Lars Harms: Den Begriff "Gute Arbeit" blendet diese Landesregierung völlig aus
Presseinformation Kiel, den 16.11.2017Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 14 Berufung von Arbeitnehmervertretungen in den Mittelstandbeirat Drs. 19/294 „Eine rein einseitige Beratung nur durch Unternehmervertreter ist eben nur eine halbe Beratung. Wir wollen, dass die Regierung sich vollständig in allen Belangen beraten lässt. Einseitigkeit führt hier nämlich zu einer partiellen Blindheit.“Der Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein zeichnet sich durch starke Branchen wieErnährungswirtschaft, Maschinenbau, chemische und pharmazeutische Industrie, maritimeWirtschaft, Energiewirtschaft und Medizintechnik aus. Der Mittelstand in Schleswig-Holstein istsehr vielfältig, er besteht aus Handel, Industrie, Handwerk, Dienstleistung und den FreienBerufen. Diese rund 123.000 kleinen und mittelständischen Unternehmen im Land schaffen undsichern Arbeitsplätze im Land. Sie sorgen für Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum und 2bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft. Sie sind innovativ und flexibel und haben auch inKrisenzeiten bewiesen, dass sie gesund und stabil sind.Wir haben gut ausgebildete Fachkräfte und eine Hochschullandschaft von denen die Wirtschafthier im Land mit seinen überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen profitiert.Insgesamt muss ich feststellen, dass wir bei uns im Land durchaus über gute und verlässlicheRahmenbedingungen für unsere Wirtschaft verfügen. Wir haben die entsprechenden Verbändeund Kammern, wir haben Beratungseinrichtungen und Institutionen jeglicher Form, wenn esbeispielsweise um Existenzgründung geht oder wenn es um Wirtschafsförderung geht. Wiegesagt, die Rahmenbedingungen sind vorhanden.Das was wir hier in Schleswig-Holstein in den letzten Jahren leider nicht hatten, war eineOpposition, die den Mittelstand bei uns im Land gestärkt hat. Im Gegenteil, mit ihrenWirtschafts-Anträgen hat die Opposition eher eine Art Vergrämungspolitik betrieben. Denn mitihrem andauernden Schlechtreden des Standortes Schleswig-Holstein haben sie der Wirtschaftseinerzeit keinen Gefallen getan.Aber nun soll ja alles besser werden. Der Mittelstandbeirat soll‘s nun richten und Schleswig-Holstein soll zum mittelstandsfreundlichsten Bundesland entwickelt werden. Denn man tau!Wenn’s hilft, wollen wir dem nicht im Wege stehen.Das Instrument – Mittelstandsbeirat – wurde seinerzeit von Konrad Adenauer 1956 aufBundesebene eingeführt. Er besteht heute aus unabhängigen Persönlichkeiten, dieausschließlich ihre persönliche Überzeugung vertreten und an keine Weisungen gebunden sindsowie aus Mitgliedern des Bundestages – das Parlament ist dort aktiv beteiligt.Ein solches Beratungsinstrument ist nun auch die innovative Neuerung der jamaikanischenWirtschaftspolitik. Nach dem Motto, was vor rund 60 Jahren gut für Deutschland war, kannheute für Schleswig-Holstein nicht schlecht sein. Und so hat der Mittelstandsbeirat auch schonseine Arbeit aufgenommen. Und es war zu lesen, dass das Berater-Gremium Impulse geben soll 3für Bürokratieabbau, Fachkräftegewinnung und den Ausbau der digitalen und verkehrlichenInfrastruktur. Wahrlich keine neuen Themen, jedoch immer noch aktuell. Dieser Beirat soll nunvierteljährlich tagen und ausschließlich die Landesregierung bei allen mittelstandsrelevantenThemen beraten.Die Zusammensetzung liest sich wie das „who-is-who“ der Schleswig-HolsteinischenWirtschaftsverbände und -Kammern. Wir stellen fest, dass die Zusammensetzung sich rechteinseitig gestaltet. Sprich: Vertreter der Arbeitnehmerseite kommen dort nicht vor.Das bedauern wir als SSW, denn aus unserer Sicht ist eine moderne mittelstandsfreundlichePolitik auch darauf ausgerichtet, die Interessen der Arbeitnehmer zu berücksichtigen und derenExpertise zu nutzen. Nach dem Motto, geht’s dem Arbeitnehmer gut, geht’s auch dem Betriebgut. Gerade in einer Zeit, wo der Begriff „Gute Arbeit“ auf allen Ebenen diskutiert wird, blendetdiese Landesregierung diesen Aspekt völlig aus. Leider hat die Landesregierung völlig verkannt,dass Gewerkschaftsvertreter oder Personalräte auch sehr gute Berater sind und sie einenwertvollen Beitrag leisten können, wenn es darum geht, den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein voranzubringen.Man kann nicht auf der einen Seite sagen, wir wollen die Wirtschaft für die Zukunft fit machenund Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Industrie 4.0 auf die Agenda setzen und auf deranderen Seite die Arbeitnehmer außer Acht lassen. Dies sollte die Landesregierung nochmalüberdenken und das Gremium durch die Berufung von Arbeitnehmervertretern erweitern.Eine rein einseitige Beratung nur durch Unternehmervertreter ist eben nur eine halbe Beratung.Wir wollen, dass die Regierung sich vollständig in allen Belangen beraten lässt. Einseitigkeitführt hier nämlich zu einer partiellen Blindheit.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html