Lars Harms: Außer Ankündigungen bisher noch nichts Gravierendes
Presseinformation Kiel, den 11. Oktober 2017Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 2 Regierungserklärung„Ständig ändern sich die Positionen der Regierungsparteien. Erst ist die CDU für G 8, dann wieder für G 9. Grüne wollen erst Umweltstandards bei Vergaben und dann kann das doch wieder weg. Nur die FDP bleibt sich treu: Vernünftige Löhne sind Käse und dabei bleibt es! Das ist wirklich das einzig verlässliche an dieser Koalition!“Wäre man gehässig, dann würde man sicherlich sagen, außer Ankündigungen hat dieLandesregierung bisher noch nichts Gravierendes auf die Beine stellen können. Aber wie Siewissen, kann ich ja gar nicht gehässig sein. Nach der Wahl gab es Koalitionsverhandlungen,danach sechs Wochen Sommerferien, danach vier Wochen Bundestagswahlkampf und jetztschließen sich wieder Verhandlungen auf Bundesebene an. Fürs Regieren bleibt da eben keineZeit. Warum auch, die Küstenkoalition hat ja gut vorgearbeitet und dann kann man sich ebenerst einmal damit zufriedengeben, die Früchte dieser Vorarbeit einzufahren. 2So geschehen bei der Rader Hochbrücke. Es freut uns alle, dass der sechs-streifige Ausbau jetztdoch noch möglich geworden ist. Der damalige Wirtschaftsminister Meyer hat damals alsorichtig gehandelt und unser heutiger Wirtschaftsminister kann sich freuen, dass es jetzt klappt.Ich sage das so wertfrei wie möglich, da ich glaube, dass die meisten hier sich freuen, dass wirhier nun doch noch eine vernünftige Lösung bekommen.Allerdings ist es nun auch notwendig, dass es weitergeht. Der Ministerpräsident hatangekündigt, dass wir einen weiteren Ausbau der A 7 nach Norden brauchen – eine alte SSW-Forderung. Ja, wir brauchen einen sechs-streifigen Ausbau, weil nicht nur der Verkehr vonSüden zunimmt, sondern auch der Verkehr von Norden her sich verstärken wird. In Zukunftwird eine zweite Autobahn auf dänischer Seite von Norden nach Süden gebaut und beiHadersleben an die E 45, also unsere A 7, herangeführt werden. Der Schwerlastverkehr wirddadurch noch zunehmen. Und der dänische Verkehrsminister hat schon vorgefühlt, ob es EU-Mittel für einen Ausbau geben kann. Und wie wir auf unserer Reise nach Kopenhagen hörenkonnten, besteht diese Möglichkeit. Deshalb muss es jetzt zügig gemeinsame Planungen fürdiesen Ausbau geben und wir müssen diesen Ausbau jetzt schon dringend für denBundesverkehrswegeplan als überaus dringend anmelden. Hier muss in den nächsten 100Tagen etwas passieren!Doch zurück zu den vergangenen 100 Tagen. Nach der Wahl ist ja oft alles anders. Und so ist esauch hier. Vor der Wahl hieß es, die A 20 wird umgehend gebaut und ist in fünf Jahren fertig,wenn denn die CDU regiert, und nach der Wahl wird dieses Versprechen sofort wiedereinkassiert. Und mir kann keiner erzählen, dass dies völlig überraschend war. Wir alle wussten,dass dies nicht möglich war. Und alle, bis auf einen, haben dies wahrheitsgemäß imWahlkampf auch gesagt. Die Leute erwarten jetzt, dass hier etwas passiert. Nur einfach sagen,es dauert doch etwas länger reicht nicht. Wir brauchen ein neues Planungsrecht und der SSW 3hat hier einen entsprechenden Antrag eingebracht. Sie müssen jetzt nur noch handeln undendlich in die Gänge kommen, damit wir in Zukunft ein schlankes Planungsrecht bekommen!Geschehen ist bisher hier nichts!In der Wirtschaftspolitik ist ohnehin noch nicht allzu viel geschehen. Wir wissen jetzt, dass derWirtschaftsminister Mindestlöhne nicht immer schön findet und dass in Mittelstandsbeirätendie Beschäftigten, sprich die Gewerkschaften, nicht mitreden sollen. Das wussten wirallerdings auch schon vorher. Was allerdings spannend wird ist, wie die angeblich notwendigeVerschlankung des Vergaberechtes aussehen soll. Der Vergabemindestlohn soll ja bleiben undauch die Tariftreue soll ja laut Koalitionsvertrag nicht angetastet werden. Dann bleiben nurnoch zwei Spielwiesen auf denen sich der Wirtschaftsminister austoben kann:Umweltstandards und Sozialstandards bei der Vergabe. Beides war ja in der Vergangenheitauch wichtig für die Grünen und hier wird es nun Abstriche geben. Für uns kann ich aber sagen,dass Umweltstandards bei einer Vergabe ihre Berechtigung haben und auch Sozialstandardsbei Vergaben und Beschaffungen eine Selbstverständlichkeit sein müssen. Eine saubereUmwelt und eine faire Behandlung der Beschäftigten sind keine überbordende Bürokratie,sondern immer noch eine dringende Notwendigkeit!Auch in Sachen Bildung wissen die Menschen längst nicht immer, woran sie mit dieserRegierung sind. Sicher: Mit der Rolle rückwärts zum flächendeckenden G9 folgt man demvermeintlichen Mehrheitswillen. Diese Abkehr vom Abitur nach 12 Jahren, das die CDU 2007 jaselbst mit eingeführt hat, mag also heute populär sein. Kontinuität und Verlässlichkeit siehtallerdings völlig anders aus.Ganz ohne Frage lässt sich gerade in der Bildungspolitik viel bewegen und genau hier werdenwichtige Grundlagen für unsere Zukunft gelegt. Gleichzeitig muss man sich aber dringend 4bewusstmachen, dass unsere Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern sehr direkt vonden Vorgaben der Politik betroffen sind. Hier ist Augenmaß und verantwortungsbewusstesHandeln gefragt. Es ist gar nicht lange her, da haben wir den allerersten G8-Abiturienten zumAbschluss gratulieren können. Wirklich umfangreiche Erfahrungen mit G8 haben wir inSchleswig-Holstein also nicht. Noch dazu haben unsere Gymnasien diesen strukturellenWandel mittlerweile bewältigt und sich zunehmend gut aufgestellt. Wenn nun in einemscheindemokratischen Eilverfahren gravierende strukturelle Änderungen durchgedrücktwerden, geht das natürlich nicht spurlos an den Betroffenen vorbei. Sprechen Sie doch mal mitden Lehrerinnen und Lehrern vor Ort. Dann werden Sie schnell merken, dass dieVerunsicherung schon heute enorm groß ist!Mit der aktuellen schulgesetzlichen Änderung ist Fakt, dass Gymnasien nur dann bei G8 oderbeim Y-Modell bleiben können, wenn sie sofort die entsprechenden Schritte für eineaußerplanmäßige Schulkonferenz einleiten. Die Frist bis zum 23. Februar 2018 ist aus meinerSicht wirklich ausgenommen sportlich. Noch dazu muss sich hier eine Dreiviertelmehrheit fürden Erhalt der bisherigen Struktur aussprechen. Und im Zweifel setzt sich dieBildungsministerin dann auch einfach über dieses Votum hinweg. Das istzusammengenommen keine Beteiligung, sondern reine Scheindemokratie. Es wäre naiv, zubehaupten, dass man bei allen bildungspolitischen Entscheidungen alle einbeziehen undmitnehmen kann. Bei einer so gravierenden strukturellen Änderung wie der flächendeckendenRückkehr zu G9 halte ich Beteiligung aber für zwingend notwendig. Nicht zuletzt, weil sich hiererhebliche Kostenfragen und damit auch Fragen der Konnexität für die Kommunen ergeben.Nur zur Erinnerung: Die Rückkehr zu G9 löst nachweislich nicht nur einen Mehrbedarf anLehrkräften aus, sondern auch an Räumlichkeiten. Und all das vor dem Hintergrund von 5mittelfristig steigenden Schülerzahlen. Hier erwarten die Kommunen völlig zu Recht konkreteAntworten. Doch diese Antworten bleibt Jamaika bisher weitestgehend schuldig.Man sollte bei all dem auch nicht so tun, als stünden für den Bereich Bildung plötzlich deutlichmehr Mittel bereit. Die Rückkehr zum flächendeckenden G9 betrifft aber ausschließlich dienicht einmal 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die ihren Abschluss am Gymnasiummachen. Die Ressourcen, die man hier in ganz erheblichem Maß bindet, fehlen damitlogischerweise an den anderen Schulen. Da können Sie noch so oft betonen, dass manSchulformen nicht gegeneinander ausspielen will. Am Ende des Tages müssen rund 80 Prozentder Schülerinnen und Schüler enger zusammenrücken, damit die anderen 20 Prozent mehrvom Kuchen bekommen. Wenn man bedenkt, dass führende Bildungsforscher weder in derQualität der Abschlüsse noch in der Belastung der Schülerinnen und Schüler nennenswerteUnterschiede zwischen G8 und G9 feststellen können, ist diese Entscheidung schonökonomisch mehr als fragwürdig.Auch wenn Jamaika ganz offensichtlich nicht immer das direkte Gespräch mit den Betroffenensucht, sind viele Menschen aufgrund so mancher Formulierung im Koalitionsvertrag oderZeitungsmeldung verunsichert. Denn nicht nur bei der Frage G8 oder G9, sondern auch imGrundschulbereich, beim Thema Inklusion oder in der Beruflichen Bildung plant diese Koalitionmitunter sehr umfassende Änderungen. Zugegeben: Bis heute kennt kaum jemand diekonkreten Details. Aber vermutlich sind damit in fast allen Schularten erheblicheAuswirkungen auf den Schulalltag zu erwarten. Und deshalb haben auch fast alle Lehrkräfteund viele Eltern, mit denen ich spreche, einen Haufen Fragen. Zum Beispiel zur zukünftigenAusstattung mit Personal und Sachmitteln oder zur inhaltlichen Ausgestaltung desUnterrichts. Das gilt für den angekündigten zusätzlichen Unterricht im Grundschulbereichgenauso wie für die inhaltliche Weiterentwicklung des neunjährigen Wegs zum Abitur. In der 6Schulpolitik ist die Koalition also dringend Antworten schuldig, damit die Menschen endlichmal ein Mindestmaß an Sicherheit und Orientierung haben.Überhaupt: Sicherheit und Orientierung. Da ist man ja schnell bei der Polizei. Ich glaube mankann bei uns im Norden nur von Glück reden, dass wir unsere Reformen bei der Polizei schonabgeschlossen haben. Sie erinnern sich vielleicht noch, damals als man noch Konzeptegemeinsam erarbeitete und entsprechend umsetzte, hatte man beschlossen, die Polizeiarbeitneu aufzustellen und auch die Dienststellenstruktur auf den Prüfstand zu stellen. DiePolizeidirektionen haben dann für ihren jeweiligen Bereich eine Struktur erarbeitet und Stückfür Stück eigenständig und eigenverantwortlich umgesetzt. Glücklicherweise haben wir imNorden diese Struktur schon umgesetzt, so dass die Polizei nun präsenter sein kann als zuZeiten an denen noch Mini-Dienststellen mit begrenzten Öffnungszeiten aufrechterhaltenwurden. Andere Regionen waren da anscheinend langsamer und nun müssen Sie kleineDienststellen doch noch erhalten. Das mag zu einem unbestimmten Wohlgefühl in mancherGemeinde führen. Zu mehr Sicherheit führt dies nach hundert Tagen Jamaika nicht!Auch in der Umweltpolitik hat es bisher noch keine großen Initiativen gegeben. Wenn maneine weitere Verbesserung des Naturschutzgesetzes und des Waldgesetzes imKoalitionsvertrag allerdings auch schon im Vorwege ausschließt, dann sehen wir 5 JahrenStillstand in der Naturschutzpolitik entgegen. Ich sage ganz deutlich, dass war trotz manchenUnterschieden im Detail niemals der Ansatz in der vergangenen Koalition. Anstatt mit demgesamten Kabinett bei Dunkelheit durch die Geltinger Birk zu spazieren, hätte man lieber beiTageslicht sich um den Erhalt des „Preesterholt“ in Steinbergkirche kümmern müssen.Zumindest kann man erwarten, dass zumindest rechtliche Regelungen geschaffen werden, diees in Zukunft erschweren, dass solche Abholzungen wie dort stattfinden können. Und da der 7Minister derselbe ist, wie in der letzten Wahlperiode, ist diese Erwartungshaltung umsogrößer.Dieses Thema hat ja mittelbar auch etwas mit der Windenergieplanung zu tun. Auch hier istbisher nichts geschehen. Und das ist gut so, weil die Ankündigungen von CDU und FDP imWahlkampf das Schlimmste vermuten ließen. Ich deute die Ruhe in diesem Bereich so, dassman jetzt auch hier überlegt, wie man den Bürgerinnen und Bürgern draußen vermittelt, dassman das, was man seinerzeit vollmundig versprochen hat, nun doch nicht halten wird. Wollteman die Versprechen mit den wesentlich größeren Abständen halten, würde dies eine hiererfolgreiche Branche bis ins Mark treffen. Die Windkraftplanung müsste völlig neu aufgesetztwerden und der Ausbau und auch das Repowering von Windenergie würden völlig zumErliegen kommen. Arbeitsplätze würden massiv abgebaut werden und das alles nur wegenunsinniger Wahlversprechen von CDU und FDP!Ja es wirkt schon ein bisschen wie verkehrte Welt. Ständig ändern sich die Positionen derRegierungsparteien. Erst ist die CDU für G 8, dann wieder für G 9. Grüne wollen erstUmweltstandards bei Vergaben und dann kann das doch wieder weg. Nur die FDP bleibt sichtreu: Vernünftige Löhne sind Käse und dabei bleibt es! Das ist wirklich das einzig verlässlichean dieser Koalition!Aber wir haben ja trotz all der Gegensätze, die sich mit der Koalition ergeben, gesagt, dass wireine konstruktive Oppositionsarbeit leisten wollen. Wir machen keine Kritik nur um der Kritikwegen. Deshalb wiegen unsere kritischen Anmerkungen allerdings auch umso mehr. Trotzdemgibt es aber auch den einen oder anderen Lichtblick in der 100-Tage-Bilanz. 8Da ist zum einen natürlich das Bekenntnis zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mitDänemark. Ich war ja selbst mit zum ersten Besuch des Ministerpräsidenten in Dänemark undkann feststellen, dass auch die dänische Seite sieht, dass es der Schleswig-HolsteinischenRegierung ehrlich daran gelegen ist, die schon gute Zusammenarbeit weiter fortzuführen. Dasist beileibe kein Selbstgänger. Denn die Regierung Carstensen war seinerzeit für den absolutenTiefpunkt in den deutsch-dänischen Beziehungen verantwortlich. Die letzte Regierung hat hierviel zur Normalisierung des Verhältnisses beigetragen und die jetzige Regierung will diesesfortführen. Das begrüßen wir ausdrücklich.Wir wollen in diesem Feld auf keinen Fall Rückschritte, sondern wir sehen Dänemark als einenstrategischen Partner mit dem wir gemeinsam für die Interessen unserer gemeinsamenRegionen arbeiten können. Dazu zählt insbesondere auch die Fehmarn-Belt-Querung, die fürdie dänische Seite von überragender Bedeutung ist. Nach unserer Auffassung muss das Landalles tun, um die Planungen schnellstmöglich voranzutreiben und dafür Sorge zu tragen, dassdie Umsetzung der Querung so schadlos wie möglich für die betroffene Bevölkerung ist. Undich glaube, an der einen oder anderen Stelle bestehen auch für uns wirtschaftlicheEntwicklungsmöglichkeiten, wenn man sich auf das Projekt einlässt.Bei aller Euphorie darf man aber eben auch nicht die nördliche Region unseres Landesvernachlässigen. Hier müssen wir auch, wie beim Fehmarn-Belt, für eine vernünftigeVerkehrsanbindung und eine gute wirtschaftliche Entwicklung auf beiden Seiten der Grenzearbeiten.Wenn wir bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind, dann sind wir natürlich schnellauch bei der Minderheitenpolitik nördlich und südlich der Grenze. Wir begrüßen es, dass derMinisterpräsident in seiner Regierungserklärung angekündigt hat, dass er die überauserfolgreiche Minderheitenpolitik der Vorgängerkoalition weiterführen will. Ich sage ganzdeutlich, dass dies ein hoher Anspruch ist, weil wir in den letzten 5 Jahren eine Vielzahl von 9Verbesserungen für die Minderheiten auf den Weg gebracht haben. Nun ist in den ersten 100Tagen noch nicht viel im Minderheitenbereich geschehen, aber ich möchte trotzdem dieGelegenheit nutzen und Projekte nennen, die bisher noch nicht vollständig abgeschlossen sindund die die Landesregierung entsprechend engagiert weiterführen kann.Da ist zum einen die Umsetzung von weiteren Ziel- und Leistungsvereinbarungen für dieMinderheitenorganisationen. Im Koalitionsvertrag ist hierzu ja auch schon etwas gesagt. Dieentsprechende Vereinbarung für das Nordfriisk Instituut ist in Arbeit, was die Kontinuität derArbeit dort positiv beeinflusst. Wir brauchen aber auch erstmals eine entsprechendeVereinbarung für die dänische Kulturarbeit. Auch der dänische SSF benötigt eine Ziel- undLeistungsvereinbarung und auch dort muss es markante Steigerungen bei der finanziellenUnterstützung geben. Und ich glaube, auch mit dem Landesverband der Sinti und Roma solltenwir auf einer solchen Basis in Zukunft zusammenarbeiten.Zwei weitere noch nicht beendete Projekte sind einerseits die zweisprachige wegweisendeBeschilderung in Nordfriesland. Hier ist man derzeit über die Anfänge noch nichthinausgekommen und deshalb ist es notwendig, die im Friesisch-Gesetz vorgegebenenMaßnahmen mit Elan weiterzuverfolgen. Und andererseits hat schon die alte LandesregierungVorarbeiten für die Gründung einer Stiftung für das friesische Volk in Gang gesetzt. Auch hiersollten wir zu Lösungen kommen, die eine Gründung der immerhin seit 1990 gewünschtenStiftung im Jahr 2018 ermöglichen.Herr Ministerpräsident, Sie haben gesagt, dass Sie die Minderheitenpolitik wie bisherfortführen wollen. An den eben genannten Projekten werden die Minderheiten Sie messen!Die Neufassung des Glücksspiel-Staatsvertrags ist ein wichtiger Bereich, der von der Koalitionumgehend angegangen wurde. Wir haben dieses Ansinnen im gemeinsamen Antrag in derletzten Landtagssitzung gerne mit angeschoben, weil wir glauben, dass es unverantwortlichwäre, wenn es weiterhin Bereiche des Glücksspiels gäbe, die völlig ohne Regulierung wären. 1 0 Deswegen ist es richtig, dass wir einen Staatsvertrag brauchen, der einheitliche Richtlinien fürdas gesamte Online-Glücksspiel festschreibt und der sicherstellt, dass auch die Einnahmen ausdiesem Glücksspiel in Suchtprävention, Spielerschutz, soziale Projekte und in den Kulturbereichfließen. Es ist gut, dass der Versuch gemacht wird, hier eine Lösung für alle Bundesländer zufinden. Dafür muss man dann auch ein wenig Druck machen. Das geschieht nun dadurch, dasswir den vorliegenden Staatsvertrag nicht unterschreiben. Es muss uns aber auch klar sein, dass,sollte es nicht möglich sein, die Bundesländer für einen neuen Staatsvertrag zu einen, die letzteOption auch wieder ein gesetzgeberischer Alleingang unseres Bundeslandes sein könnte.Kommen wir nun zu dem letzten relativ konkreten Punkt, den die Landesregierung angestoßenhat: die Straßenausbaubeiträge. Dass den Kommunen hier wieder die Möglichkeit gegebenwird, auf diese Ausbaubeiträge verzichten zu können, ist positiv zu sehen. Es ergibt sich so einmehr an kommunaler Eigenverantwortlichkeit und es bestehen ja eine Vielzahl anMöglichkeiten, die anstelle von hohen einmaligen Beiträgen genutzt werden können. Hiermitmuss nur verantwortungsvoll umgegangen werden und wir können uns sogar vorstellen, dassdieses Mehr an kommunaler Entscheidungsmöglichkeiten zu ähnlichen bürgernahenDiskussionen führen kann, wie in den dänischen Kommunen. Dort hat man ja auch dieMöglichkeit, Abgaben für Projekte von allen Bürgern zu erheben, die dann nach Projektendeauch wieder zurückgefahren werden können. Auch solche Möglichkeiten lässt das neue Rechtin Zukunft zu.Man hat ja immer so bisschen den Hang dazu, Noten zu verteilen. Ich natürlich auch.Bei den Kindern geht es immer um die Beteiligung am Unterricht. Bei Ihnen eher um dieBeteiligung am Regieren. Da würde ich sagen: 4-, da ist ja noch nicht viel passiert. Vielleichkonnte da aber auch noch nicht so viel passieren. 1 1 Wenn es um den Inhalt geht, sieht es natürlich ähnlich aus: 4, wer kaum etwas tut, der bewegtnatürlich auch noch nichts inhaltlich.Aber der Ausdruck, meine Damen und Herren, der ist natürlich schon deutlich sichtbar: da gibtes eine 2, der Wirtschaftsminister macht zumindest klare Kante – gerade auch gegenüber denGrünen - und die Finanzministerin spricht immer noch von einer halben Milliarde Euro plus inder Kasse, als ob morgen das Abendland zusammenbricht. Und das, obwohl wir inzwischenkeine finanziellen Herausforderungen in Bezug auf Flüchtlinge haben, wie noch dieKüstenkoalition.Betragen: Artig wart ihr bisher ja alle – und das ist ja auch schon ein Wert an sich.Alles in Allem ist die Bilanz also Durchwachsen. Aber, meine Damen und Herren, da ist nochLuft nach oben.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html