Rede zu Protokoll gegeben - Lars Harms: Klares "Nein" zur Halligmaut
Presseinformation Kiel, den 17. November 2017Rede zu Protokoll gegebenLars HarmsTOP 23 Keine Tagesmaut auf den Inseln und Halligen Drs. 19/311 „Wir wollen keine Tagesmaut auf den nordfriesischen Inseln und Halligen! Wir wollen nicht, dass die Menschen, egal auf welcher Seite des Wassers sie ihren Alltag bestreiten, zunehmend auseinandergetrieben werden!“Viele haben es bereits gehört oder gelesen: Die Insel- und Halligkonferenz hat kürzlich eineResolution verabschiedet, die eine durch die Reedereien erhobene Kurabgabe von Tagesgästenauf den nordfriesischen Inseln und Halligen fordert. Wir sind der Meinung, dass sich derLandtag in dieser Hinsicht in Position bringen sollte. Schließlich geht es um dasKommunalabgabegesetz. Was der Wirtschaftsminister dazu meint, konnten wir ja bereits inder Zeitung lesen. 2Nur kurz vorweg: Auch uns als SSW ist durchaus bewusst, dass es ein solches Modell bereits inNiedersachsen gibt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir als SSW das Prinzip der Kurtaxeunkritisch sehen. Natürlich haben Orte, die durch den Tourismus sehr stark nachgefragt sind,höhere Kosten, als Orte, die weniger stark nachgeragt sind. Und ja, diese Kosten könnenbisweilen sehr hoch ausfallen. Auf der anderen Seite ist der Tourismus auch eine enormeEinnahmequelle für die jeweiligen Städte und Gemeinden. Man erzielt Parkgebühren,Steuereinnahmen und man hat viele zahlende Gäste im öffentlichen Nahverkehr und in denkulturellen Einrichtungen und auch in den öffentlichen Schwimmbädern wird natürlich Eintrittgezahlt. In all diesen Situationen wird Geld eingenommen, durch den Tourismus – und dasnicht zu knapp. Da braucht es eigentlich keine Kurabgabe mehr und erst Recht darf es dannkein Eintrittsgeld für das Betreten einer Gemeinde oder Insel geben.Dabei gibt es durchaus Alternativen. Dazu braucht man nur einmal den Blick auf das Festlandwerfen, nach Husum. Mit mehr als 200.000 Übernachtungen pro Jahr und einer bedeutendenAnzahl an Tagesgästen, müssen diese Gäste keine Tagesmaut zahlen, um eine schöne Zeit ander Nordsee verbringen zu können. Es gibt also auch andere Möglichkeiten, eine solcheAufgabe zu bewältigen – und das ohne, dass sich eine Stadt oder eine Gemeinde in den Ruinstürzen muss. Andere Gemeinden erheben eine Tourismusabgabe, welches bedeutet, dassdiejenigen, die direkt vom Tourismus profitieren, sprich die Unternehmen, seinen Anteilzahlt. Auch dies ist eine Möglichkeit, die derzeit bereits erfolgreich praktiziert wird.Zum anderen wäre da noch eine Frage, nämlich die rein praktische Frage: Warum müssen perGesetz private Reedereien eine kommunale Abgabe eintreiben? Wie beziehungsweise wodurchkönnen diese Unternehmen ihren Mehraufwand abdecken? Und wie soll dies in der Praxis vonstatten gehen? Zudem wäre da die Frage, wie werden Gäste erreicht, die mit dem Privatboot 3anlegen? In welcher Weise werden die Segler in dieser Angelegenheit berücksichtigt? Für michtut sich da jedenfalls ein großes Fragezeichen auf.Was mir jedoch die größte Sorge bereitet ist, dass dieses Vorhaben die Menschen zwischenInseln, Halligen und Festland weiter auseinander bringt. Eine solche Abgabe ist nur praktikabel,wenn alle sie zahlen. Dies würde auch bedeuten, dass ein Enkel eine solche Abgabe entrichtenmuss, wenn er zum Geburtstag der eigenen Großmutter fahren will. Zum andern müsstenzahlreiche Arbeitnehmer ebenfalls diese Abgabe zahlen, wenn sie zum Arbeiten auf die Inselnoder Halligen fahren. Wie das mit Aus- und Weiterbildung aussieht, ist ebenfalls unklar.Fest steht, dass Familienmitglieder und Freunde eine Gebühr zahlen müssen, um ihreAngehörigen und Freunde auf den Inseln und Halligen zu besuchen. Und das, obwohl sie sichwahrscheinlich zum größten Teil im privaten Bereich aufhalten werden, ohne die klassischenTouristenangebote zu beanspruchen. Eine solche Vorstellung tut mir als Nordfriese schon weh!Ich kann daher an dieser Stelle den Landtag nur dazu auffordern, von einer Änderung desKommunalabgabegesetzes abzusehen. Wir wollen keine Tagesmaut auf den nordfriesischenInseln und Halligen! Wir wollen nicht, dass die Menschen, egal auf welcher Seite des Wasserssie ihren Alltag bestreiten, zunehmend auseinandergetrieben werden! Und deshalb muss derLandtag hier auch klar „Nein“ zu einem solchen Ansinnen sagen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html