Waggons. In der Folge, gab es Problememit überfüllten Zügen- sofern sie denn fuhren- und Verspätungen. Egal was es ist, es ist auf 3jeden Fall deutlich geworden, dass den Menschen an der Westküste in den letzten Monaten sehrviel zugemutet wurde.Als Wiedergutmachung legen Jamaika und SPD nun ihre Wunschlisten zur Marschbahn vor.Wenn man sich beide Anträge zur Marschbahn ansieht, stellen wir fest, künftig soll alles besserwerden. Sicherlich, wir finden durchaus gute Ansätze in beiden Anträgen und sie beinhaltenteilweise altbekannte Forderungen für die Marschbahn. Ob es der durchgängige zweigleisigeund elektrifizierte Ausbau der gesamten Marschbahn ist oder die Erhöhung der Kapazitäten. Diein den Anträgen aufgestellten Forderungen liegen zum Teil in so ferner Zukunft, dass wir unsvorher damit ausführlich im Ausschuss befassen sollten.Auf einen Punkt möchte ich hier jedoch näher eingehen. Wir als SSW haben erhebliche Problememit dem dritten Absatz des Jamaika-Antrages. Prinzipiell ist gegen eine vorbehaltlose Prüfungaller Möglichkeiten, die den Bahnverkehr nach Sylt zukunftsfähig machen, nichts einzuwenden.Es hört sich ja erstmal gut an. Aber wer sich mit den Vorschlägen der Insel- und Halligkonferenz,beziehungsweise der NEG, näher befasst, wird feststellen, dass sich dahinter ein ganz anderesProjekt verbirgt. Es geht vielmehr um die Reaktivierung und Elektrifizierung der StreckeFlensburg-Niebüll. Wir wissen, dass auch bestimmte Grüne starke Verfechter dieser Maßnahmesind. Dabei wird jedoch völlig außer Acht gelassen, dass kaum jemand in der Region diese Streckewiederbeleben möchte. Die angrenzenden Gemeinden haben sich über die Jahre so entwickeltund haben ihre Bauleitplanung so gefasst, als wäre die Strecke nicht mehr vorhanden – was siequasi auch nicht ist. Zudem haben wir die Befürchtung, dass die Marschbahn erheblichzurückgefahren wird, wenn der elektrifizierte Schienenverkehr hauptsächlich von Hamburg viaFlensburg nach Westerland geführt wird. Und das will niemand an der Westküste. Mit derReaktivierung der Strecke Flensburg-Niebüll würde man der Region im Norden einen Bärendiensterweisen.Sollten wir heute über die Anträge zur Marschbahn abstimmen, dann werden wir den Jamaika-Antrag ablehnen. 4Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html