Lars Harms: Auf offiziellen Dokumenten hat Nazi-Symbolik nichts zu suchen
Presseinformation Kiel, den 12.10.2017Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 18 Keine Nazi-Propaganda auf Kfz-Kennzeichen Drs. 19/225 „Auf offiziellen Dokumenten hat Nazi-Symbolik nichts zu suchen.“Rechtsradikale nutzen Ziffern und Buchstaben, Zeichen und Symbole als Erkennungszeichen. Wirsehen diese Codes auf Kleidung, in Benutzernamen in Online-Foren oder als Tätowierungen. Ineinigen Fitnessstudios ist schnell erkennbar, wer da den deutschen Volkskörper stählt. Mancheiner mag sogar schon froh gewesen zu sein, so eindeutig zu wissen, wem man besser nicht imDunkeln begegnet.Die SPD lenkt nun die Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr.Denn hier werden möglicherweise noch Kfz-Kennzeichen mit Zahlen- undBuchstabenkombinationen zugeteilt, die einen Bezug zum Nationalsozialismus und seinenInstitutionen erlauben. Oder die andere Hinweise auf eine Verbundenheit zur rechtsextremenSzene darstellen.Das soll in Zukunft verhindert werden. Dabei kann eine Liste mit entsprechenden Zahlen- undBuchstabenkombinationen helfen. Erstellt vom Verfassungsschutz und Innenministerium. 2In Deutschland sollte kein Auto herumfahren, dessen Kennzeichen gewollt oder ungewollt eineBezugnahme auf unsere Nazivergangenheit zulassen.Dies ist ein Antrag mit hohem Symbolwert. Allerdings ist es etwas schwer, die Kennzeichen zubegrenzen.Bei welchen Codes fangen wir an? Bei welchen hören wir auf? Geht es uns um die guten Sitten?Den Anstand? Das öffentliche Ärgernis? Oder geht es uns um Szenecodes, die der breitenÖffentlichkeit nichts, aber auch gar nichts sagen.Um es deutlich zu benennen:Es ist vollkommen klar, dass KZ, HJ, NS, SA und SS nichts Kennzeichen zu suchen haben, die vonöffentlichen Behörden ausgestellt wurden. Diese Buchstabenkombinationen werden inSchleswig-Holstein nicht verteilt. Sie stehen für Konzentrationslager, den Nationalsozialismusund NS-Organisationen.Im Kreis Steinburg ist außerdem die Buchstabenkombination „IZ:AN“ vom Kreistag seit zehnJahren verboten. Das ergibt Sinn, wenn man sie rückwärts liest. Denn dann bildet sie das Wort„Nazi“. Im Kreis Dithmarschen darf „HEI“ nicht mit den Buchstaben „L“, „LH“ oder „HI“verbunden werden. Die alten Nummernschilder mit Bestandsschutz, die noch im Umlauf sind,werden bei Ab- oder Ummeldung eines Wagens umgewandelt.So weit so selbsterklärend.Nun möchte die SPD den Beispielen von Berlin und Brandenburg folgen. Das würde fürSchleswig-Holstein vor allem zusätzliche verbotene Zahlenkombinationen bedeuten: 88 und 18,in Verbindung mit den Buchstabencodes AH und HH, für die sie stehen. Außerdem die Zahl 28.Sie steht dem Alphabet entsprechend für das weltweite rechtsextreme Bündnis „Blood andHonour“.In Deutschland ist diese Organisation verboten.Bleibt die Ziffer 14. Fourteen Words. Vierzehn Worte weißer Neonazis und Rassisten. In Traditionder nationalsozialistischen Rassenlehre. Und so widerlich dieser Hintergrund ist – er wird über 3eine gewisse politisch aktive Szene hinaus wohl niemandem bekannt sein. Gleiches gilt für diebreite Öffentlichkeit für viele andere Zahlenkombinationen.Wir müssen auch über andere verfassungsfeindliche Organisationen nachdenken.Beispielsweise den sogenannten „Islamischen Staat“. Erkennbar durch das Kürzel „IS“.Wir plädieren daher dafür, den Verfassungsschutz entscheiden zu lassen. Welche Codes sindeindeutig und welche nicht?Aber machen wir uns nichts vor. Rechtsextremismus wird durch Anträge wie diesen nichteingedämmt.Neonazis und andere Extremisten finden immer einen Weg, ihremenschenverachtende Gesinnung nach außen darzustellen. Wenn sie es wollen. Wer sichwirklich mit seinem Menschenhass brüsten will, lässt sich nicht von einer KfZ-Zulassungsstelleaufhalten. Untersagen wir Buchstaben- und Zahlencodes auf Kennzeichen, werden sie aufandere Möglichkeiten ausweichen.Aber ein KFZ-Kennzeichen ist ein offizielles Dokument. Und auf offiziellen Dokumenten hatNazi-Symbolik nichts zu suchen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html