Flemming Meyer: Könnte Glyphosat krebserregend sein, gehört es vom Markt genommen
Presseinformation Kiel, den 16.11.2017Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 12 Ausstiegsplan aus dem Einsatz von Glyphosat Drs. 19/291 „Bisher hat der relativ niedrige Preis von Glyphosat ein solches Umdenken über Jahrzehnte verhindert. Bei der Frage der Zulassung muss es auch um eine generelle Reduzierung des Herbizideinsatzes gehen.“Das Breitbandherbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat gehört zu den am häufigsten verwendetenHerbiziden weltweit. Es findet Anwendung im landwirtschaftlichen sowie im Haus- undKleingartenbereich, um unerwünschte Pflanzen zu vernichten oder die Reife von Getreide zubeschleunigen. Weltweit ist mit rund 650.000 Tonnen pro Jahr ein steigender Verbrauch zuerkennen. Bei fachmännischer Anwendung wird nur eine geringe Konzentration benötigt, wasdafür spricht, dass es sich dabei um ein hochwirksames Herbizid handelt.Der Einsatz von Glyphosat ist nicht unumstritten. Wie kaum bei einem anderenlandwirtschaftlichen Thema streiten sich die Gelehrten wie bei Glyphosat. Sollte drauf verzichtet 2werden, oder nicht? Es geht hier um die Frage, inwieweit das Mittel krebsfördernd ist, odernicht? Auch wenn Glyphosat bereits seit den 1970’er Jahren auf dem Markt ist, gibt es derzeitimmer noch keine wissenschaftlich fundierten Langzeituntersuchungen bezüglich einerchronischen Toxizität. Derzeit gibt es unterschiedliche Aussagen hierzu. Auf der einen Seite stuftdie Internationale Agentur für Krebsforschung das Herbizid als „wahrscheinlich krebserregend“ein. Auf der anderen Seite stuft das Bundesinstitut für Risikobewertung Glyphosat als „nichtakut gesundheitsgefährdend“ ein. Zugegeben, beide Aussagen lassen einen gewissen Raum fürSpekulationen. Wir wissen aber, wo Glyphosat mittlerweile überall nachgewiesen wurde:Beispielsweise im Brot, im Bier oder auch im menschlichen Urin. Das bedeutet, wir können nichtso tun, als ob es nach dem Ausbringen einfach so verschwindet.Ich bin der Antragstellerin dankbar, dass sie das Thema aufgegriffen hat, denn wir wissen, dassdie Zukunft von Glyphosat derzeit in der EU heiß diskutiert wird. Es geht um die Frage, obGlyphosat weiterhin zugelassen werden soll. Daher unterstützen wir den Antrag in dem Punkt,dass die Bundesregierung sich auf EU-Ebene für den Ausstieg einsetzt. Die Abstimmung darüberfindet im Dezember statt. Sollte keine Einigung erzielt werden, läuft die Zulassung ab. So oderso, es steht viel auf dem Spiel.Der vorliegende Antrag gibt uns hier und heute nochmal die Möglichkeit darzustellen, wie manzu Glyphosat steht. Für den SSW kann ich ganz klar sagen, solange nicht wirklich ausgeschlossenwerden kann, dass Glyphosat krebserregend ist, gehört es vom Markt genommen. Zumal esmittlerweile an Stellen festgestellt wurde, wo es nicht hingehört. Daher muss in erster Line dasVorsorgeprinzip gelten. Wir haben als Politik eine Verantwortung gegenüber den Menschen undnicht gegenüber der Chemieindustrie.Es bleibt also abzuwarten, wie die Entscheidung in Brüssel ausfällt. Gleichwohl muss alles dafürgetan werden, in unabhängigen Langzeitstudien zu erforschen, inwiefern Glyphosat das Risikoerhöht an Krebs zu erkranken. 3Glyphosat ist aber auch eine Stellvertreterdiskussion, denn es geht dabei auch um die zukünftigeAusrichtung der Landwirtschaft in Deutschland und in der EU. Wie soll sich die Landwirtschaftentwickeln? Denn eins ist doch klar, es gibt auch andere Herbizide und die können zu einemebenso effektiven Cocktail zusammengemischt werden. Damit hätten wir dann nur den Teufelmit dem Beelzebub ausgetrieben und unterm Strich nichts gewonnen.Sollte Glyphosat in der EU keine weitere Zulassung bekommen, wäre das durchaus eine Chancefür die Landwirtschaft. Dann müsste auf Alternativen ausgewichen werden – was durchaus aucheine nicht-chemische Unkrautbekämpfung bedeuten kann. Bisher hat der relativ niedrige Preisvon Glyphosat ein solches Umdenken über Jahrzehnte verhindert. Bei der Frage der Zulassungmuss es auch um eine generelle Reduzierung des Herbizideinsatzes gehen. Es müssen Wegeaufgezeigt werden, die auf eine Betriebsbewirtschaftung ohne oder nur mit geringemHerbizideinsatz ausgelegt ist.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html