Lars Harms: Die Menschen nicht im Stich lassen
Presseinformation Kiel, den 14. Dezember 2017Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 17 Winterabschiebestopp aus humanitären Gründen Drs. 19/370 „Wir haben schon über den Gottesbezug in der Landesverfassung debattiert. Wie wäre es mal, wenn man sich auch in der Debatte über einen Winterabschiebestopp an christlichen Werten orientieren würde?“Beim Winterabschiebestopp handelt es sich ganz klar um eine politische Entscheidung. DieLänder können jedes für sich einen solchen Abschiebestopp beschließen. Ein solcherAbschiebestopp kann sich dabei auf bestimmte Staaten beziehen. Ein solcher Beschluss wurde,wie Sie sicher wissen, in der Vergangenheit hier in Schleswig-Holstein umgesetzt und mündetein der Bestimmung dazu, die wir jetzt haben, das in der tat einen Kompromiß darstellt. Wir alsSSW stehen dazu, Menschen nicht abschieben zu wollen, sofern diesen Menschengesundheitsgefährdende Zustände in ihren Heimatländern erwarten! 2Dabei gilt es von meiner Seite nochmals zu betonen: Diese Debatte geschieht vor demHintergrund der geltenden Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland! Es geht dabei nichtdarum, an dem Status oder am Asylverfahren der Betroffenen irgendetwas ändern zu wollen –was wir hier als Landespolitik ohnehin auch nicht einfach mal so machen können. Sondern esgeht darum, dass abgelehnte Asylbewerber nicht im tiefsten Winter, sondern eben erst AnfangApril in ihre Heimatländer gebracht werden. Eine solche Entscheidung können und dürfen wirals Vertreter der Länder treffen. Von daher sollten wir dies auch tun!Wer einmal eine Roma-Siedlung im Kosovo, Mazedonien oder Serbien besucht hat, der weiß,wie wichtig eine solche Entscheidung ist. Dies sollte auch die Landesregierung wissen,schließlich pflegt das Land Schleswig-Holstein schon seit Jahren eine enge Zusammenarbeitmit unter anderem Nicht-Regierungsorganisationen in den westlichen Balkanländern. Andieser guten Zusammenarbeit sollten wir auch in Zukunft festhalten. Wir als SSW sehen einenWinterabschiebestopp und dabei denke ich insbesondere an den westlichen Balkan, daher alsnatürliche Verlängerung dieser so wertvollen Zusammenarbeit. Dessen sollte sich auch dieLandesregierung bewusst werden. Und wir sollten auch gucken, ob wir mit einem pauschalenWinterabschiebestopp nicht auch das Verwaltungshandeln vereinfachen können.Und dabei stimme ich der Kollegin Midyatli voll und ganz zu: Selbst, wenn Menschen keindauerhaftes Aufenthaltsrecht besitzen, haben sie unsere Mitmenschlichkeit und einenhumanen Umgang verdient. Wir haben hier in diesem Hohen Haus schon über denGottesbezug in der Landesverfassung debattiert. Wie wäre es mal, wenn mancher sich auch inder Debatte über einen Winterabschiebestopp an den christlichen Werten orientieren würde?Humanität und christliche Werte dürfen auch bei einem Regierungswechsel nicht über Bordgeworfen werden. Das sage ich auch ganz deutlich an die AfD: Für Roma aus dem Kosovo oderarme Menschen aus Mazedonien oder Serbien kann man auch das Kreuz gerademachen! 3Schleswig-Holstein ist ein weltoffenes Land. Das hat nicht zuletzt auch der vorbildliche Einsatzfür Geflüchtete von Tausenden von Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinerngezeigt, welcher bis heute fortbesteht.Wie gesagt: Der Rechtsstaat bleibt bestehen, aber Humanität und christliche Werte, wie z.B.die Nächstenliebe, fallen nicht unter den Tisch, wenn wir die Abschiebung zumindest inEinzelfällen bis in den April hinausschieben.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html